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Zweiter Weltkrieg in Bergisch GladbachZwangsarbeit und Zerstörung

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Aufmarsch im Jahr 1938 durch die damalige Adolf-Hitler-Straße, heute Hauptstraße, Anlass war das 60-jährige Bestehen des Kyffhäuserbundes.

Bergisch Gladbach – Der Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 jährt sich am Sonntag zum 74. Mal. An diesem verhängnisvollen Tag eröffnete das nationalsozialistische Deutschland mit seinem Angriff auf Polen den Zweiten Weltkrieg, der in sechs Jahren knapp 60 Millionen Menschen das Leben kostete. Der Weltkrieg blieb auch in Bergisch Gladbach und Bensberg nicht ohne Folgen – zumal es auf dem Gebiet kriegswichtige Produktion gab. So wurden im Gussstahlwerk Risch Stahlprodukte für Geschütz- und Panzerwagen hergestellt. Die Zahl der Arbeiter stieg nach Angaben von Joachim Scholtyseck während des Kriegs auf rund 550 Personen.

Bronzeglocken abgehängt

Scholtyseck hat sich in dem vom Stadtarchiv herausgegebenen Buch „Bergisch Gladbacher Stadtgeschichte“ intensiv mit der nationalsozialistischen Zeit beschäftigt. Viele rund 3000 Zwangsarbeiter, die während des Kriegs im Raum Bergisch Gladbach eingesetzt wurden, seien im Gussstahlwerk beschäftigt gewesen, schreibt er.

Ab 1942 wurden dann auch Bronzeglocken von Kirchen, etwa der in Heidkamp, abgehängt und eingeschmolzen. 1000 Luftwarnungen und 61 Luftangriffe auf Bergisch Gladbach und Bensberg gibt Scholtyseck für die Kriegsjahre an. Von 3882 Gebäuden allein in Bergisch Gladbach seien 240 vollständig zerstört und 800 schwer beschädigt worden. 652 Soldaten aus Bergisch Gladbach und Bensberg kamen im Zweiten Weltkrieg ums Leben, 200 Einwohner starben nach Bombenangriffen, ebenso wie mehr als 200 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Weitere 900 Einwohner galten nach 1945 als vermisst.

Am 16. März 1945 wurden, so Scholtyseck, 17 russische Arbeiter, denen Plünderung vorgeworfen wurde, in einem Steinbruch am Wapelsberg erschossen. Im gleichen Monat seien zwei „Ostarbeiter“, die des Diebstahls beschuldigt wurden, auf dem Marktplatz in Bergisch Gladbach vor dem Bergischen Löwen an einen Laternenpfahl gefesselt und vor etwa 50 Zuschauern hingerichtet worden. Im Februar und März 1945 gab es vermehrt Bombenangriffe von den Alliierten. Am 3. und 6. Februar trafen Bomben unter anderem den Bahnhof, die Gleisanlagen und das Industriegebiet. Sie kosteten viele Menschen das Leben.

Als die Amerikaner nahten, waren es Bensberger Frauen, die am 12. April mit Protesten auf dem Marktplatz den im Schloss Bensberg postierten nationalsozialistischen Ortskommandanten zur kampflosen Übergabe zu bewegen versuchten – mit Erfolg.