Mit einer Stimme Mehrheit entschied der Kürtener Rat, das Integrierte Stadtentwicklungskonzept weiter zu verfolgen
StadtentwicklungFörderkonzept für Kürten erhält hauchdünne Mehrheit

Das Foto zeigt den Karlheinz-Stockhausen-Platz in Kürten. Er soll zu einem Veranstaltungsort umgebaut werden
Copyright: Christopher Arlinghaus
Die Gemeinde Kürten führt die Planungen für das Integrierte Stadtentwicklungskonzept in Kürten-Mitte weiter. Geheim stimmte der 38-köpfige Gemeinderat ab, 13 Stimmen gab es für die Fortführung. 12 mal Nein gab es und neun Enthaltungen. Es war die engste Mehrheit, die denkbar war. Auch beim Abruf von Fördermitteln für 2025 ging es knapp zu: 13 mal Ja, 11 mal Nein, zehn Enthaltungen.
Dass es weitergeht, ist Patrick Pütz, dem Kürtener Unternehmer, zu verdanken. Er ergriff im Gemeinderat spontan das Wort, nachdem Willi Schmitz, Fraktionschef der CDU, und Michele Monreal, Fraktionsvorsitzende der Bürger für Bürger, beide für ein Aus des Entwicklungskonzepts plädiert hatten.
Ohne den Umbau des Karlheinz-Stockhausen-Platzes, Kernprojekt des Förderkonzepts, verspiele die Gemeinde ihre Zukunftsfähigkeit, sagte Pütz. Es könne nach mehr als fünf Jahren der Vorplanung nicht sein, dass jetzt alle Bemühungen der örtlichen Interessengemeinschaften, vor allem der IG Kürten, eingestampft würden. Pütz appellierte an alle Politiker, ihr Nein zu überdenken und aktiv an den neuen Karlheinz-Stockhausen-Platz zu denken.
Alles zum Thema Bergisches Land
Emotionale Rede
Nach dem Umbau, mit mehr Freiflächen und weniger Parkplätzen, werde dort weiter der Weihnachtsmarkt stattfinden können. Alle in Kürten würden gewinnen, so sein Fazit, vorgetragen mit viel Sympathie für die Gemeinde. Der Antritt hallte spürbar nach, und Michele Monreal gab nach einer von ihr beantragten Sitzungspause bekannt, dass sich ihre Fraktion jetzt enthalten werde.
Willi Schmitz, Chef der CDU-Fraktion, hatte mit den Seinen auch Gesprächsbedarf und forderte eine geheime Abstimmung. Sie folgte, mit der eingangs erwähnten Mehrheit zugunsten des Handlungskonzeptes. Es muss demnach bei der CDU einige Vertreter gegeben haben, die nun nicht mehr mit Nein stimmten. Denn hätten alle 14 anwesenden Politiker der CDU das Projekt abgelehnt, hätte es eine Nein-Mehrheit gegeben.
Eine CDU-Frau fehlte
Darüber zu spekulieren, ob die Stimme der fehlenden CDU-Ratsfrau Viola Rossol-Pfau das Ergebnis geändert hätte, ist aber müßig. Es fehlte auch ein Bürger für Bürger-Vertreter (Peter Brülls), zwei AfD-Politiker und Klaus Aßheuer aus der unterstützenden Grünen-Fraktion. „Wir wollen nicht gegen die Verwaltung arbeiten“, erklärte Willi Schmitz den teilweisen Meinungswandel der CDU-Fraktion. Auch Michele Monreal verdeutlichte, dass Pütz Vortrag den Umschwung bewirkt habe.
Nach der Abstimmung läuft das Projekt weiter, Fördergelder für Planungsleistungen können von der Verwaltung abgerufen werden. Im September 2026 soll ein Förderantrag für den Karlheinz-Stockhausen-Platz eingereicht werden. Dieser Umbau könnte bei Genehmigung ab 2027 starten. Als Veranstaltungsfläche soll er etwa die Hälfte der bisherigen Parkplätze abgeben, oder aber diese Fläche als Veranstaltungsort gewinnen, je nach Sichtweise.
Die Projekte im Hauptort werden zu 60 Prozent aus Mitteln des Städtebaus gefördert, der Eigenanteil liegt bei 40 Prozent (rund 1,8 Mio.). „Wir können es uns nicht leisten, nichts zu tun“, erklärte Bürgermeister Mario Bredow (parteilos), die Projekte müssten auch ohne Förderkonzept angegangen werden.
Viel Geld für Kürten
Viel Geld fließe nach Kürten, dies müsse klug und konsequent eingesetzt werden. Auch für die Umgestaltung des Außengeländes am Schulzentrum gebe es Gelder, und das bis ins Jahr 2035. Das Schulzentrum solle 2032 fertiggestellt sein, da sei genug Zeitraum. Auch größere Veränderungen bei den Schulhof-Planungen seien möglich, das habe die Bezirksregierung ihm versichert.
Mit dem neuen Lehrerparkplatz, mit 16 Parkplätzen (davon 12 mit E-Ladesäulen) am künftigen „Solarhang“ Wipperfürther Straße (diese plant Unternehmer Patrick Pütz) und zehn neu eingerichteten im Umfeld der Rathaus-Tiefgarage gebe es auch keinen Mangel an Parkplätzen im Ort. Pro Handlungskonzept äußerten sich im Rat auch Angelika Freisen (SPD) und Michael Hardt und Dagobert Sagroda (FDP). Zu Beginn der Debatte hatte Willi Schmitz für die CDU massive Einwände formuliert. Die Projekte in Gänze würden die Gemeinde sicher rund 2 Mio. Euro kosten. „Ein halbes Feuerwehrhaus“, spielte er auf die Neubauprojekte in Dürscheid und Olpe an, „eine dicke Hausnummer“, so Schmitz.
Auch müsse auf die Finanzsituation geschaut werden, mit dem Sanierungsprojekt Gesamtschule im Mittelpunkt. „Was können wir uns leisten?“, fragte Schmitz. Schweren Herzens werde die CDU nicht zustimmen. Nach dem Vortrag von Pütz kam es in Teilen anders.
Gesamtausgaben: 4,5 Mio. Euro. Förderung 60 Prozent 2,7 Mio. Euro, Eigenanteil Kürten: 1,8 Mio. Euro. Projekte (Auswahl): Neugestaltung Außenanlagen Schulzentrum 3,1 Mio. Euro Neuordnung Karlheinz-Stockhausen-Platz 1,2 Mio. Euro Grüne Trittsteine 310.000 Euro Barrierearmer und sicherer Ausbau der Fuß- und Radwegeverbindungen inklusive Straße Marktfeld/Sportplatz 460.000 Euro Errichtung von sicheren Querungshilfen 90.000 Euro Öffentlichkeitsarbeit 80.000 Euro Projektmanagement 540.000 Euro Aufbau digitaler Strukturen für Vereine 33.000 Euro Entfällt: Machbarkeitsstudie Bürgerhaus, da nicht förderfähig
