Mit Bus und Bahn durchs BergischeAuf zum Bechener Esel

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Die Bronzeplastik des Esels ist das Wahrzeichen von Kürten-Bechen.

  • Das Neun-Euro-Ticket bietet im Juni sehr günstigen Zugang zum Bus- und Bahnnetz in ganz Deutschland.
  • Auf den Spuren des Bergbaus: Wir haben elf spannende Touren im Rheinisch-Bergischen Kreis zusammengestellt, die Sie mit Bus und Bahn erreichen!
  • Wir erkunden das bergische Hinterland.

Rhein-Berg – Um von der Stadt aufs Land zu kommen, braucht es genau 27 Minuten. So weist es jedenfalls der Fahrplan für die aktuelle Verbindung von Bensberg nach Kürten-Bechen aus. Die Linie 454 bedient seit Dezember 2017 auch das bergische Hinterland, im beschaulichen Bechen ist ihr Endpunkt.

1 – Wir beginnen unseren Ausflug am Bensberger Busbahnhof,

(Abfahrtzeit Minute 13 und 43, samstags von Herkenrath Ball stündlich zur Minute 35, sonntags zur Minute 25). Der Linienbus fädelt sich ein auf der großen Kreuzung und verlässt den Ort über die Wipperfürther Straße.

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Gleich danach gibt es zur linken Hand was zu entdecken: das Freigelände des Bensberger Museums (A) und etwas versetzt dahinter das Rathaus mit seinen markanten Felsentürmen. Altes und Neues verbindet sich, wie noch mehrmals auf unserer Route. Oberhalb liegt das Neue Schloss zu Bensberg, heute ein Top-Hotel, es ist auf seinem Bergsporn mehr zu ahnen als zu sehen in der raschen Vorbeifahrt.

2 – Schnell geht es voran, wir passieren die Bensberger Feuerwache

und das sich nach Herkenrath ausdehnende Waldgebiet der Hardt. Moitzfeld ist erreicht, einer der kleineren Stadtteile von Bergisch Gladbach. Geschäftiges Treiben, viel Verkehr, vor der Ampel staut es sich. Der Bus ruckelt nach und nach weiter, vorbei an der historischen Seilscheibe (B) als Relikt des Bensberger Erzreviers.

Wenig später weitet sich die Landschaft. Wir sind eingebogen auf die Landstraße Richtung Herkenrath. Jetzt sind wir richtig im Bergischen unterwegs. Wiesen, Felder und Äcker tauchen plötzlich bei Voislöhe auf, wo Bürgerprotest ein von der Stadt vorgeschlagenes Gewerbegebiet verhindert. An seiner östlichen Seite streift der Bus Herkenrath, den nächsten großen Ort. Herkenrath ist durch zahlreiche Neubauten städtisch geprägt, morgens rauschen die Autos der Berufspendler hier in Richtung Autobahn, spätnachmittags rollt die Karawane zurück. Jetzt aufpassen: Hinter der zweiten Ampel passieren wir bald die Vereinsanlage des TV Herkenrath (C). Das ist ein klassischer Sportverein aus dem Dorf, der mit seinen Fußballern bergische Sportgeschichte schreibt. Immerhin ist er Aufsteiger in die Regionalliga. Das kleine Stadion, rechte Hand, duckt sich hinter den Tennisplätzen.

3 – Wir fahren geradeaus weiter auf der Landstraße,

die schon seit geraumer Zeit als Deutsche Alleenstraße ausgewiesen ist. Bald wissen wir, warum. Nach den letzten Häusern von Herkenrath gibt sattes Grün den Ton an, und links und rechts begrenzen uralte Straßenbäume den Fahrbahnrand (D). Auf etwa zwei Kilometern begleiten uns die freundlichen Riesen, die in den letzten Jahren arg dezimiert wurden. Aus Sicherheitsgründen hat der Landesbetrieb im vergangenen Jahr mehrere Baumkolosse fällen müssen, die Allee wirkt teilweise stark ausgedünnt. Erst zum Ende der eindrucksvollen Passage ranken sich Blätterteppiche von beiden Seiten über die Landstraße.

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Ein Rad- und Gehweg ist geplant seit Jahren, und sollte eigentlich längst fertig sein.

4 – Nach der Allee taucht das Dorf Spitze auf.

Wir sind jetzt in Kürten, Spitze gilt als Tor zum Bergischen Land. Die Wege der Handelsleute kreuzten sich schon im Mittelalter in Spitze, und an der über 300 Jahre alte St. Jakobus-Kapelle (E) rasteten einst die Pilger auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela. Die Kapelle liegt zur rechten Seite, direkt hinter dem kleinen Park-and-ride- Platz. Erst am Sonntag ist die Spitzer Kirmes zu Ende gegangen, mit Prozession, heiliger Messe und einem musikalischen Frühschoppen. Jetzt geht es mit dem Bus schnell voran. Bergan führt die Landstraße, die den Weiler Blissenbach passiert. Schanze heißt der nächste Ort, an dem die Bundesstraße 506 erreicht wird. Im Wald sind noch heute Wehranlagen (F) zu erkennen, mit denen im Mittelalter illegale Grenzübertritte verhindert werden sollten. Die Ämter Wipperfürth und Steinbach hatten in Schanze ihre Grenze. Der Bus rollt auf Herweg zu, noch so ein bergischer Ort mit sprechendem Namen – Heer-Weg (G).

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Blumenschmuck mit Fachwerk, im Hintergrund die Pfarrkirche

Über den alten Handelsweg kamen die Waren aus dem Osten zum Markt nach Köln, und vor über 200 Jahren sollen Napoleons Soldaten hier auf ihrem Weg nach Russland vorbeigekommen sein. So wissen es kundige Heimatforscher zu berichten. Das Gewerbegebiet Herweg, dessen Einfahrt wir passieren, entstand in den 1980er-Jahren. Als großherzige Geste hatte Gutsherrin Maria Rost vom Gutshof Herrenhöhe in Herweg ihr Vermögen gestiftet für Altenwohnungen.

Die Gemeinde, die das Vermögen verwaltet, errichtete daraus ein Der Takt auf 30 Buslinien im Kreisgebiet ist seit der Fahrplanumstellung im Dezember unter der Woche stark verdichtet worden. Da bietet es sich an, in den Sommerferien mal mit Bus und Bahn „op Jöck“ zu gehen und das Bergische zu entdecken. Jeden Montag stellen wir in den Ferien eine weitere ÖPNV-Reise vor, mit Karte, Infos und Sehenswürdigkeiten. Für den kleinen Urlaub vor der Haustür. Senioren-Wohnhaus in Bechen, erst unlängst kamen Wohnrechte an einem Caritas-Projekt ebenfalls in Bechen hinzu. Auf den Rost’schen Ländereien entstand aber ein Gewerbegebiet. Radio Berg, das führende Radio im Bergischen, hat seine Sendezentrale hier.

5 – Bechen kommt in Sicht,

und damit das Ende der kleinen Ausfahrt. Direkt am Ortseingang huscht rechter Hand die Silhouette des St. Maternus-Kapellchens (H) vorbei, liebevoll von der Pfarre instandgehalten. Schnell geht es weiter, das Bild wird ländlich-städtisch mit Geschäften entlang der Straße. Im Kreisverkehr wendet der Linienbus, Endstation (2).

Noch fehlen Wartebank und Schutzhäuschen, die Kürtener Freiwilligenbörse will helfen, die Situation komfortabler zu machen. Der Platz, der sich öffnet, trägt offiziell keinen Namen. Für die Bechener ist es der Platz am Esel. An der Straßenseite steht seit 1983 die berühmte Skulptur (I) der Künstlerin Heide Dobberkau, die an die Lastentiere erinnert. Früher sollen die Bechener ihre Waren auf Eseln in die Stadt gebracht haben, so die Legende.

6 – Wir gehen talwärts,

überqueren an der Fußgängerfurt die Altenberger Straße und stehen bald vor der Pfarrkirche St. Antonius Einsiedler (J). Ihre heutige Form hat die Kirche seit dem Neubau von 1876, 1976 folgte ein Umbau. Ungewöhnlich ist der Glockenturm, der als Solitär an der Seite steht. Wer um die Kirche herum geht, erreicht die kleine Aussichtsplattform, die als Einstieg ins Wandergebiet der Dhünn- Talsperre gilt. Das große Wasser liegt nur wenige Kilometer entfernt.

Wir wandern zurück und folgen nach der Straßenüberquerung dem schmalen Gässchen der Alten Schulstraße, welches am Fachwerkhaus Odenthaler Straße 4 beginnt. Hier ist die Keimzelle von Bechen, der ursprüngliche Dorfkern. Vor Haus 20/22 (K) lohnt das Verweilen: Die alte Dorfschule befand sich hier vormals; das verklinkerte Haus stammt aus dem Jahr 1839, der Anbau kam 1891 hinzu. Davor, ab 1821, lernten die Bechener Kinder beim Vikar, der im Haus Alte Schulstraße 13 wohnte. Das bergische Fachwerk, wie am Haus der ehemaligen Stellmacherei (Alte Schulstraße 12), wird hier liebevoll gepflegt.

Vor den meisten Häuschen sorgten bepflanzte Blumenbalkone für ein Idyll. Die Straße mündet oben in die Kölner Straße, von der wir zuvor losgewandert sind. Der Bushalt liegt in Sicht (Abfahrt montags bis freitags halbstündlich Minute 06 und 36, samstags und sonntags stündlich Minute 06), und ist schnell erreicht. Café, Imbiss und Gasthaus laden ein. Wer noch weiter möchte, wandert zur gegenüberliegenden Raiffeisenstraße und folgt dem Fahrweg talwärts. Am Ende der Straße schlängelt sich der Feldweg entlang der Gärten und mündet in eine Trasse bemerkenswerter Hohlwege. Über Hunderte von Jahren waren hier die Fuhrleute unterwegs mit ihren Karren, und auch die Bechener mit ihren Last-Eseln.

Die Tour auf einen Blick

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Start/Ziel: Busbahnhof, Steinstraße, 51429 Bergisch Gladbach- Bensberg. Dauer: Je nach Anschluss und Aufenthalt 2 bis 2,5 Stunden.

Einkehrmöglichkeiten: In Kürten- Bechen gibt es eine Vielzahl von Einkehrmöglichkeiten, so unter anderem die Gaststätten Kalyva und Ahle Prinz, das Café Bauer, Imbiss „Paradies am Esel“ und den „Bechener Grill“.

Broschüre: Den Ortsführer „Bechener Eselspfad“ gibt es für 3 Euro bei Blumen Koch, Wipperfürther Straße 384, Bechen. Der Linienbus umrahmt von den Baumriesen der Deutschen Alleenstraße, kurz vor Kürten-Spitze.

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