Vereinsgründer im Interview„Schildgen soll nicht im Verkehr ersticken“

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Jörg Meuten und Thorsten Berger (r.) vom Vorstand des neuen Bürgervereins wünschen sich ein ausgewogenes Verkehrskonzept.

Jörg Meuten und Thorsten Berger (r.) vom Vorstand des neuen Bürgervereins wünschen sich ein ausgewogenes Verkehrskonzept.

Bergisch Gladbach – Anwohner in Schildgen haben einen neuen Bürgerverein für Schildgen und Katterbach gegründet. Die beiden Vorstandsvorsitzenden Thorsten Berger und Jörg Meuten berichten, was sie am geplanten Verkehrskonzept stört.

Warum haben Sie einen Bürgerverein gegründet?

Berger: Wir wollen, dass unser Schildgen lebenswert bleibt und nicht im Verkehr erstickt. Anlass für die Vereinsgründung sind die bisher vorliegenden Pläne für eine Umgestaltung der Altenberger-Dom-Straße.

Meuten: Wir befürchten, dass das Zentrum Schildgens noch stärker zur Durchfahrtsstraße wird. Der Verkehr wird mehr. Und das ist genau das, was wir nicht wollen. Von einer Verkehrsreduzierung ist überhaupt nicht mehr die Rede.

Was ist das aktuelle Ziel des Bürgervereins?

Berger: Wir setzen uns für ein ganzheitliches, langfristiges, ausgewogenes Verkehrskonzept für Schildgen ein. Unser Ziel ist es, alle Interessen, sei es die der Fußgänger, Radfahrer, Geschäftsleute, Autofahrer oder Schulkinder unter einen Hut zu bekommen. Wir sind uns bewusst, dass das sehr schwer wird.

Meuten: Es ist aber vor allem die Aufgabe der Stadtverwaltung und des zuständigen Planungsbüros, das hinzukriegen.

Aber ein Bürgerverein vertritt Partikularinteressen. Müssen Sie nicht befürchten, als Spinner abgetan zu werden?

Berger: Das sehe ich nicht so. Wir wollen ein Verein für alle sein. Deshalb wollen wir möglichst viele Schildgener in den Verein bekommen, damit wir eine breite Basis abbilden können.

Sind sie zufrieden mit der Bürgerbeteiligung, die die Stadtverwaltung ja fest zugesagt hat?

Meuten: Nein. Bisher sind lediglich bestimmte Gruppen getrennt über die Planungen informiert worden: Kirche, Schule, Mobile Nachbarn und Einzelhändler. Das reicht nicht. Eine große Infoveranstaltung für alle hat es nicht gegeben. Das ärgert uns.

Sind Sie politikverdrossen?

Berger: Politikverdrossen würde ich das nicht nennen. Wir wollen uns für unseren Ort engagieren. Wir wollen Gehör finden, und das geht nur, wenn man selber auch aktiv wird.

Was ist Ihre Kernforderung?

Meuten: Wir brauchen ein Konzept, das den Durchgangsverkehr in Schildgen reduziert, auch damit der Verkehr für Radfahrer sicherer wird.

Umstrittene Verkehrspolitik

Neues Gutachten liegt vor

Das Thema Verkehrssituation in Schildgen steht für die Sitzung des Ausschusses für Strategische Stadtentwicklung auf der Tagesordnung: Dienstag, 23.November, 17 Uhr, Ratssaal Bensberg. Das nach der Vorstellung der Verkehrsuntersuchung im Sommer 2020 in Auftrag gegebene Vertiefungsgutachten liegt nun vor, teilt die Verwaltung mit. In der Sitzung soll über das weitere Vorgehen beraten und abgestimmt werden. Die weitere Ausarbeitung der konkret vorgeschlagenen Maßnahmen soll vorbehaltlich der Ausschussentscheidung anschließend unter Einbindung der Bürgerschaft erfolgen.

150 Anwohner kamen zur ersten Informationsversammlung des Bürgervereins für Schildgen und Katterbach in den voll besetzten Pfarrsaal von Herz Jesu. Über 70 Schildgener sind dem neuen Bürgerverein bereits beigetreten. Informationen finden sich auf der Website. (ub)

Wie soll das gehen?

Berger: Zum Beispiel, indem eine Umgehungsstraße gebaut wird. Das Konzept, so wie wir es bisher kennen, trägt zum Aussterben unseres Ortsteils bei.

Weil 23 Parkplätze wegfallen?

Berger: Das was Schildgen ausmacht, ist doch auch, dass die Leute anhalten, in die Geschäfte reinspringen, um etwas zu erledigen. Da macht es keinen Sinn, Parkplätze ersatzlos zu streichen.

Meuten: Wenn die Stellplätze an der Altenberger-Dom-Straße wegfallen, wird sich der Parkverkehr in die Seitenstraßen verlagern.

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Hoffen Sie auf die Unterstützung der Ampel-Koalition?

Meuten: Angefangen hat das Projekt ja schon, als es noch andere Mehrheitsverhältnisse gab. Die Frage ist jetzt, wie geht es weiter? In das Ideologische wol-len wir uns gar nicht hineinbegeben. Unser Thema ist, wie kriegen wir Schildgen so hin, dass es lebenswert bleibt und Aufenthaltsqualität hat.

Was planen Sie als nächste Schritte?

Meuten: Wir werden uns mit unserer Forderung nach einem ausgewogenen Verkehrskonzept an die Politik wenden. Dabei darf es keine Denkverbote geben.

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