KarnevalDie schönsten Bilder aus Odenthal-Voiswinkel, Oberodenthal und vom Rathaussturm

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Eine Gruppe jubelt auf einem Karnevalswagen.

Gute Stimmung bei der Gruppe „Bergisch Total“ in Oberodenthal

So schön kann Karneval sein: Wir haben die Highlights aus Odenthal zusammengefasst.

Am 16. Februar ist Weiberfastnacht und der Straßenkarneval startet. An den Karnevalstagen finden Sie alles rund um die jecken Tage in Odenthal.

Zug in Oberodenthal

Trotz mehrfacher Versuche schafft es der gut gelaunte Clown nicht, seinen Kumpel von der Haustür wegzubekommen. Auch das angebotene Bier lehnt der Anwohner aus Schmeisig ab, es war ihm wohl zu ungemütlich. „Das ist eben nichts für Schönwetter-Karnevalisten“, gibt der Clown lachend auf und zieht weiter zum Aufstellungsort in Oberodenthal.

In der Tat mussten sowohl die Zugteilnehmer als auch die Jecken am Rand am Samstagmittag bei fiesem Regen echtes karnevalistisches Durchhaltevermögen beweisen. Oder sich eben gut vorbereiten wie Dominic und Miriam Hasenwinkel. Sie waren mit ihrer Tochter Milla (6) aus Burscheid nach Övver-Ohnder gekommen. Und das nicht zum ersten Mal, sie besuchen regelmäßig zum Karnevalszug Freunde dort. „Wir sind gut ausgestattet“, sagt Miriam Hasenwinkel und verweist auf die drei Schirme, mit denen sich die Familie vor dem Regen schützt.

Der Zug gehört auch einfach dazu.
Alina Schumacher, Odenthalerin

Ein wenig weiter oben in Schmeisig tippelt Jan Schumacher unter einer kleinen Überdachung hin und her. Richtig wohl scheint er sich gerade nicht zu fühlen. Das hat allerdings auch einen guten Grund. Jan Schumacher, seine Frau Alina und ihr eineinhalbjähriger Sohn Emil stehen seit eineinhalb Stunden dort und warten, bis der Zug beginnt. „Wir müssen früher weg und musste daher etwas außerhalb parken“, sagen die Eltern. Trotz der ungemütlichen Umstände sei die Stimmung aber gut. „Und der Zug gehört auch einfach dazu“, sagt Alina Schumacher, die ihren Sohn auf dem Arm hat.

Bei der Familie steht Claudia Nohl. Sie wohnt direkt am Zugrand, ist mit der Zugführung trotzdem unzufrieden. „Die alte Strecke war besser“, findet sie. Denn damals habe der Zug nicht wie in diesem Jahr in Schmeisig begonnen, sondern geendet. So hätten die Menschen auf den Wagen und in den Fußgruppen bei ihr noch mal alles herausgefeuert, was noch an Kamelle da gewesen sei.

Wagen gebaut und Fußgruppen zusammengestellt hatten in diesem Jahr die Fidele Wißkirchen, die Neschener Jecken, die KLJB Altenberg, die KG Övver Ohnder Jecken, die Wilden Jecken, die Echten Fründe, die Jecke Lücke, das Bläsercorps Much, die Wilde Buure, die Lallas, Ramba Zamba Övver Ohnder, die IG Scheuren, Bergisch Total und das Dreigestirn. Organisiert hatte den Zug das Festkomitee der Karnevalsfreunde Oberodenthal.

Drei der Gruppe feiern in diesem Jahr einen besonderen Geburtstag. die KG Övver-Ohnder hatte ihren rot-weißen Festwagen zum 55. Geburtstag mit Dutzenden roten, gelben und weißen Ballons geschmückt. Die verteilten sie auch fröhlich unter den Zuschauerinnen und Zuschauern.

Zum ihrem 20. Geburtstag waren die Jugendlichen der KLJB Altenberg mit dem Motto „Mer fiere uns 20 Johr wie verrück un holle de goldene Zick zoröck“ unterwegs. „Kölsch, Radler un Likör us Övver Ohnder wär an d’r Cote d’Azur a Wunder“ hatten sich die Neschener Jecken, die in diesem Jahr 50 Jahre alt werden, zum Motto gemacht. Damit hatten sie sich ans Zugmotto angelehnt, das „Wer braucht Italien oder Cote d’Azur, wir haben Övver Ohnder vor der Tür“ hieß.

Rund vier Kilometer lang war der Zug durch Oberodenthal, der sich nach dem Start in Schmeisig über Hüttchen, Neschen bis nach Scheuren zog. Schluss war danach noch nicht. In der Turnhalle feierten die Övver-Ohnder Jecken noch weiter auf ihrer traditionellen Kostümparty. Dort wurden die Malerinnen und Maler der Lallas auch noch für das schönste Kostüm des Zugs ausgezeichnet.


Zug in Voiswinkel: Besucher aus Kanada kamen nach Odenthal

Sie hatten zwar lange genug Zeit, um ihre Wurftechnik zu perfektionieren, der Wind, der über den Berg fegte, zwang die Jecken, die am Voiswinkeler Zug am Karnevalsfreitag beteiligt waren, jedoch zu improvisieren. Dennoch landeten unzählige Kamelle in den Beuteln der rund 6000 Besucher, die sich am Zugweg aufgestellt hatten.

Zum diesjährigen Motto der Voiswinkeler passte das stürmische Wetter: „Un es dat Levve noch su schwer – mir fiere Fasteleer!“ Vom Sturm ließen sich rund 500 Teilnehmer absolut nicht beirren. Auch nicht davon, dass die als Dach dienende Plane vom Wagen des Ex-Kinderdreigestirns einfach wegflog und kurz vor Beginn wieder befestigt werden musste, oder davon, dass sich der bunte Lindwurm anders durch die Gassen schlängelte als gewohnt.

In diesem Jahr wurde die Zugrichtung verändert und somit die neuen Siedlungen Blievacker und Sommerkampfeld integriert. Die Zugleiterlock mit Thomas Gierlich setzte sich in Bewegung und das „Dorf im Jröne“ erstrahlte in den buntesten Farbtönen.

„Dynamo Zitrone“ begeisterte als Wanderzirkus, die Piraten von der Scherf gingen Frau Antje voraus, die mit einer Mege Doppelgängerinnen erschien und fand: „Ist auch alles Käse, wir tanzen Polonäse“. Die „Blänk Notes“ musizierten live auf dem Wagen, die Indianer brutzelten Würstchen auf dem mobilen Grill und die Bürgerwehr machte dem Dreigestirn um Prinz Achim III. (Bosch), Bauer Michael (Kalinke) und Jungfrau Claudette (Klaus Menrath), ernsthafte Konkurrenz, denn ihr Motto lautete: „Mer all sin Dreigesteen“.

Odenthal: Fußgruppe bastelte sechs Stunden an Hüten

Nicht nur, dass die Fußgruppe alleine für einen Hut schon sechs Stunden Zeit benötigt hatte beim Basteln, sie konnten auch den am weitesten angereisten Zugteilnehmer vorweisen. Freiburg, Sauerland, Siegerland, waren schon Wege, die nicht ganz um die Ecke sind, aber William Lai übertraf auch diese. Er kommt aus Vancouver in Kanada und war bereits zum 13. Mal mit von der Partie. Da es in seiner Heimat keinen Karneval gibt, freute er sich auch in diesem Jahr, wieder mitzulaufen und Freunde treffen zu können.

Für die Kinderprinzessin Charlotte (Kierspel) und ihren Prinzen Tobias (Merl) war endlich der ganz große Tag angebrochen. „Ein bisschen aufgeregt bin ich schon“, gab die Prinzessin zu. „Ich freue mich aber auch ganz doll aufs Kamellewerfen gleich“, sagte sie und legte los.

Odenthaler Zug im Livestream zu sehen

Als letzter Wagen rollte das Dreigestirn der Interessengemeinschaft Voiswinkeler Karnevalsfreunde (IVK) los. Bevor das Heimspiel für die drei startete, wärmten sie sich schon einmal auf und Jungfrau Claudette gab ein Ständchen bei der Zugaufstellung.

Zweieinhalb Stunden lang ging es dann rund drei Kilometer durchs Dorf. Zuschauer, denen das Lüftchen zu stark war, hatten auch die Möglichkeit, den Zug gemütlich im Wohnzimmer per Livestream zu verfolgen, mussten hierbei jedoch auf Strüßje und Kamelle verzichten.


Odenthaler Bürgermeister muss Rathaus räumen

Eigentlich hatte Bürgermeister Robert Lennerts an alles gedacht. So glaubte er zumindest. Ganz entspannt verließ sich das Odenthaler Gemeindeoberhaupt anfangs noch auf die Barriere, die seine Mitarbeiter morgens noch an der Rathaustür angebracht hatten. Eine große Holzbarrikade mit einem Windrad drauf – ganz nach dem Rathausmotto: „Turbine, Windkraft und Solar – für uns jecke sonnenklar“.

Denn die Odenthaler Tollitäten wollten dem Rathaus den Saft abdrehen: Strom, Gas, Wasser und Internet wollten die Jecken kappen, um den Bürgermeister aus seinem Amtssitz zu treiben. „Wir hatten viel Spaß und die eigenen Turbinen angeschmissen“, sagte der Bürgermeister später. Genützt hat es nichts. Nach einem jecken Schlagabtausch zwischen den Tollitäten und Lennerts rissen die Jecken die Barrikade schließlich von der Tür, stürmten das Rathaus und jubelten stolz mit dem Stadtschlüssel aus dem Fenster.

Als der Blecher Prinz Marco I. Lennerts eröffnete, im Rathaus „den Saft abdrehen“ zu wollen, hatte der Bürgermeister noch mit Megafon vom Fenster aus in Richtung Rathauskreisel getönt: „Hier ist so viel Power, hier könnt ihr nix abdrehen.“ Die Eikamper Prinz*in Clara Brückers hielt dagegen: „Gleich habt ihr nichts mehr!“ Und gesagt, getan: Symbolisch durchtrennten die Tollitäten nacheinander Strom-, Wasser- und Internetleitungen.

Jetzt haben wir genug palavert.
Prinz Achim III. aus Odenthal.

Ein wenig politisch wurde es zwischendurch auch. Der Voiswinkeler Prinz Achim III. gab eine Spitze an den Bürgermeister: „Die Leute merken gar keinen Unterschied, ob ihr regiert oder hier Karneval feiert.“ Auf so ein Geplänkel ließ sich Robert Lennerts aber gar nicht erst ein. „Bei uns ist die Stimmung mindestens 111 Prozent besser als bei euch. Wollt ihr mal hören, was hier für eine Stimmung ist“, fragte er seine Mitarbeiter, bevor er „Oh wie bist du schön“ anstimmte. Deutlich lauter hallte es auf das Anstimmen von Achim III. in Richtung Rathaus: „Ach wär ich nur ein einzig Mal ein schmucker Prinz im Karneval.“

Da dauerte es auch nicht lange, bis sich die Jecken zu einer großen Polonaise rund um den Kreisel zusammengefunden hatten –in die sich auch die Voiswinkeler Spatzen sofort eingereiht hatten. Nachdem es dem Damendreigestirn aus Eikamp nicht gelungen war, Robert Lennerts mit Rotwein aus seinem Rathaus zu locken, reichte es Prinz Achim III. irgendwann: „Jetzt haben wir genug palavert. Wir kommen zum wichtigsten Teil“, rief er zum Sturm des Rathauses auf. Als sich die Jecken dann einmal in Bewegung gesetzt hatten, dauerte es auch nicht mehr lange, bis die Barrikade an der Rathaustür unter großen Jubel abmontiert war und die Tollitäten nacheinander ins Rathaus einzogen.

Karneval in Odenthal

  • Freitag, 17. Februar: Karnevalszug in Odenthal-Voiswinkel: Mutzbacher Talweg, Mutzbroicher Straße, Odenthaler Straße etc. 14.11 Uhr.
  • Samstag, 18. Februar: Karnevalszug in Oberodenthal: Schmeisig, Hüttchen, Neschen, Scheuren, 13.11 Uhr.
  • Montag, 20. Februar: Karnevalszug in Eikamp, Aufstellung Käthe-Kollwitz-Straße, 11.11 Uhr.
  • Montag, 20. Februar: Karnevalszug in Blecher (Bergstraße), Aufstellung Feldstraße/Eifgenstraße, 14.11 Uhr.

Was ist sonst so los? Hier finden Sie alles zum Karneval im Rheinisch Bergischen Kreis im Überblick. 

Wir wünschen schöne Karnevalstage. Alaaf!

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