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Hilfskonvois aus GladbachDie Front geht mitten durchs Hilfsgebiet

Lesezeit 3 Minuten

Das war der Hilfskonvoi Richtung Belarus vor zwei Jahren: Derzeit geschieht die Hilfe eher im Stillen, vor zehn Tagen erst hat der Verein Hilfe Litauen Belarus einen Konvoi nach Belarus geschickt, um auch dort die notleidende Bevölkerung weiter zu unterstützen.

Bergisch Gladbach – Die Situation ist alles andere als einfach. Und politisch brisant. Seit Jahren helfen die Mitglieder des Gladbacher Vereins Litauen Belarus Leidtragenden in beiden ehemaligen GUS-Staaten. Nun zieht sich die von Russlands Präsident Wladimir Putin eröffnete Kriegsfront mitten durch das Hilfsgebiet, zumal die Gladbacher in Kooperation mit der Humanitären Hilfe Overath auch einen Hilfskonvoi in die militärisch angegriffene Ukraine vorbereiten.

Helfen auf beiden Seiten der Front – geht das überhaupt? „Es muss“, sagt Ulrich Gürster, Vorsitzender des Vereins Hilfe Litauen Belarus, „denn die Lage in der einfachen Bevölkerung hat sich durch den Krieg auch in Belarus nochmals verschärft. Alles ist leergekauft und die Menschen haben dort Angst, auf die Straße zu gehen.“

Enge Kooperation mit Caritas vor Ort  in Belarus

Gerade erst hat der Verein einen 40-Tonner mit Hilfsgütern nach Belarus geschickt, wo seit Jahrzehnten eine enge Kooperation mit dem dortigen Caritas-Verband besteht. Der sorgt für die Verteilung der Hilfsgüter.

„Wir helfen den Ärmsten der Armen, nicht irgendeinem Staat“, betont Heinz-Bernd Padberg, Schatzmeister des Gladbacher Hilfe-Vereins. Der ging 1994 aus einer Hilfskonvoi-Initiative in die litauische Partnerstadt Marijampole hervor, der damals zunächst unbeabsichtigt durch Belarus gefahren sei, wie Ulrich Gürster erzählt.

Mittlerweile gehen bereits 80 Prozent der Hilfslieferungen aus Gladbach nach Belarus und noch 20 Prozent nach Litauen, wo sich die wirtschaftliche Lage zwischenzeitlich verbessert habe. „Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine fühlt man sich in Litauen natürlich auch bedroht“, so Gürster.

Gemeinsame Konvoi mit Humanitärer Hilfe Overath in die Ukraine

Zunächst setzen Gürster und seine Mitstreiter vom Verein Hilfe Litauen Belarus nun allerdings alle Kraft in den gemeinsamen Hilfskonvoi in die Ukraine (siehe „Aktuelle Hilfsaktion“). „Da wird im Moment jede Hilfe am dringendsten gebraucht“, sagt Gürster und setzt in Kooperation mit der Humanitären Hilfe Overath alles daran, um die Hilfsgüter über die Malteser International schnellstmöglich in die Kriegsregion transportiert zu bekommen.

Aktuelle Hilfsaktion

Für einen gemeinsamen Hilfstransport mit der „Humanitären Hilfe Overath“ in die Ukraine richtet der Verein „Hilfe Litauen Belarus“ am Samstag, 12. März, von 9 bis 18 Uhr eine Sammelstelle auf dem Schulhof der Johannes-Gutenberg-Realschule in Bensberg ein. Angenommen werden haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel, Medikamente, Verbandsmaterial, Masken,Desinfektionsmittel, Batterien, Kerzen und Geldspenden. (wg)www.hilfe-lb.de

Auch die Hilfstransporte nach Belarus sind unterdessen schon vor dem russischen Angriff auf die Ukraine deutlich schwere geworden. „In der Regel werden sie vor Ort von den Behörden erst einmal verplombt und es dauert vier bis sechs Monate, bis sie freigegeben werden“, berichtet Gürster. Auch wenn vor zehn Tagen ein neuer Hilfstransport von Gladbach nach Belarus steuerte – „dort steht noch unser Transport aus dem Herbst vorigen Jahres und wartet darauf, freigegeben zu werden.“ Um das zu erreichen, hat Gürster in den Monaten nach der Ankunft in der Regel zahlreiche Fragen der Behörden zu beantworten. „Deswegen schicken wir auch nur noch lang haltbare Sachen“, sagt er. Ob Pflegebetten, Rollatoren oder warme Kleidung – „alles in den noch festsitzenden Lkw-Ladungen wird dort dringend benötigt.“

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Michael Metten ist CDU-Fraktionsvorsitzender im Gladbacher Stadtrat, Unternehmer und mit dem Bundestagsabgeordnete Hermann-Josef Tebroke Schirmherr des Vereins. „Die Hilfe für die Menschen in Belarus ist natürlich problematisch, denn Belarus steht in dem Krieg an der Seite Putins“, so Metten.

Er erinnert daran, dass schon vor dem Krieg Belarus eine Diktatur war und der Diktator sich nur mit Unterstützung Moskaus halten konnte. Hilfsgüter hätten schon in dieser Zeit als Unterstützung des Regimes interpretiert werden können. „Aber ich denke, es geht immer darum, Menschen in Not zu helfen.“ Deshalb unterstütze er auch weiter die Hilfstransporte nach Belarus.