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Die Labbese aus Bergisch GladbachZum letzten Mal zusammen im Karneval

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Bergisch Gladbach – „Die Labbese wird es weiter geben“, sagt Norbert Wielpütz. Der Frontmann selbst jedoch will die Band ebenso wie sein Bruder Frank Wielpütz nach der Session verlassen. In der Heimatstadt der Musiker, die sich größtenteils noch aus der Jugendzeit in der Kajuja kennen, schlug die Nachricht ein wie eine Bombe. Allein Norbert Wielpütz war mehr als drei Jahrzehnte Frontmann, Sänger und Songschreiber zahlreicher Lieder der „Labbese“. Mit seinem Bruder Frank hob er die legendäre Lachende Tiefgarage aus der Taufe, prägte Musik und Auftritte der Band, deren Mitglieder alle hauptberuflich andere Jobs haben.

Norbert Wielpütz ist Kreativchef in einer Kölner Werbeagentur, engagiert sich in der Jury der Kölner Kajuja für die Nachwuchsförderung, ist Dozent am b.i.b. International College in Gladbach und schreibt Lieder, unter anderem auch für die Höhner, Kasalla oder Querbeat. „Es passt einfach nicht mehr“, sagt der 54-Jährige. Die Musik an den Nagel hängen möchte er deshalb aber keineswegs: „Ich werde weitermachen, aber mehr in die Richtung Kleinkunst. Mal kleine Geschichten erzählen, mal ein Milieu-Stückchen, das geht im Karneval nicht, wo es immer nur rein und raus geht in die Säle.“ „Mir war sofort klar, wenn Norbert aussteigt, brauchen die Labbese einen neuen Frontmann, den aber mache ich nicht“, sagt Frank Wielpütz. Der Zwillingsbruder des Frontmanns ist seit 2001 bei den Labbese der Mann an Gitarre, Mandoline und Mundharmonika. Als der „Kölner Stadt-Anzeiger“ ihn erreicht, ist der Managementtrainer gerade auf dem Rückweg von Brüssel, muss kurz darauf schon wieder nach Frankfurt. „Deshalb war jetzt unter der Woche gar kein Auftritt möglich, trotz der kurzen Session.“ Frank Wielpütz wirkt nachdenklich: „Heute sind ein Menge jüngerer Bands im Karneval auf der Bühne“, sagt der 54-Jährige. „Der Karneval ist im Wandel, da müssen sich auch die Bands ändern – auch die Labbese.“ Trotzdem: „Wo eine Tür zugeht, geht eine neue auf“, setzt Frank Wielpütz hinzu: „Ich denke, dass Norbert und ich etwas Neues finden werden.“ Auch dass sie beide künftig wieder zusammen auf der Bühne stehen, kann sich Frank Wielpütz durchaus vorstellen. „Vielleicht in kleinerem Rahmen“, sagt er und bekennt, dass ihm der Abschied nicht leicht falle.

„Die Labbese haben alles erreicht. Wir standen in allen großen Sälen auf der Bühne, sind mit Hans Süper ebenso aufgetreten wie mit Willy Millowitsch“, erzählt Norbert Wielpütz im Gespräch mit dieser Zeitung. „Und dabei ist die Band immer auf dem Boden geblieben.“ Dass jeder neben der Musik seinen Beruf behielt, machte die Musiker unabhängig, war aber nicht immer leicht. Schließlich ist das Musikgeschäft auch außerhalb der Auftritte eine Menge Arbeit. Einen guten Teil davon hat auch der Texter und Komponist Norbert Wielpütz gestemmt. Auch da dürfte er der Band fehlen.

Die ist zuversichtlich, sich rasch neu aufstellen zu können. „Veränderungen hat es bei den Labbesen immer mal wieder gegeben“, sagt Schlagzeuger Bernd Kierdorf. „Wir gehen ja nicht im Streit auseinander.“

Norbert Wielpütz schreibt schon jetzt an Liedern für die Zeit nach den Labbesen: „Wenn die Nacht am dunkelsten ist, beginnt ein neuer Tag“, sagt er. „Und bis Aschermittwoch bin ich mit Leib und Seele noch bei den Labbesen.“