Zuwachs von den Gladbacher BikernDie Dirt-Strecke in Odenthal-Eikamp wird ausgebaut

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Die 14-jährige Patricia ist ein „Star“ der Odenthaler Bikerszene. Auf der Trainingsstrecke  fliegt sie vier Meter hoch. 

Odenthal – Es kommt etwas ins Rollen auf der Dirtstrecke, einem Parcours für Mountainbiker, im Achim-Hahn-Park in Eikamp. Auf der Trainingsstrecke direkt neben der Skateanlage hinter dem Feuerwehrhaus tummeln sich viele Jugendliche: Mit Schaufeln optimieren und formen sie ihre Trainingsstrecke nach ihren Wünschen. Ein Bagger türmt große Erdhaufen auf. Holzrampen werden angefertigt für die großen Sprünge, auf die die Mutigen zurasen.

„Dirten“ nennen sie es, wenn sie auf ihren Rädern über Hügel, abgeflachte Tafelberge und Bretter fegen und dabei möglichst spektakuläre Stunts ausprobieren. Auf den Landungsflächen liegt Rindenmulch, um den Aufprall zu federn.

Dirt-Strecke war zuletzt in Vergessenheit geraten

„Die Jugendlichen sind sehr engagiert und haben tolle Ideen“, sagt Kai Dehler, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft Eikamp, die die 3000 Quadratmeter große Sportanlage in Eikamp betreut. „Wir freuen uns, dass wir den jungen Leuten ein Angebot für ihre Sportart machen können.“ Parallel zur Skateanlage habe es zwar immer schon auch eine Dirt-Strecke gegeben. Sie sei aber in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geraten.

Dirt-Biking in Rhein-Berg

Die Situation in Bergisch Gladbach

Die Dirt Stylers können hoffen, ihre illegale Trainingsstrecke im Nußbaumer Wald in Bergisch Gladbach doch behalten zu können. „Der Wille der Stadt ist da, dem Verein zu helfen, dass er sein Trainingsgelände behalten kann“, sagt Dezernent Ragnar Migenda. Es liege im Interesse der Stadt, eine solche sportliche Anlage vorzuhalten, auch um zu verhindern, dass Biker auf eigene Faust vagabundieren.

Die Stadt habe dem Verein eine Vertragsvereinbarung vorgelegt. Zu Details will sich Migenda aber noch nicht äußern, weil die Dirt Stylers die Vereinbarung noch nicht unterschrieben haben. Im Kern geht es darum, dass die Dirt-Line, so wie sie jetzt ist, zeitlich begrenzt bestehen bleiben kann bis zur Erweiterung des Begräbniswaldes in fünf bis sieben Jahren auf dem städtischen Grundstück im Nußbaumer Wald.

„Positiv ist, dass der neue Bürgermeister Frank Stein und der neue Dezernent uns unterstützen wollen. Das war vorher nicht so“, gibt Manfred Schneider, Sprecher des Vereins, eine erste Einschätzung. Der Vereinsvorstand sei noch in der Beratung. Stimme der Verein zu, könne wenigstens jungen Fahrern und Anfängern ein Angebot gemacht werden. Aus sportlicher Perspektive werde es aber schwer, ambitionierte Mitglieder davon zu überzeugen. Wie berichtet, besteht die Strecke nur noch aus kniehohen Erdhügeln. Die Stadt hatte verfügt, alle Aufbauten abzubauen. (ub)

Jetzt haben 20 Jugendliche des Vereins Dirt Stylers aus Bergisch Gladbach hier eine Ausweichstrecke gefunden, weil sie ihren Parcours im Nußbaumer Wald verloren haben. „Das hat neue Dynamik reingebracht“, erzählt Dehler und freut sich über einen weiteren Effekt: „Dieser Ort ist zu einem Treffpunkt, einer Heimat für die Jugendlichen geworden.“ Sie achten selbst darauf, dass alles ordentlich bleibt.

14-Jährige kann bei europäischem Wettbewerb starten

Er glaubt, dass sie den Dirt-Park deshalb so sehr schätzen, weil sie sich damit identifizieren und selbst mit anpacken können. „Sie lernen, dass man mit guten Ideen und Engagement seine Ziele erreichen kann.“ Die Könner fliegen vier Meter hoch. So wie die 14-jährige Patricia. Sie hat Figuren drauf mit Namen wie den „Three sixty“. Nach einem Steilhügel tritt sie noch einmal fest in die Pedale. Eine Holzrampe katapultiert sie meterhoch in die Luft, wo sie sich um die eigene Achse dreht und mit einem Lächeln wieder auf dem Rindenmulch landet.

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Der Ausbau des Trainingsparcours macht Fortschritte.

„Ich bin froh, dass ich für meine Tochter hier in Eikamp etwas Neues gefunden habe. Sie ist ein große Talent“, berichtet Vater Ralf Druwen. Gerade hat Patricia die Zusage für die Teilnahme an den Audi-Nines im Hunsrück erhalten. Einem Wettbewerb, bei dem einige der besten Biker Europas ihre spektakulärsten Tricks zeigen.

Kooperation mit der Gemeinde Odenthal funktioniert gut

„Für mich ist es ein Segen, dass wir Zuwachs von den Gladbachern bekommen haben“, sagt Davin (20) aus Eikamp. Freundschaften seien entstanden. Und die sportliche Herausforderung sei nun auch wieder da. Wunsch der Dorfgemeinschaft sei es, auch für jüngere Fahrer und Anfänger eine Biker-Strecke zu bauen. Bislang sei der Verein bei seinen Projekten immer „hervorragend“ von der Gemeinde Odenthal unterstützt worden, die 2011 das städtische Grundstück zur Verfügung gestellt habe.

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Jugendliche Biker bauen ihren Parcours auf dem Gelände des Achim-Hahn-Parks in Eikamp selbst aus. 

Auch die Haftung übernehme die Gemeinde. „Die Kooperation funktioniert sehr gut. Davon profitieren die Kinder und Jugendlichen“, betont Dehler. Der Park werde von allen Seiten als Treffpunkt und Sportmöglichkeit sehr gut angenommen: „Insofern könnte die Anlage ein Vorzeigeprojekt für andere Städte und Gemeinden sein“, meint Dehler.

Kein typischer Sport

Den Bau der neuen Dirt-Line-Anlage finanziert die Dorfgemeinschaft größtenteils durch Spenden. Volksbank, Kreissparkasse und AOK haben sich beteiligt. Aber die Gemeinde helfe ebenfalls, wo sie könne. So habe der Bauhof den gemieteten Bagger kurzfristig nach Eikamp transportiert und hole ihn auch wieder ab.

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„Das ist kein typischer Sport“, sagt Jakob (17). Gerade deshalb finden er und seine Freunde Roman und Oles gut, dass sie die Akrobatik auf dem Fahrrad ins Bewusstsein der Leute bringen können: „Vielleicht demnächst bei einem Fest.“

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