Tierisches HobbyKürtener Schäferin Alexandra Broich hält Rauhwollige Pommernschafe

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Tierärztin Alexandra Broich mit ihrer wollweichen Herde.

Hier nicht lang! Nein, und nochmal nein. Am Zaun hört doch die Wiese auf! Aber wie soll so ein Schaf das auch verstehen? Es ist dazu noch ein elektrischer Zaun, hier in Kürten, der die Schafe vor durchziehenden Wölfen schützt, eine Art Lebensversicherung also.

Das Wollknäuel stampft mit seinem Vorderhuf auf die Wiese. Einmal, zweimal, dreimal. Stampfen heißt bei den Schafen: Ich bin damit überhaupt nicht einverstanden. Ein kleines bisschen trotzig ist das Mutterschaf schon, aber so niedlich und so knuddelig. Piet, der junge Border Collie von Schäferin Alexandra Broich, bleibt trotz seiner zwei Jahre ganz ruhig. „Leg’ dich bitte nicht mit mir an! Ich bin der Stärkere“, ist seine Botschaft ans Schaf. Das wirkt.

Piet, der Hütehund, hält alle zusammen

„Piet arbeitet mit den Augen“, verrät die Schäferin. Sie hat es mit Tieren, ihr Lebensgefährte Marcus Dernerth auch – Büffel und Rinder sind sein Beritt. Da sind die Aufgaben ziemlich klar verteilt in dieser „tierischen“ Partnerschaft.

Tatsächlich schaut der Hütehund sehr genau in Richtung des Wollknäuels am Rande der Wiese. Blinzelt, biegt seinen geschmeidigen Körper durch. Ein paar Augenblicke später trottet das weiße Etwas in aller Seelenruhe rüber zu seinen Artgenossen. Kann man ja mal versuchen, wird es sich jetzt denken. Das Schaf sucht sich schnell ein schattiges Plätzchen unter dem Apfelbaum, legt sich hin zu den anderen Schafen und macht – gar nichts. Selbst zum Fressen und zum Saufen ist es an diesem Tag zu heiß.

Äpfel stehen ganz oben auf dem Speiseplan

Die Sonne glüht, und das gefällt den Schafen eher nicht so. Die Mittagssiesta hat sich bei den Rauhwolligen Pommernschafen, die auf der Wiese bei Bechen stehen, durchgesetzt. Erst zum ganz späten Nachmittag wird die Herde wieder munterer und trabt langsam über die Weide. Ein Leitschaf voraus, der Rest hintendrein. Das Traben ist aber eher ein Spaziergang, wenn es das bei den Schafen überhaupt gibt. Einige knabbern an den grünen und braunen Halmen auf der Wiese. Das ist ihr Abendessen. Äpfel stehen auch ganz oben auf dem Speiseplan. Äste, die sich mit ihrer roten Last nach unten biegen, erreichen die Schafe locker.

Um zu den süßen Leckerbissen zu gelange, stellen sich die Wollknäuel auch mal auf die Hinterbeine. Der Einsatz lohnt sich, haben sie gemerkt. Das hätte man den eher träge wirkenden Tieren gar nicht zugetraut. Aber die Äpfel sind ein so reizvolles Ziel.

Die Schäferin wandert nicht mit ihren Tieren

Ein ganz normaler Nachmittag mit den Schafen von Alexandra Broich. Die Streuobstwiese des Bergischen Naturschutzvereins an der Dorfstraße ist in diesem Sommer ihre Heimat. „Erst wird dieses eine Viertel der Wiese genutzt“, erklärt die Hobbyschäferin, die mit Dernerth das Geschäft Futterkonzept in Herkenrath führt. Das ist der Hauptbroterwerb. Landwirte sind die beiden im Nebenerwerb.

Irgendwann in ein paar Wochen wechsele sie in das nächste Quadrat, sagt Alexandra Broich, spätestens wenn die Halme hier abgeknabbert sind. Die Kürtenerin ist keine Wanderschäferin, sondern bringt ihre Lieblinge mit dem Hänger zu einer neuen Wiese oder Koppel, falls notwendig. „Erstmal bleiben die Schafe jetzt hier“, sagt sie. Sie schaut an diesem Morgen nach, wie es den Tieren geht, der Emma, der Lisa und Marie. Sind alle gesund? Ein Blick zur Herde sagt der promovierten Tiermedizinerin oft schon sehr viel. „Wenn ein Schaf abgesondert liegt und nicht in der Gruppe mitgeht, ist das ein Anzeichen.“ An diesem Morgen sind alle putzmunter. Die Schäferin ist erleichtert.

Galloway-Rinder und Wasserbüffel

Nur ein paar Kilometer weiter, im Naturschutzgebiet Duhrbachtal. Marcus Dernerth, der Lebensgefährte von Alexandra Broich, hat eine andere Passion: schwere Jungs und Mädels. Galloway-Rinder und Wasserbüffel sind es, für die sich Dernerth seit vielen Jahren begeistert. Irgendwo zwischen den Kürtener Dörfern Enkeln und Duhr stehen zwei Galloways auf der Wiese und lassen es sich gut gehen. Mächtige Gesellen sind es, die auf der Wiese genau den Auslauf haben, den sie benötigen.

Ein Hektar ist die Fläche groß, sagt Dernerth. Die Parzelle habe er der Gemeinde abgekauft vor einiger Zeit, sie sei für die Haltung der Rasse ideal. Seine Wasserbüffel stehen am Hornpott, einem Schutzgebiet in Köln-Dünnwald.

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Zurück auf die Schafswiese. Alexandra Broich schaut zufrieden. Sie muss zur nächsten Weide. Einmal am Tag schaut sie nach den Pommerschen, die Rundfahrt ist integriert in den Tagesablauf mit Privatem und Hauptberuflichem. Ob sie Wanderschäferin werden wolle? „So etwas gibt es ja kaum noch“, sagt die Schafsfreundin. Zu wenig Halteflächen, zu wenig Ertrag. Selbst als Koppelschäferin, wie sie eine ist, sei das Ganze nur mit sehr viel Leidenschaft zu stemmen. Diese Leidenschaft habe sie, und auch ihr Lebensgefährte.

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