Auch den Partner der 23-jährigen Angeklagten soll ihr Vater in seine krummen Geschäfte miteinbezogen haben. Zeuge berichtet von Bedrohungen.
Millionen erbeutetBetrugsprozess um Rösrather: Verlobte soll Goldverkauf aus Gefängnis beauftragt haben

Eine der Angeklagten soll den Verkauf von verstecktem Gold aus dem Gefängnis heraus veranlasst haben. (Symbolbild)
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Im Prozess gegen einen Rösrather (58), seine Tochter (23) und seine Verlobte (38) wegen unberechtigt bezogener staatlicher Unterstützungsleistungen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie sowie des Starkregenereignisses im Sommer 2021 hat am Dienstag der Verlobte (24) der 23-Jährigen als Zeuge ausgesagt.
Wie bereits zuvor seine Lebensgefährtin hat auch der 24-Jährige den 58-Jährigen als Drahtzieher hinter den angeklagten vollendeten und versuchten Betrugstaten schwer belastet. Zeitweise wurde auch der 24-Jährige in dem Verfahren als Beschuldigter geführt.
Mit Betrugsmasche finanzierten Angeklagte sich Luxus-Leben
Konkret sind Vater, Verlobte und Tochter angeklagt, Corona-Soforthilfe sowie weitere staatliche Leistungen wie Novemberhilfe, Dezemberhilfe, Neustarthilfe und Überbrückungshilfe in Millionenhöhe unberechtigt beantragt und zum Teil auch erhalten zu haben.
Darüber hinaus soll auch nach dem Starkregen im Sommer 2021 unberechtigt abgeräumt worden sein. In weiteren Anklagepunkten werden dem 58-Jährigen und der 38-Jährigen zudem Versicherungsbetrug, Geldwäsche, Steuerhinterziehung und weitere versuchte Betrugstaten ebenfalls in Millionenhöhe zur Last gelegt.
Angeklagte zog während Identitätskrise zu Vater
Der 24-Jährige schilderte, dass er seine 23-jährige Lebensgefährtin seit dem Kindergarten kenne. Eine Beziehung führe man seit 2018, 2021 seien sie zusammengezogen. Zu jener Zeit habe die 23-Jährige ihr Jurastudium abgebrochen. „Meine Frau befand sich da in einer Identitätskrise. Sie wusste nicht genau, was sie machen will und wollte dann erstmal zu ihrem Vater nach Görlitz“, sagte der 24-Jährige. Zu der Zeit habe die 23-Jährige auch ein Gewerbe angemeldet — bei dieser Firma soll es sich um eines jener Unternehmen handeln, für das später unberechtigt staatliche Hilfsleistungen beantragt worden sein sollen.
Um die Jahreswende 2022/23 habe sie sich ihm dann anvertraut. Sie habe ihm von den Anträgen für Hilfsleistungen erzählt, die sie auf Veranlassung ihres Vaters gestellt habe. Die hierbei angegeben Einnahmen, habe die Firma aber nie gemacht. Es habe keine Geschäfte gegeben, sondern nur Rechnungen, denen keine Leistung zugrunde gelegen habe.
Angeklagte beauftragte Goldverkauf aus Gefängnis heraus
Im Sommer 2024 waren die 23-Jährige und ihr Vater dann aufgrund der Ermittlungen verhaftet worden. Während der Zeit sei er von der Verlobten des Vaters beauftragt worden im Haus verstecktes Gold an einen sächsischen Geschäftspartner des Vaters zu verkaufen, um flüssig zu bleiben.
Vier Treffen habe es gegeben, bei denen jeweils 250 Gramm Gold weit unter Marktpreis für rund 13.000 Euro verkauft worden seien. Bei den Treffen habe er den Käufer auf Geheiß der 38-Jährigen auch jeweils auf Abhörgeräte überprüfen müssen, so blank hätten die Nerven gelegen: „Wir sind dann auf die Toilette gegangen, der hat sich ausgezogen und ich habe nachgeschaut, ob es Kabel gibt“, sagte der 24-Jährige.
Der 24-Jährige berichtete aber auch von Bedrohungsszenarien durch unbekannten Männer aus Polen, nachdem seine Frau aufgrund ihrer Kooperation mit der Staatsanwaltschaft aus der U-Haft entlassen worden war. „Das ist selbst den Nachbarn aufgefallen, dass sich da zwei Männer herumtrieben“, sagte der 24-Jährige. Der Prozess wird fortgesetzt.