Pflegeexpertin Kordula Halm-Rogowski leitet die Pflegekurse an den GFO-Kliniken und erklärt, worauf es ankommt.
GesundheitKliniken in Rhein-Berg unterstützen pflegende Angehörige mit speziellen Trainings

In etwa zwei Dritteln der Fälle sind es die Angehörigen, die die Betreuung übernehmen.
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Es kann so schnell gehen: Ein Unfall oder eine akut eintretende Erkrankung und plötzlich sind die Eltern, Geschwister oder Partner pflegebedürftig. In vielen Fällen, laut den GFO-Kliniken Rhein-Berg etwa zwei Drittel, sind es die Angehörigen, die die Betreuung meist in häuslicher Umgebung übernehmen. Das bedeutet für sie eine unerwartete Umstellung ihres Alltags, oftmals müssen sie 24 Stunden rund um die Uhr an sieben Tagen der Woche für die Pflegebedürftigen da sein.
Hinzu kommt, dass viele, die plötzlich zu Pflegenden werden, möglicherweise gar nicht wissen, auf was bei einer häuslichen Pflege zu achten ist. Deshalb bieten die GFO-Kliniken Kurse für Angehörige, ein spezielles „Training am Bett“, bereits seit rund zwölf Jahren an. Der nächste Kurs beginnt am Mittwoch, 6. August. Er findet im Krankenhaus während des stationären Aufenthaltes oder direkt im Anschluss an die Entlassung statt. Im Fokus stehen praktische Pflegetechniken, eine Beratung und auch der Austausch untereinander. So soll der Wechsel aus der Klinik nach Hause erleichtert werden, heißt es in einer Mitteilung der GFO-Kliniken.
Der Übergang vom Krankenhaus in die häusliche Versorgung wird oft als Krise erlebt, von der ganzen Familie
„Der Übergang vom Krankenhaus in die häusliche Versorgung wird oft als Krise erlebt, von der ganzen Familie“, erläutert die Pflegeexpertin und Leiterin des Kurses Kordula Halm-Rogowski. Es sei nicht ratsam, die Pflege gänzlich ohne Vorkenntnisse und ohne Erfahrung anzugehen, es „einfach irgendwie“ zu machen. Denn es gebe viele Dinge, die die Menschen sowohl auf Seiten des Patienten als auch auf Seiten der Angehörigen lernen könnten.
Ganz praktisch etwa: Wie hilft man jemandem, vom Stuhl aufzustehen? Wichtig sei zunächst, zu schauen, ob der oder die Pflegebedürftige überhaupt Unterstützung benötige und der Person die Möglichkeit geben, die Bewegungen selbst durchzuführen, so Halm-Rogowski. Sie habe öfters erlebt, dass Angehörige Patientinnen oder Patienten Arbeit abnehmen, obwohl sie dies gar nicht müssten. Insbesondere sollte man vermeiden, die Bewegungsformen, die die Menschen sich über die Jahre angeeignet hätten, einfach so zu unterbrechen. „Angehörige sollten nur einschreiten, wenn es anders nicht mehr geht.“ Käme es dazu, dann müssten sie beim Aufhelfen auf eine schonende Arbeitsweise achten, „um sich den Rücken nicht kaputt zu machen“.
Pflegende sollten regelmäßig Pause machen
Doch oftmals seien es schon ganz grundlegende Dinge, die sowohl Angehörigen als auch Pflegebedürftigen schwerfielen. Zum Beispiel einander zu berühren, sich anzufassen. „Das und auch Hilfe überhaupt anzunehmen, müssen viele wieder lernen. In den Kursen versuche ich ihnen die Hemmschwelle zu nehmen“, so die Pflegeexpertin. Aber auch die Pflegeversicherung thematisiere sie immer wieder, erkläre Anträge und Leistungen.
„Außerdem rege ich die Teilnehmer auch immer zur Selbstreflexion an“, sagt Halm-Rogowski. Angehörige sollten sich beispielsweise bewusst machen, wann sie eine Auszeit bräuchten. „Und dann müssen sie auch Pausen machen, vielleicht einen entspannten Spaziergang.“ Das sei natürlich nicht immer leicht und Pflegende könnten ihre Patientinnen oder Patienten oftmals nicht einfach so allein lassen. Die Expertin empfiehlt, sich im Umfeld Unterstützung zu suchen, die vielleicht für eine kurze Pausenzeit einspringen könnte.
Auf demenzerkrankte Personen müssen sich Angehörige besonders einstellen
Selbstreflexion sei auch das Erste, zu dem Halm-Rogowski Angehörigen von demenzerkrankten Personen, für die sie ebenfalls Gruppenpflegekurse leitet, rät. „Wir machen dann spielerische Übungen, bei denen sich die Pflegenden in die demenzerkrankten Menschen hineinversetzen“, erklärt die Expertin. Denn das Umfeld müsse verstehen, dass es die Pflegebedürftigen nicht mehr ändern könne und sich dementsprechend darauf einstellen. „Erst danach geht es an die praktische Umsetzung.“
Das Pflegetraining im August läuft über drei Wochen und ist kostenfrei. Voraussetzung für eine Teilnahme ist, dass die oder der zu pflegende Patientin oder Patient über eine Pflegestufe verfügt. Weitere Informationen erhalten Interessierte bei Kordula Halm-Rogowski unter der 0170 998 6419. Wer teilnehmen möchte, kann sich unter dieser Nummer für den Kurs anmelden.