Millionen-VerlusteVeranstalter aus Bergisch Gladbach wartet noch auf Novemberhilfen

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Das Schuppen 52 von Gahrens und Battermann in Hamburg in Rotem Licht. Auch der Firmensitz in Bergisch Gladbach war in rotes Licht getaucht.

Das Schuppen 52 von Gahrens und Battermann in Hamburg in Rotem Licht. Auch der Firmensitz in Bergisch Gladbach war in rotes Licht getaucht.

Bergisch Gladbach – Erste zaghafte Schritte ins öffentliche Leben mit persönlichen Begegnungen sind gemacht. Doch was für Gastronomie oder Museen wieder möglich ist, bedeutet nicht das große Aufatmen in der Veranstaltungsbranche. Viele Unternehmen im Rheinisch-Bergischen Kreis sind weit entfernt von ihrer gewohnten Auftragslage, schreiben weiter rote Zahlen.

„Wir werden auch in diesem Jahr wieder einen Verlust in Millionenhöhe erleiden“, erklärt Dr. Norbert Gahrens, Chef des Unternehmens Gahrens und Battermann in Bergisch Gladbach. Um weiter am Markt bestehen zu können, erwarte der auf Event-Technik spezialisierte Betrieb dringend die in Aussicht gestellte Novemberhilfe.

Novemberhilfen: Veranstalter aus Bergisch-Gladbach wartet seit Monaten

Dabei gehe es um einen Betrag von 1,4 Millionen Euro. Schon mehrere Monate warte das Unternehmen auf dieses Geld. „Wir haben Kurzarbeit und Überbrückungshilfen beantragt. Auch neues Eigenkapital mussten wir aufbringen, um die hohen Verluste auszugleichen“, erläutert Gahrens. Zwei Abschlagszahlungen im Dezember und Januar von insgesamt 50 000 Euro hätten Hoffnung auf eine zügige Auszahlung der Novemberhilfe gemacht. Doch die kam nicht.

„Für unser Unternehmen mit rund 250 Beschäftigten an acht Standorten ist der Abschlagsbetrag nur ein kleiner Teil des ausgefallenen Umsatzes und der monatlichen Kosten“, sagt der Unternehmer.

Zum Vergleich: Im November 2019 habe Gahrens und Battermann einen Umsatz von 5,6 Millionen Euro erreicht. Lediglich ein Drittel des bisherigen Umsatzes habe der Betrieb im vergangenen Jahr mit kleineren virtuellen Veranstaltungen gemacht. Gahrens: „Ich vergleiche es immer mit dem 'Pizza außer Haus Verkauf'. Das heißt, unser Geschäft ist drastisch eingebrochen.“

Schwerpunkt des Event-Spezialisten sind Veranstaltungen wie Hauptversammlungen großer Konzerne, Parteitage, Kongresse und Messen. Diese Events sind meist verschoben oder abgesagt worden.

Warten auf Novemberhilfen: keine Hilfe von der Bezirksregierung Köln

Auf Grundlage des November-Umsatzes 2019 käme der Betrieb auf 1,4 Millionen Euro Novemberhilfe des Bundes. Direkte Nachfragen oder Kontakt zur Bezirksregierung Köln seien nach den Erfahrungen von Gahrens nicht möglich. Auf einen Brief sei bisher noch keine Antwort gekommen

Nun bliebe noch die Hoffnung auf das Überbrückungsgeld. Doch das könne nur beantragt werden, wenn kein Antrag auf Novemberhilfe gestellt oder diese Hilfe abgelehnt worden sei.

Inhaltlich nimmt die Bezirksregierung Köln zur Prüfung der Anträge des Gladbacher Unternehmens auf Nachfrage keine Stellung. „Die Anträge sollen – wie diejenigen in den weiteren noch offenen Verfahren – so schnell wie möglich abgeschlossen werden“, teilt Pressereferent Dennis Heidel mit.

Für den Regierungsbezirk Köln würden rund 40 000 Anträge auf November-/Dezemberhilfe vorliegen, von denen mehr als 92 Prozent bereits ausgezahlt worden seien. Heidel: „Alle Beteiligten arbeiten in diesem Massenverfahren mit Hochdruck an der Abarbeitung der noch offenen Fälle.“

Veranstalter aus Bergisch Gladbach muss Kurzarbeit verlängern

Licht am Ende Tunnels sieht Norbert Gahrens für die Veranstaltungswirtschaft vorerst noch nicht. „Es ist erst langsam mit größeren Präsenzveranstaltungen zu rechnen. Deshalb haben wir die Kurzarbeit auch für das zweite Halbjahr 2021 verlängert“, erklärt Gahrens.

Nicht nur Verluste in Millionenhöhe für 2020 und 2021 seien Fakt, auch der Abbau von Personal sei Thema im Unternehmen. „Wir mussten unsere Belegschaft verkleinern, da nicht absehbar ist, wie sich die Veranstaltungsbranche entwickeln wird.“

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Gewiss ist nach Meinung und Erfahrung des Unternehmers eines: „Es wird nicht mehr wie früher werden.“ Er rechnet mit weniger Veranstaltungen, zu denen künftig weniger Teilnehmer zugelassen werden. Das Streaming, Diskussionen und Abstimmungen auf digitalem Weg würden ausgebaut.

Leicht optimistisch stimmt Norbert Gahrens der kommende Herbst: „Wir hoffen auf die Internationale Automobilausstellung – IAA.“

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