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Hegering OdenthalPilze sammeln mit Rücksicht aufs Wild

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Odenthal – Zugegeben, ganz so schlimm wie in der Eifel ist es im Bergischen nicht. In der Eifel fahren ganze Gruppen von Pilzsammlern in den Wald, um dort, als Privatleute getarnt, Pilze zu sammeln, die später an die Gastronomie oder auf Märkten der Region verkauft werden.

Dabei ist das ein durchaus lohnendes Geschäft bei Preisen von bis zu 50 Euro pro Kilogramm Steinpilze. „Wir haben bislang keine Erkenntnisse über solche Aktivitäten“, sagt Polizeisprecher Richard Barz.

Die wären auch kriminell, das gewerbsmäßige Sammeln von Pilzen im Wald ist nämlich verboten. Lediglich für den Eigenbedarf darf man im Wald geringe Mengen Pilze pflücken (siehe „Die Rechtslage“). Trotzdem sieht man vor allen an den Wochenenden viele Pilzsammler, die oft dicht an dicht durchs Unterholz streifen und auf der Suche nach Pfifferling, Steinpilz und anderen schmackhaften Speisepilzen alles platt treten.

Judith Hecker, Obfrau des Hegerings Odenthal für Pressearbeit, hat die Nase gestrichen voll von solchen Pilzfreunden, die ohne Rücksicht auf Verluste unterwegs sind. Die meisten seien sich gar nicht bewusst, dass sie damit nicht nur das ökologische Gleichgewicht im Wald durcheinander brächten, sondern dem Wild auch noch die letzten Rückzugsräume nähmen. „Es ist völlig in Ordnung, am Wegesrand Pilze zu sammeln, wenn man das für seinen privaten Bedarf tut“, sagt Hecker.

Aber wie so oft, wenn es etwas gratis gibt, gibt es auch unter den Pilzsammlern Zeitgenossen, die kein Maß kennen. „Es gibt zwei Probleme beim Pilzsammeln, das eine ist die Maßlosigkeit, das andere die Respektlosigkeit“, bringt es Hecker auf den Punkt.

Man brauche gar nicht durchs Unterholz zu kriechen, um genug für ein Abendessen zu finden. Was so mancher vergesse: Der Wald sei kein Abenteuerspielplatz, sondern Lebensraum für Tiere und Pflanzen.

„Durch die Sammler, die oft auf der Suche nach dem dicksten Pilz durchs Unterholz trampeln, verlieren die Tiere auch noch ihre letzten Rückzugsräume“, moniert Judith Hecker. Besonders wenn sich Sammler am frühen Morgen aufmachten, störten sie die Tiere bei der Äsung. Denn auch Reh und andere Waldbewohner wissen Pilze durchaus zu schätzen. „Pilze liefern auch den Tieren wichtige Spurenelemente, sind eine Art natürliche Apotheke für das Wild“, betont Hecker.

Darauf sollten Sammler Rücksicht nehmen. „Die Waldtiere müssen ja auch noch Wanderer, Reiter, Mountainbiker und Hunde ertragen, sie brauchen Flächen, wo sie nicht gestört werden, in Ruhe Nahrung aufnehmen können“, sagt die Jägerin.

Wichtig sei es außerdem, den Pilz beim Abernten nicht zu zerstören, sondern beim Abschneiden oder Herausdrehen darauf zu achten, das Pilzgeflecht in der Erde nicht zu beschädigen und die Schnittfläche wieder mit Erde abzudecken.

„Ich sammele selbst sehr gerne Pilze, aber mehr, als wir verbrauchen, nehme ich nicht mit, man kann Pilze halt nicht lange lagern. Was wir nicht direkt essen, trockne ich“, sagt Judith Hecker.

Und hofft, dass die Mode, die Pilze selbst im Wald zu pflücken, bald wieder abebbt. „Als ich in den 70er-Jahren damit anfing, gab es nur sehr wenige Menschen, die sich dafür interessierten“, berichtet Judith Hecker. „Heute, wo alles bio sein soll, ist es anscheinend schick.“