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HitzewelleBergisch Gladbach hat einen Plan für kühle Orte

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt den neuen Brunnen in Bensberg

Der neue Brunnen an der Schloßstraße in Bensberg sorgt für Abkühlung

Mit einem Hitzeaktionsplan will die Stadt Bergisch Gladbach kommenden Hitzewellen begegnen

Heute mal zur Kreissparkasse oder in die VR-Bank in die Stadtmitte? Das könnte eine gute Idee sein, auch wenn es nicht um Geldgeschäfte geht. Beide Banken sind nämlich anerkannt „kühle Orte“ und auf der „Karte der Kühlen Orte“ im Stadtgebiet zu finden. An einem Hitzetag wie heute helfen die Klimaanlagen der Geldinstitute sehr vor den gesundheitlichen Folgen der Hitze.

Erbarmungslos brennt der Planet. Sonne von frühmorgens bis spätabends, fast 17 Stunden lang. Keine körperlichen Anstrengungen, der Sonne aus dem Weg gehen, viel trinken. Wer kann, hält sich an diese Ratschläge. Die erste richtige Hitzewelle des Jahres ist da, und am Mittwoch könnten die Temperaturen bis auf die 40 Grad hoch gehen.

40 Grad im Bergischen

Im Bergischen, nicht in Andalusien oder andernorts in Spanien. Der für Mittwoch angesetzte Seniorenstammtisch jedenfalls ist abgesagt wegen der Hitze und wird am 9. Juli (Wirtshaus Am Bock, 15 Uhr) nachgeholt. Die von den Menschen verursachte Erderwärmung bringt den Planeten mächtig ins Schwitzen. Dichte Bebauung, starke Versiegelung: Die Struktur der Stadtmitte sorgt für noch mehr Hitze.

Wer kann, bleibt zuhause. In der Fußgängerzone liegt nachmittags eine Seite in der Glutsonne, die andere teils im Schatten. Auf der Schattenseite freuen sich die Geschäftsleute über viele Passanten. Auf der Sonnenseite ging gestern kaum einer spazieren. In Bergisch Gladbach gibt es den Hitzeaktionsplan, vor zwei Jahren beschlossen.

Anpassen ans Klima

Der Hitzeaktionsplan bringt zwar keine direkte Kühlung. Aber ein zahnloser Papiertiger soll er auch nicht sein. Wertvolle Handlungsempfehlungen und Ratschläge sind im Aktionsplan zu finden, in Zeiten des Klimawandels wichtiger denn je. Maßnahmen zur Klimaanpassung gehören seit einiger Zeit zur sogenannten Daseinsvorsorge der Kommunen.

In den Verwaltungen müssen sich die Mitarbeitenden Gedanken machen, wie Innenstädte abkühlen könnten. Konkrete Maßnahmen sind gefragt, keine Planung für Schubladen: Im Gladbacher Hitzeaktionsplan gibt es 18 Kapitel, die kühlen Orte sind einer davon. Diese „Kühle Liste“ soll helfen, wenn Passanten dringend Abkühlung brauchen. Dann schnell hinein in die Schalterhallen der Banken. Oder in die Stadtkirche St. Laurentius oder ins Haus der Volkshochschule.

Rathaus als kühler Ort

Das Historische Rathaus am Konrad-Adenauer-Platz steht auch offen. Wer online durch die „Kühlen Orte“ scrollt, findet die „Klassiker“: öffentliche Einrichtungen, Supermärkte, Schwimmbäder, auch Parks und Grünanlagen. Immer weiter ausgebaut werden soll die vor zwei Jahren aufgelegte Liste, das ist der Plan. Überschlägig sind es 100 Orte im Stadtgebiet, die fürs Abkühlen laut Stadt geeignet sind. Blaue Infrastruktur spielt auch eine wichtige Rolle.

Die Bäche mit ihrem Wasserläufen sollen künftig stärker freigelegt werden, so es möglich ist. Und beim Bauen sollen die zu bebauenden Flächen aufs Nötigste begrenzt werden. Flächen, die versiegelt sind und ohne Schatten, heizen sich tagsüber schnell auf und speichern Wärme. Nachts wird sie abgegeben, was die Städte weiter erwärmt. Sprühinseln, Sprühbrunnen oder Wasserdüsen sollen perspektivisch ausgebaut werden, der neue Brunnen an der Schloßstraße ist das jüngste Beispiel.

Mehr Trinkbrunnen

Trinkwasserstationen und Trinkbrunnen kommen. Das alles braucht Zeit, auch wenn die nächsten Hitzetage schon im Anmarsch sind. Fachbehörden sind einzubinden, ehe etwas geschieht. Die Liste der Vorschläge im Hitzeaktionsplan ist lang und zeigt, dass die Stadt erst am Anfang steht. Es geht um kostenloses Trinkwasser grundsätzlich für Bedürftige, um Sonnenschutzmittel und Schwimmbadbesuche, die die Stadt finanziell unterstützen könnte.

Ältere sollen Hilfen beim Einkaufen bekommen an Hitzetagen, viel, viel mehr Grün soll ins Stadtbild kommen. An extrem heißen Tagen, so wie gestern, heute und am Mittwoch, könnte die Stadt gratis Getränke oder Eis ausgeben, schlägt der Aktionsplan vor.

Fassaden und Dächer sollen begrünt, das Bauen hitzeresilient werden. So weit, so gut. Die Stadt ist auf dem Weg, das kann man sagen. Die ersten Meter sind gemacht, aber es ist ein Marathon.