Genehmigung war befristet und abhängig von der Aufhebung des Bebauungsplanes. Der Rat wollte im Dezember entscheiden, nun per Dringlichkeit.
KündigungKreis hebt unerwartet Verträge in Odenthaler Großtagespflege für Kinder auf

„Die kleinen Helden“ sind in Sorge: Weil der Bebauungsplan noch nicht aufgehoben wurde, kündigte der Rheinisch-Bergische Kreis vorsorglich die Verträge der Großtagespflege für Kinder.
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Das Entsetzen bei den Eltern ist groß, seit ihnen ein Kündigungsschreiben ins Haus flatterte. Darin beendet der Rheinisch-Bergische Kreis als zuständiger Träger der Jugendhilfe in Odenthal zum 31. Januar 2026 den Betreuungsvertrag für die in der neuen Großtagespflegestelle „Die kleinen Helden“ in der Lindenallee versorgten Kinder.
Neun Kinder werden derzeit in der Einrichtung betreut, die Anfang des Jahres eröffnet hat – endlich, sagten damals viele Menschen in Odenthal, weil es an Betreuungsplätzen für Kinder in Odenthal mangelt und besonders das Angebot einer Großtagespflege fehlte. In Nordrhein-Westfalen können sich zwei bis maximal drei Kindertagespflegepersonen zur Großtagespflege zusammenschließen, um bis zu neun Kinder zu betreuen.
Der bestehende Bebauungsplan muss aufgehoben werden
Diesen Mangel hatte auch das Jugendamt des Rheinisch-Bergischen Kreises gesehen, woraufhin der Jugendhilfeausschuss 2024 einstimmig einen Investitionskostenzuschuss von rund 100.000 Euro für die geplante Großtagespflege in Odenthal beschloss. Das Geld war für Ausstattungs- und Umbaumaßnahmen im Gebäude an der Lindenallee vorgesehen.
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Doch um das Angebot im Gebäude der ehemaligen Rendantur rechtssicher zu machen, muss das Baurecht an dieser Stelle geändert werden. Denn der seit 2008 gültige Bebauungsplan sieht hier ausschließlich Wohn- und Büronutzung vor. Die Aufhebung des alten Bebauungsplans würde den Weg für die derzeitige Nutzung dauerhaft frei machen. Obwohl die schon in Sicht ist, hakt es nun genau an dieser Stelle.
Die Großtagespflegestelle hat bisher nur eine temporäre Genehmigung
Wegen der baurechtlichen Situation habe der Kreis nur eine temporäre Genehmigung für die Großtagespflege erteilt, erklärt das Odenthaler Planungsamt, zunächst bis zum Sommer 2025. Weil die erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen für Verzögerung gesorgt hätten, sei diese Frist auf Bitten der Odenthaler Verwaltung noch einmal bis zum 31. Januar 2026 verlängert worden.
Am 16. Dezember 2025 sollte der neue Gemeinderat final entscheiden und damit die Kuh vom Eis sein – so glaubte man jedenfalls. Von den jetzt vom Kreis ausgesprochenen Kündigungen der Betreuungsplätze wurde man offensichtlich auch im Odenthaler Rathaus überrascht.
Kreisverwaltung wehrt sich gegen Vorwürfe
„So werden Existenzen vernichtet“, ärgert sich Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein mit Blick auf die noch junge Einrichtung über die Vorgehensweise der Kreisverwaltung. Wittgenstein ist Vermieter der Räume und kann die in seinen Augen rigorose „bürokratische Vorgehensweise“ des Amtes nicht nachvollziehen. „Die Eltern sind in Panik und wissen nicht, wohin mit ihren Kindern“, empört er sich.
„Als zuständige Behörde sind wir rechtlich verpflichtet, sicherzustellen, dass Betreuungsangebote nur in Räumen stattfinden, für die eine gültige Baugenehmigung vorliegt“, wehrt sich der Rheinisch-Bergische Kreis gegen die Vorwürfe. „Sollte der Bebauungsplan entgegen der Erwartungen aller Beteiligten nicht beschlossen werden, wäre ein Weiterbetrieb ab dem 01.02.2026 ohne rechtliche Grundlage“, so Pressesprecher Frank Dudley auf Nachfrage dieser Zeitung.
Das Jugendamt habe kein Interesse an einer Schließung der Einrichtung
„Um zu vermeiden, dass Eltern erst kurz vor Weihnachten mit möglichen Konsequenzen konfrontiert werden, mussten wir daher vorsorglich fristwahrend handeln“, erklärt er. Und weiter: „Das Jugendamt hat keinerlei Interesse an einer Schließung der Betreuungseinrichtung.“ Das zeige auch der Einsatz öffentlicher Mittel.
Sobald der nötige Ratsbeschluss vorliege, könnten die Kündigungen kurzfristig zurückgenommen und die befristete Genehmigung in eine unbefristete verwandelt werden, stellte er in Aussicht. Damit erhalte der Standort eine „langfristige Perspektive“.
Per Dringlichkeitsbeschluss soll für Rechtssicherheit gesorgt werden
CDU-Fraktionschefin Nicola Cyliax-Kindling kann die Nöte der Eltern nachvollziehen. Auch für die Politik in Odenthal sei die Kündigung durch den Rheinisch-Bergischen Kreis überraschend gekommen: „Sonst hätten wir die Aufhebung des Bebauungsplans bereits in der ersten Ratssitzung (am 4. November) beschließen können“, sagt sie. Denn dass sich eine Mehrheit für die erforderliche Änderung findet, da sei sie sich sicher. Die Beschlüsse in den vorgeschalteten Gremien seien alle einstimmig gewesen.
Sie will nun aufs Tempo drücken: „Für Eltern, die in Sorge sind, ist der 16. Dezember weit weg“, begründet sie. Am Montag werde sie im Ältestenrat, in dem alle Fraktionsvorsitzenden und die Bürgermeisterin vertreten sind, für eine Dringlichkeitsentscheidung plädieren, kündigte Kindling an. Dann könnte alles ganz schnell gehen: Der Bebauungsplan könnte sofort aufgehoben werden und die „Kleinen Helden“ in der Lindenallee dürften bleiben.

