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KapazitätsgrenzeTierheim Kürten droht Insolvenz – ein Euro pro Einwohner und Jahr gefordert

Lesezeit 4 Minuten
Eine Mutterkatze und ihre fünf Jungen liegen in einem Raum des Tierheims Kürten.

Das Tierheim in Kürten stößt auch an seine Kapazitätsgrenzen. Immer mehr Fundtiere und ausgesetzte Katzen und Hunde müssen versorgt werden.

Fällt die Zahlung aus der Kreisstadt aus, droht dem Tierheim die Insolvenz.

Die finanzielle Not macht dem Tierheim in Kürten zu schaffen. Die Stadt Bergisch Gladbach, als größter Mitfinanzierer, ist zwar grundsätzlich bereit, die Unterstützung zu erhöhen. Aber die Leistung muss aufgrund der Höhe des Betrags öffentlich ausgeschrieben werden: 75 000 Euro pro Jahr für eine Vertragslaufzeit von vier Jahren. Das Überleben des Tierheims Rhein Berg bleibt also vorerst ungewiss.

Das Leid der Tiere spielte in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Infrastruktur und Ordnung keine Rolle. In der Debatte ging es rein um die steigenden Kosten, die den städtischen Haushalt belasten. „Das ist eine enorme Preissteigerung“, stellte Martin Freitag von der Freie Wählergemeinschaft fest. Er kritisierte, die Datenlage sei zu dürftig. Ihm fehlte eine detaillierte Kostenaufstellung, Angaben über die Anzahl der aufgenommenen Tiere aus Bergisch Gladbach sowie die Auflistung von Verweilzeiten.

Ein Euro pro Einwohner und Jahr

Auch Robert Martin Kraus vermisste die Größenordnung: „Wie viele Fundtiere geben wir als Bergisch Gladbach ab?“, fragte er. Sabine Mohr, SPD, und Beate Rickes, Grüne, forderten, dass der Tierschutzverein den Kassenprüfbericht vorlegt. Für den neuen Vertrag ab 2024 hat der Tierschutzverein Rhein-Berg als Träger des Tierheims – in Einklang mit der Empfehlung des Deutschen Tierschutzvereins - einen Zuschuss von einem Euro pro Einwohner und Jahr von den Kommunen gefordert.

Für Bergisch Gladbach bedeutet dies die Erhöhung der Pauschale von bisher 37 000 Euro auf künftig 70 000 pro Jahr. Zu den Kooperationspartnern des Tierheims gehören außerdem Kürten, Overath, Rösrath und Odenthal. Dirk Cürten, Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung, stellte klar: Die Versorgung von Fundtieren, also ausgesetzten und streunenden Tieren, sei eine kommunale Pflichtaufgabe, die der Verein für die Stadt übernehme: „Allein im Juli haben wir in gerichtlichen Verfahren vier Hunde sichergestellt.“

Viele Haustiere werden einfach ausgesetzt

Das Budget für das Tierheim sei seit zehn Jahren nicht angepasst worden. Jetzt landeten zudem viele in der Corona-Zeit angeschaffte Hunde und Katzen in den Tierheimen oder würden einfach ausgesetzt. „Wir können froh sein, wenn überhaupt jemand die Tiere aufnimmt“, betonte Cürten. Wegen der aus vergaberechtlichen Gründen notwendigen öffentlichen Ausschreibung sei die Stadtverwaltung zurückhaltend, genaue Zahlen zu präsentieren.

Inge Steffes vom Vorstand des Tierschutzvereins Rhein-Berg, die wie viele Mitglieder ehrenamtlich in der Kürtener Auffangstation arbeitet, meldete sich aus dem Zuschauerraum, um die Fragen der Fraktionen zu beantworten. Sie kam aber nicht zu Wort. Die Geschäftsordnung erlaube dies nicht, erläuterte Ausschussvorsitzender Hermann-Josef Wagner.

Als Kompromiss wurde die Sitzung unterbrochen, sodass Vertreter der Fraktionen ihre Bedenken einzeln vorbringen konnten. „Alle Zahlen liegen der Stadtverwaltung im Detail vor“, versicherte Steffes. Trotzdem stellte die Freie Wählergemeinschaft den Antrag, die Entscheidung zu vertagen. „Die Zeit drängt“, warnte dagegen Dorothee Wassmuth, FDP, „wenn wir vertagen, ist das Tierheim vielleicht schon zu.“

Vereinbarung wird ausgeschrieben

Mehrheitlich beschlossen wurde am Ende, dass die ausgehandelte Vereinbarung ausgeschrieben wird. „Wir hoffen auf einen positiven Ausgang“, sagte Oliver Deiters vom Vorstand des Tierheims nach der Sitzung auf Anfrage dieser Zeitung. Würde Gladbach als Hauptzahler ausfallen, weil ein anderes Tierheim den Zuschlag erhält, wäre dies ein „großer Schlag ins Kontor“.

Ein Aufnahmestopp und die Verkleinerung des Tierheims könnten die Konsequenzen sein. Um eine Insolvenz abzuwenden, bestünde sogar die Gefahr, dass das Tierheim ganz zu machen müsse. „Wir bleiben aber optimistisch, dass Bergisch Gladbach weiterhin Partner bleibt“, meint Deiters. „Um die Zeit zu überbrücken, bis der neue Vertrag im Februar oder März in Kraft tritt, ist der Tierschutzverein auf Soforthilfen angewiesen, um den laufenden Betrieb sicherstellen zu können“, erklärte Deiters.

Die Gemeinde Odenthal hat bereits einen einmaligen Zuschuss in Höhe von 10 000 Euro zugesagt. In Kürten hat die SPD-Fraktion wie berichtet einen entsprechenden Antrag an das Rathaus gestellt. „Es wäre wünschenswert, wenn die anderen Kommunen Bergisch Gladbach, Rösrath und Overath ebenfalls eine finanzielle Unterstützung leisten würden“, sagte Deiters. Das Tierheim besitze keine finanziellen Reserven.