„Et Klimpermännche“Zum Bühnengeburtstag spricht Thomas Cüpper über seine Wurzeln

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Seit 1997 steht Thomas Cüpper aus Gladbach als „Klimpermännche“ in Köln auf der Bühne.

Seit 1997 steht Thomas Cüpper aus Gladbach als „Klimpermännche“ in Köln auf der Bühne.

Seit 20 Jahren steht Thomas Cüpper aus Bergisch Gladbach als „Et Klimpermännche“ auf der Bühne. Am Mittwoch, 5. April, um 20 Uhr tritt er mit einem Jubiläumsprogramm in der Volksbühne am Rudolfplatz in Köln auf. Guido Wagner sprach mit dem 50-Jährigen.

Was brachte einen jungen Mann von 30 Jahren Mitte der 90er-Jahre, in der Hochzeit des Hip-Hop, dazu, als Krätzjes-Sänger auf die Bühne zu gehen?

Musik gemacht habe ich ja schon von Kind auf, wollte eigentlich Organist werden. Und die ersten Ostermann-Liedern habe ich von meiner Mutter. Die hat abends nicht gesungen: „Schlaf, mein Prinzchen, schlaf ein“, sondern „Jo wat hätt hä dann? Un wat will hä dann? Dä Klein, dä muss ene Nüggel han“ . Im Radio habe ich später die Sendung „Schellack-Schätzchen“ gehört, die Ludwig Sebus damals moderiert hat. Da wurden auch diese alten Lieder gespielt, und ich saß mit dem Kassettenrekorder davor und habe sie aufgenommen. Meine Mutter sagte dann: Die ahle Kamelle, die musste liere, do hann die Lück Spass dran.

Sie waren vorher schon aufgetreten?

Ja, aber weniger als Sänger, sondern als Saalkapelle. Mit meiner weißen Wersi-Orgel hatte ich Musik gemacht. Das war damals ja noch die Zeit der Alleinunterhalter. Und dann diese Orgel, die so groß war wie eine Heißbügelmaschine – das sah schon nach was aus (grinst).

Und woher stammt der Name „Et Klimpermännche“?

Den habe ich in der Gladbacher Prinzengarde bekommen, denen bin ich mit meinem Akkordeon pausenlos auf die Nerven gegangen (lacht). Irgendwann hat dann der Hermann Walter Schmidt gesagt: „Du bess en Klimpermännche.“ Der Name ging dann rund. Aber das war noch nicht das Klimpermännchen, das jetzt Jubiläum feiert . . .

Woran machen Sie Ihr 20-Jähriges als Klimpermännche fest?

Das war mein erster Auftritt auf einer Kölner Bühne, beim Mittfastenessen der KG Narrengilde Köln.

Also nach der Session?

Nach der Session ist vor der Session (grinst) . . .

Wie sind Sie an den Auftritt gekommen?

Mit der Gladbacher Prinzengarde stieg auch mein Bekanntheitsgrad als Musiker, und 1995/96 war ich auch noch Prinz im Gladbacher Dreigestirn. Hubert Bel aus Rösrath, der damals Literat in der Narrengilde war, hat mich 1997 engagiert. Und dann in der Session darauf gleich volle Pulle: Prinzenproklamation und Rundfunksitzung . . .

Also voll durchgestartet?

Ja, aber dann stark nachgelassen (grinst). Nee, mein Glück war, dass Hans-Horst Engels, der damalige Festkomitee-Präsident, bei der Narrengilde gewesen war, als ich da als Willi-Ostermann-Sänger aufgetreten bin. Der war so ergriffen, dass er mir gleich Auftritte im nächsten Jahr bei der Prinzenproklamation und in der Rundfunksitzung versprochen hat. Dä! Dat fand der Literat natürlich nicht so klasse, der hatte ja das Programm schon fertig und musste mich dann einbauen. Da habe ich den Ludwig Sebus das erste Mal persönlich kennengelernt, der zu mir heute fast ein väterliches Verhältnis hat.

Das ging aber ja dann doch gleich steil nach oben.

Nä, nä, da muss man ganz vorsichtig sein. Ich war auf der Proklamation erstmal Solist im Polizeichor. Ich hab’ mein Solo gesungen in einem Potpourri, unter anderem mit „Ich mööch ze Fooss noh Kölle jonn“. Der damalige Oberbürgermeister Norbert Burger hatte gerade zuvor die Ostermann-Medaille verliehen bekommen. Als dann das Publikum „Zugabe“ rief, wurde das ganze Potpourri einfach noch mal gespielt. Mittlerweile aber hatte der Oberbürgermeister mein Mikrofon geschnappt und sang lauthals mit – und diese Version ist dann nachher gesendet worden . . . In der Rundfunksitzung lief das ähnlich, ich hatte ja noch nicht mal ’ne ordentliche Moderation . . .

Sondern?

Ich bin einfach auf die Bühne gegangen und habe gesagt: Meine Damen und Herren, ich singe Ihnen jetzt von Willi Ostermann dat Leed vun der Mösch – bums. Schlimmer kann man das ja gar nicht machen. Und ein paar Tage später an Karnevalsamstag haben meine Frau und ich hier bei uns in der Küche Fliesen gelegt, als plötzlich einer von der Kneipe nebenan rübergerannt kam: „Kommt schnell, du bist im Radio.“ Ich glaub’, an ein paar Fugen da hinten sieht man das heute noch . . .

Und dann?

Danach hörte ich dann erstmal nix mehr vom Festkomitee. Wolfgang Nagel vom Literarischen Komitee, der mich damals unter seine Fittiche nahm, sagte mir: Jetzt dauert das erstmal 15 Jahre, bis du bekannt bist. Deshalb gilt: Man muss sich ganz langsam hocharbeiten. Ohne Ausbildung kommt keiner so einfach auf die Bühne.

Wie war Ihre Ausbildung?

Daran war auch die „Doof Noss“ Hans Hachenberg nicht ganz unbeteiligt. Ich habe am Anfang vielleicht zehn Auftritte in der Session gehabt, habe irgendwann Witze zwischen den einzelnen Liedern erzählt, bis Hans Hachenberg mir gesagt hat: „Thomas, do muss denne Lück Jeschichte verzälle.“ Es reicht nicht einfach, zwischen den Liedern zu sagen: „Geht ein Mann zum Arzt“ oder so.

Sondern?

Man muss den Menschen erzählen, dass der Mann morgens beim Frühstück sitzt, Zeitung liest und sich dann entscheidet zum Arzt zu gehen, weil … Schon hast du eine Geschichte. So ist dann eigentlich das entstanden, was ich heute auf der Bühne mache: die Verbindung von Typenrede und traditionellen Liedern. Auch für die Kölsche Weihnacht, die Heinz Monheim und ich später in Gladbach gemacht haben, war das wichtig.

Die Ehrengarde Köln war eine der ersten großen Corps-Gesellschaften, die Sie auf ihre Sitzungen holte.

Ja, die brauchten einen Sänger für ihre großen Potpourris zum Ende ihrer Sitzungen. Das war zwar tief in der Nacht, aber ich hatte meine Auftritte im Gürzenich oder im Sartory, das habe ich dann auch 15 Jahre lang gemacht. Auch das war ein Glücksfall, der mir sehr geholfen hat, bekannter zu werden.

Wie kommt man denn als Karnevalist des traditionellen Fastelovends und der leiseren Töne in die „Lachende Kölnarena“?

(lacht) Ja, da bin ich reingerutscht. Marie-Luise Nikuta war krank geworden, und die Gastspieldirektion Otto Hofner hat mich angefragt. Der Schlüssel zum Glück für mich war ein langes Potpourri von Gassenhauern, bei denen die Leute mitsingen können. Das funktioniert auch in der „Lachenden Kölnarena“.

Wenn man in Gürzenich, Sartory und Kölnarena auftritt und auf CD-Samplern wie „Megajeck“ vertreten ist, hat man’s doch geschafft, oder?

Ach, wissen Sie: Für mich ist das schönste, wenn die Leute sagen, ich soll wiederkommen. Und da ist es fast egal, ob das im Gürzenich, in der Lanxess-Arena oder im Altenheim um die Ecke ist. Wenn die Menschen dort vor Freude zu Tränen gerührt sind, das ist für mich wie ein Bundesverdienstkreuz. Genauso wie die Ansage in einem Saal: „Jetzt kütt „Et Klimpermännche, e kölsch Original.“

Wird es nicht für ein Original immer schwerer, wenn immer weniger Kölsch gesprochen wird?

Ich glaube, es wird beides geben im Karneval: Die Richtung mit immer mehr Musik und Comedy, aber auch den Nostalgie-Trend, der in Köln durchaus zunimmt. Auch der leisere Karneval hat seine Orte und die Menschen, die das Traditionelle mögen und pflegen. Und da bin ich zu Hause.

Das Gespräch führte Guido Wagner

Karten für das 20. Bühnenprogramm von Thomas Cüpper am Mittwoch, 5. April, 20 Uhr, in der Volksbühne am Rudolfplatz in Köln (ehemaliges Millowitsch-Theater sind erhältlich bei den bekannten Vorverkaufsstellen, bei Köln-Ticket, (02 21) 28 01, und an der Abendkasse.

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