Bono-DirekthilfeSpenden für Indien, Nepal und Bangladesch

Eine lange Schlange vor einem Impfzentrum in Mumbai, Indien.
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Bergisch Gladbach – Während hierzulande die Menschen auf fallende Inzidenzzahlen blicken, vor allen die jungen Leute sehnlich auf einen Impftermin hoffen, geht es auf dem indischen Subkontinent um das nackte Überleben, die Zahlen der Neuinfektionen und Toten durch Covid-19 steigen im Rekordtempo. Keine Medikamente, keine Beatmungsgeräte, viele Menschen sterben vor den Toren der Krankenhäuser. Täglich 400 000 Neuinfektionen werden gemeldet, 4000 Tote.
„Die indische Regierung ist mit der extremen Not der Bevölkerung von knapp 1,4 Milliarden Menschen völlig überfordert“, berichtet Gereon Wagener, zweiter Vorsitzender der Bergisch Gladbacher Bono-Direkthilfe, die sich seit fast 20 Jahren mit Partnerorganisationen vor Ort einsetzt. Nicht nur aus Indien, sondern auch aus Nepal und Bangladesch erhält er entsetzliche Nachrichten. „Die Krankenhäuser in der Hauptstadt Katmandu sind so voll, dass die Polizei davor steht und die Menschenmengen davon abhält, einzudringen“, sagt Wagener, der von 1999 bis 2006 in Nepal gelebt hat. „Es kommen auch keine Schwerstverletzten mehr nach Autounfällen da rein.“ Seit ungefähr zwei Wochen stehen die Menschen in langen Schlangen vor den Hospitälern, warten auf medizinische Versorgung, die sie nicht mehr erhalten. Es sei ein wahr gewordener Alptraum, habe der Leiter der Partnerorganisation Maiti Nepal zu ihm gesagt, so Wagener. „Es ist schlimmer als nach dem Erdbeben im Jahr 2015. Da waren einzelne Regionen schwer betroffene, heute sind es nahezu alle Familien.“ 50 Prozent aller Tests in Nepal seien positiv, man könne davon ausgehen, dass die Hälfte der Bevölkerung tatsächlich infiziert sei – ohne Schutz, ohne medizinische Hilfe.
Erschreckend wenige Impfdosen für Nepal
Im März habe Nepal von Indien eine Millionen Impfdosen bekommen – erschreckend wenig für den Schutz der 29 bis 30 Millionen Einwohner. „Doch als die Zahlen in Indien hoch gingen, haben die Nepalesen nichts mehr bekommen“, wie Wagener berichtet, „dann haben sie 500 000 Impfdosen von China gekauft, aber seit dem Lockdown mit Ausgangssperre kann niemand mehr geimpft werden – das Impfprogramm wurde ausgesetzt.“ Gereon Wagener hat den Bürgerkrieg in Nepal erlebt, das Erdbeben, die ohnehin schon katastrophalen Zustände: „Aber diese Situation überschreitet in ihren Dimensionen alles andere. Dazu kommt die desolate, politische Situation: Die Parteien bekriegen sich gegenseitig, stecken keine Kapazitäten in die Covid-19-Bekämpfung.“ Und die Fallzahlen steigen: Zwar hat Nepal die Grenzen zu Indien dicht gemacht, aber es gibt die grüne Grenze, über die die nepalesischen Wanderarbeiter aus Indien zurückströmen. Weil die Quarantäne-Auffanglager der Regierung alle geschlossen wurden, werden sie direkt in ihre Dörfer geschickt.
Der Verein Bono-Direkthilfe
Initialzündung für die humanitäre Hilfe gab 1997 das 14-jährige Mädchen Gina, das Gereon Wagener bei Maiti Nepal kennenlernte: seit fünf Jahren in der Prostitution, erkrankt an Tuberkulose, Hepatitis, HIV. Er gründete zunächst eine Initiative gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution zur Unterstützung von Maiti Nepal und Matri Griha, die 2002 in den Verein Bono-Direkthilfe mit dem Initiativkreis aus Bergisch Gladbach umfunktioniert wurde. Alle Spenden werden zu 100 Prozent vor Ort von den Partnern in Indien, Nepal, Bangladesch eingesetzt. Vereinskosten werden durch die Beiträge der 280 Mitglieder, der Förderer und die Stiftung Bono-Direkthilfe gedeckt.
Inzwischen gibt es ein Frauenschutz- und ein Kinderschutzhaus für 350 Straßenkinder, die sich bisher erfolgreich abgeschottet haben: Dort gibt es keinen einzigen Coronafall. (giz)
Es ist davon auszugehen, dass das Corona-Virus sich binnen kürzester Zeit über sämtliche Regionen des Landes ausbreiten wird. Die Situation droht außer Kontrolle zu geraten. Deshalb ruft der Verein Bono-Direkthilfe zu Solidarität und Unterstützung der Menschen auf. „Unsere Partner sind in den Armutsvierteln der Städte und Dörfer unterwegs, verteilen Lebensmittel, Seife, Desinfektionsmittel und Masken“, berichtet Wagener. „Von Covid-19 betroffene Familien werden mit Medikamenten und warmen Mahlzeiten versorgt.“ Doch Möglichkeiten für die medizinische Hilfe sind erschreckend gering: Paracetamol und Vitamintabletten – der Markt ist leergekauft. Auch in den Krankenhäusern gibt es kein Dexamethason oder Remdesivir. Möglicherweise sind die Medikamente auf dem Schwarzmarkt zu hohen Preisen erhältlich. Doch Lieferungen aus Deutschland sind für Wagener undenkbar: „Sie können beim Zoll festhängen und sind abgelaufen, bevor sie frei gegeben werden.“ Deshalb schickt die Bono-Direkthilfe den Partnerorganisationen Geld für den Kauf der Medikamente und Nahrungsmittel vor Ort.