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DienstantrittTobias Schröter möchte das Stadtarchiv Bergisch Gladbach bekannter machen

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Ein Mann in rotem Kapuzenpulli, mit rotem Haar und rotem Bart, steht vor einem Bücherregal mit alten Nachschlagewerken.

Tobias Schröter ist der neue Leiter des Stadtarchivs Bergisch Gladbach. Sein Ziel ist es, dass noch mehr Menschen die Möglichkeiten der modernen Einrichtung nutzen.

Der Archivar versteht sich als Dienstleister. Er möchte Hemmschwellen abbauen und auch durch Digitalisierung den Zugang erleichtern. 

Wer eine neue Stelle antritt, der befasst sich fast zwangsläufig in der Einarbeitungszeit mit dem, was dort zuvor geschah. Aktenstudium also. Im Fall von Tobias Schröter ist das, was vorher geschah, der Zeitraum seit dem 16. Jahrhundert und die Regale im Aktenschrank sind zusammengerechnet mehr als einen Kilometer lang. Denn der 42-Jährige ist seit wenigen Wochen neuer Leiter des Stadtarchivs in Bergisch Gladbach.

„Ich wusste, dass hier spannende Bestände liegen“, sagt er über seine Erwartungen bei Dienstantritt. Die Realität habe das bestätigt. „Ich habe ein sehr, sehr gut geführtes Archiv vorgefunden“, so Schröter, der zuvor fünf Jahre lang für den Lohmarer Archivverbund tätig war, dem sieben Archive, unter anderem auch das in Rösrath, angeschlossen seien.

Seine Vorgänger modernisierten die Einrichtung räumlich und digital

In Bergisch Gladbach profitiere er von seinem Vor-Vorgänger Dr. Albert Eßer, dem es gelang, die in vielerlei Hinsicht improvisierte Unterbringung im – inzwischen abgerissenen Gebäude – des ehemaligen Arbeitsamtes an der Oberen Hauptstraße gegen die modernen Räume im ehemaligen Lübbe-Verlagshaus einzutauschen. Mit Büros, modernem Magazin und gut ausgestattetem klimatisiertem Lesesaal für Besucher.

Sein unmittelbarer Vorgänger Dr. Thomas Schwabach habe dann den Fokus auf die Digitalisierung im Archiv gelegt. Augenfälliges Beispiel dieses Engagements sei ein Hightech-Archiv-Scanner, den Schwabach noch bestellt habe und der nun dem Archiv zur schonenden Quellenbearbeitung zur Verfügung stehe, berichtet Schröter.

Fokus auf historische Bildung und Öffentlichkeitsarbeit

Derzeit versuche er zu schauen, „wo das Archiv steht“. Verstärkt möchte er den Fokus auf historische Bildung und Öffentlichkeitsarbeit legen. „Ich bin in den vergangenen Wochen durch die Kultureinrichtungen getingelt, um Kooperationsmöglichkeiten herauszufinden.“ Nächstes Jahr werde es daher wieder im Archiv eine „Geschichtswerkstatt“ geben, man werde sich auch weiter am Tag der Archive beteiligen und Bildungspartnerschaften für Schulen anbieten.

Das Magazin eines Archivs: graue, bewegliche Metallregale, in denen beschriftete Pappkartons liegen

Ein Blick ins Herz des Stadtarchivs. Hier lagert Archivgut vom Ende des 16. Jahrhunderts bis zur heutigen Zeit.

„Wir wollen den Leuten näher bringen, was sie hier finden können.“ Denn das Wissen über Archive sei begrenzt. „Wir sind eine Serviceeinrichtung“, sagt er. Er empfinde sich als Dienstleister, wolle Hemmschwellen abbauen. „Wenn jemand etwa zu seiner Familien- oder Firmengeschichte Fragen habe, forschen wolle, dann helfe man.

Schröter ist fasziniert von der Industriegeschichte  Gladbachs

Deshalb beabsichtigt Schröter auch, die Personenstandsregister abschießend digitalisieren, damit sie auch – soweit gesetzlich möglich - im Internet zur Verfügung stünden. Die Digitalisierung empfindet Schröter als große Chance, den Zugang zu den im Archiv lagernden Quellen für breite Bevölkerungskreise zu ermöglichen. Allerdings sieht er auch Gefahren der Datensicherheit. Auch hier drohten künftig vermutlich Fake-News.

Archivarbeit werde nie langweilig, habe manchmal sogar detektivische Züge“ erklärt Schröter. Faszinierend an Bergisch Gladbach finde er die Industriegeschichte der Stadt, die so stark mit der Zanders-Firmengeschichte verzahnt sei. Aktuell wirke dies ja auch in der Gestaltung des Zanders-Areals in der Stadtmitte fort.

Und manchmal stoße man in den Akten auch auf Kurioses, erinnert er sich. „Wenn da eine Stadtverwaltung einer Karnevalsgesellschaft eine Bescheinigung ausstellt, dass die aus NVA-Beständen übernommene Gulaschkanone ausschließlich zu Brauchtumszwecken, nicht aber militärisch genutzt werden dürfe, dann ist das schon komisch.“