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Züchter des JahresRudi Bauer aus Odenthal ist oft mit Königinnen unterwegs

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Rudi Bauer züchtet Honigbienen. Dabei helfen Drohnen auf Borkum.

Odenthal – Rudi Bauer hat keine Scheu im Umgang mit Königinnen. Und wenn er mehrfach im Jahr zur ostfriesischen Insel Borkum aufbricht, dann nur in Begleitung dieser edlen Geschöpfe. Zwar sind sie allesamt ungekrönt, dafür aber lebenswichtig für ihren Staat. Seit Kindheitstagen züchtet Rudi Bauer Bienen. Eine Leidenschaft, die der Betriebsingenieur von seinem Vater im heimischen Kerpen-Türnich an der Erft übernahm und nach Voiswinkel brachte.

Dabei geht es ihm nicht nur um Honig und Bienenwachs, sondern in erster Linie um die Optimierung der Merkmale seiner Völker. Schwerpunkte legt der 79-Jährige, der für seine Königinnen-Zucht jüngst vom Rheinisch-Bergischen Kreis als „Züchter des Jahres“ ausgezeichnet wurde, dabei auf Leistungskraft, Widerstandsfähigkeit und vor allem Sanftmut.

Die Honigbiene Carnica besticht durch Sanftmut

Diese bringt die Honigbiene Carnica mit, Letzteres in einem so großen Maße, dass Bauer zwar normalerweise im Schutzanzug arbeitet, aber gerne auf den bekannten Bienenschleier verzichtet. „Da sieht man aus wie der Mann im Mond. Das weckt nur Ängste bei den Leuten“, meint er und greift beherzt in einen der im Garten stehenden Bienenstöcke.

Er vertraut seiner Honigbiene Carnica, die schon mal als „lammfromm“ bezeichnet wird, auch wenn selbst sie ab und zu der Hafer sticht. Ein Gewitter, das in der Luft liegt, Hektik beim Imkern oder für Bienen unangenehme Gerüche, zu denen nicht nur Schweiß sondern erstaunlicherweise auch manches Parfüm gehört, können Ursache sein, dass selbst seine Bienen den Stachel ausfahren. Was den Züchter sanfter Bienen naturgemäß schmerzt.

Gezielte Partnerwahl

Weil Bauer die positiven Eigenschaften seiner Carnica Sklenar (benannt nach dem österreichischen Züchter Guido Sklenar) bewahren und stärken will, hat er etwas gegen freie Liebe, setzt eher auf gezielte Partnervermittlung. Denn bei unkontrollierter Fortpflanzung könnte eine x-beliebige gemeine Drohne angeflogen kommen und durch einen schlichten Begattungsakt vernichten, was jahrelange Zucht aufgebaut hat. Wobei es allerdings für die Drohne so oder so der letzte Akt ist, denn „nach der Begattung stirbt sie“, erklärt Bauer die trüben Zukunftsaussichten männlicher Bienen.

Um dieser ungehemmten Vermehrung einen Riegel vorzuschieben, fährt Bauer regelmäßig nach Borkum. Auf der Insel ist der Odenthaler seit 1970 Gründungsmitglied der örtlichen Zuchtgemeinschaft und seit 1993 „Belegstellenleiter“. Hier, in isolierter Insellage, zwölf Kilometer vom niederländischen Festland entfernt, leben in der „Belegstelle“ handverlesene, nach Zuchtkriterien selektierte Drohnen derselben Population und warten auf Königinnen. Die müssen erst mit Rudi Bauer die Fähre nutzen, um ihr Glück zu finden.

Drohnen dürfen nicht auf die Insel einfliegen

Dabei reisen die Königinnen nur mit kleinem Staat. Um zu verhindern, dass sich eine Drohne vom Festland unter die anreisenden Bienen schmuggelt, um die »genetisch reinen „Vatervölker« auf der Insel zu kontaminieren, „werden die Bienen vorher durchgesiebt“, erklärt Bauer. „Nur die Arbeiterinnen passen durch und begleiten die Königin, die Drohnen bleiben hängen.“

Die begatteten Königinnen nimmt Bauer anschließend wieder mit zurück ins Rheinland, wo sie bei vielen Züchtern neue Bienengenerationen hervorbringen, deren genetische Linien bekannt und kein Produkt des Zufalls sind.

„Die stärkste Motivation für mich ist die Selektion: zu schauen, ob es geklappt hat“, sagt Bauer. Natürlich gebe es nicht nur Erfolge, sondern auch mal negative Abweichungen. Aber die Honigbiene sei für ihn faszinierend: „Es ist ein Haustier, das auch dann noch überlebensfähig ist, wenn es ausreißt.“