Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Große DhünntalsperreGute Aussichten für Wanderer

Lesezeit 3 Minuten

Rhein-Berg – Es war wie im Film: Ein Würdenträger greift in die Tasche, holt einen Schlüssel heraus und öffnet eine eiserne Tür, die in ein gelobtes Land führt. Bei dem Würdenträger handelt es sich um den Chef des Wupperverbands, Bernd Wille. Und bei dem gelobten Land um einen Teil der Großen Dhünntalsperre, der bisher für Normalsterbliche, also in diesem Fall für 99,999 Prozent der Bevölkerung, unerreichbar war. Mit schlichteren Worten: An der Dhünntalsperre ist ein neuer Wanderweg eröffnet worden.

Nach fast fünfjähriger Planung kann nun die gesamte Vorsperre der Großen Dhünn von Spaziergängern umrundet werden. Und zwar direkt am Ufer, in der Schutzzone 1. Dazu wurde der Betriebsweg des Wupperverbands am Südufer freigegeben. Das ist bemerkenswert, denn bisher war für Touristen ein hundert Meter breiter Streifen rund um die Talsperre absolut tabu. Bei der eigentlichen Dhünn-Talsperre wird dies auch weiterhin so sein. Die Vorsperre ist quasi die kleine Schwester der Großen Dhünn. Aber in Sachen Schönheit der Landschaft steht sie ihr in nichts nach. „Nun haben wir ein weiteres Highlight an touristischer Infrastruktur. Ein langgehegter Wunsch, die Talsperre in das Bewusstsein der Menschen zu rücken, wird erfüllt“, sagte Landrat Hermann-Josef Tebroke bei der Eröffnung des Wanderweges.

Dafür waren Klimmzüge nötig. Vogelkundler hatten ein Jahr lang geprüft, welche Auswirkungen die Öffnung auf die Tierwelt hat. Denn durch ihre Abgeschiedenheit hat sich die Dhünntalsperre in ein Dorado für seltene Tierarten verwandelt. Längst geht es bei den Betretungsverboten rund um den See nicht mehr nur um den Gewässerschutz einer Trinkwasseranlage, sondern auch um Fauna und Flora.

Wupperverband-Chef Bernd Wille berichtete offen von der ersten Reaktion auf die Idee, den Betriebsweg zu öffnen: „Das geht nicht.“ Es ging dann doch, weil sich alle Beteiligten bemühten, den Kreis um eine touristische Attraktion reicher zu machen. Aber erst nach Vorlage von entsprechenden Gutachten stimmten die Kölner Regierungspräsidentin und der Landschaftsbeirat der Wanderweg-Eröffnung zu.

Es handelt sich um einen Test. Nach zwei Jahren will man sich wieder zusammensetzen und klären, ob die Öffnung des Ufers der Vorsperre von Dauer bleiben kann. Klar ist aber schon jetzt, dass der neue Wanderweg am Südufer lediglich vom 15. März bis zum 10. Oktober offen steht. Und dann auch nur in der Zeit von 6 bis 20 Uhr. Der Rest des Tages und des Jahres dient dem Artenschutz: Die Talsperre ist ein bedeutendes Rast-, Überwinterungs- und Brutgebiet für viele Vogelarten.

Das Südufer der Vorsperre ist am besten vom Wanderparkplatz in Kürten-Hutsherweg aus zu erreichen. Mit Geld der Kreissparkasse sind hier Tafeln mit Hinweisen und Routen aufgestellt worden. Für die Gemeinde, betonte Bürgermeister Ulrich Iwanow, sei der neue Wanderweg ein Segen: „Eigentlich brauchen die Leute nicht mehr in Urlaub, sondern nur noch nach Kürten zu fahren.“

Die vorsichtige Freigabe bestimmter Talsperrenabschnitte war von ehemaligen Landrat Rolf Menzel angestoßen worden. Er hatte viel Überzeugungsarbeit beim Wupperverband leisten müssen. Landrat Hermann-Josef Tebroke geht diesen Weg weiter: „Es muss einen Interessenausgleich zwischen den Belangen des Naturschutzes und der Naherholung geben. Die Besucher haben es durch ihr Verhalten in diesem geschützten Bereiche aber auch selbst in der Hand.“ Dem pflichtete Bernd Wille bei: „Es wäre traurig, wenn wir nach den zwei Jahren die eiserne Tür wieder schließen müssen.“