Mehr Platz fürs RadGladbacher Mobilitätskonzept hat noch viele offene Punkte

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Der Überweg für Radler am Turbokreisel in Bergisch Gladbach.

Der Überweg für Radler am Turbokreisel in Bergisch Gladbach.

Bergisch Gladbach – Mancher Autofahrer würde das „Mobik“ am liebsten in den Giftschrank der Verwaltung sperren, ein großes Schloss davor machen und den Schlüssel in die Strunde werfen auf Nimmerwiedersehen. Und nein, „Mobik“ ist keine Phantasiegestalt aus dem Fantasyroman „Herr der Ringe“, sondern das aktuelle Verkehrskonzept der Stadt.

Am Tag nach der Kommunalwahl ist das „Mobik“ aus den Tiefen der Verwaltung aufgetaucht, und zwar in einer Stellungnahme der künftigen Grünen-Spitze Theresia Meinhardt, die einen Fahrplan fürs „Mobik“ forderte. „Gerade beim Thema Fahrradmobilität muss sich schnell etwas tun.“ Die Dinge, die im „Mobilitätskonzept“ Bergisch Gladbach 2030 (so der ausgeschriebene Name) aufgeführt seien, müssten schleunigst umgesetzt werden. Die Grünen sind nach der Wahl in der Führungsrolle einer möglichen Dreierkooperation mit SPD und FDP.

Seit einem Mehrheitsbeschluss im Planungs- und im Verkehrsausschuss von Ende Juni 2016 ist das „Mobik“ in der Umsetzung. FDP und Linke/BP waren damals dagegen, die Grünen enthielten sich, die Mehrheit aus CDU und SPD stützte das Konzept.

8 Prozent weniger Autoverkehr

Den einen geht das Papier nicht weit genug, den anderen schon zu viel weit. Das Ziel ist vorgegeben: Bis 2030 soll der Autoverkehr um acht Prozent abnehmen, zugunsten von Fußgängern, Radfahrern, Bahnen und Bussen etc. Das „Mobik“ gilt als Stellhebel um den Straßenraum künftig fair zu verteilen. Bislang dominieren die Autos. Aber Räder brauchen auch Platz.

Im Stadtbild ist das, was zum Radverkehr im „Mobik“ steht, bislang kaum angekommen. Das sagen übereinstimmend die Fraktionen (Befürworter und Gegner), das sagt aber auch die Stadt und verweist auf einen Personalwechsel beim Mobilitätsmanager der Verwaltung, der entscheidenden Schaltstelle.

Offene Liste

56 Maßnahmen für Radfahrer nennt das Konzept beispielhaft, meist Schutzstreifen an den Hauptachsen. Diese sind bislang überwiegend nicht vorhanden, Konflikte erscheinen da in Zukunft nicht ausgeschlossen. Gekommen ist als erster Radstreifen derjenige entlang der Kölner Straße, er hat keinen Jubel, sondern lautstarken Protest der Anlieger ausgelöst.

Parkplätze sind dafür weggefallen, ein Parksuchverkehr in die Nebenstraßen sei zu beobachten. Auch an der Friedrich-Offermann-Straße in Bensberg sind die Rad-Pinselstriche auf den Asphalt gekommen. Viel mehr ist nicht geschehen, die offene Liste mit Straßen quer im Stadtgebiet ist lang. Im Herbst soll ein Radstreifen-Versuch an den Buddestraße starten, Ergebnis offen.

Verkehrsuntersuchungen für die Innenstadt

Anderes ist unstrittig und in der Umsetzung. An den Grundschulen gibt es die Elterntaxi-Abgabezonen für den Nachwuchs. Es gibt Verkehrsuntersuchungen für die Innenstadt und für Schildgen, das zweite Gleis für die S-Bahn ist in Planung, in Paffrath wird die Gesamtschule radfreundlich. Radschnellwege nach Köln sind als Regionale-Projekt im Entstehen. Auch die Mobilstationen an den Park-and-ride-Plätzen, gerade im Aufbau, gehören zum „Mobik“-Konzept.

Intelligente Ampeln sollen den Verkehr verflüssigen. Ein Parkleitsystem für Bensberg kommt, Carsharing, Bike and Ride und Radboxen sind auf dem Weg.

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