Kontroverse KonzepteEntwürfe zur Kaplanei sollen Leben in Odenthaler Zentrum bringen

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Die Alte Kaplanei, wie sie sich heute präsentiert.

Die Alte Kaplanei, wie sie sich heute präsentiert.

Odenthal – Die Alte Kaplanei wartet schon seit Jahren darauf, aus ihrem Dornröschenschlaf wachgeküsst zu werden. Doch der dafür nötige Prinz, in Gestalt der Gemeinde, ziert sich noch. Denn das Wachküssen ist mit finanziellen Auslagen verbunden und die Schatulle ist leer.

Und so gab es in der jüngsten Sitzung des Planungs- und Bauausschusses noch kein klares Signal, wie die Zukunft des denkmalgeschützten Gebäudes aussehen soll. Dieses Signal benötigt die Verwaltung aber dringend, um weiterarbeiten und planen zu können. Die Gesamtkosten für die Sanierung und den Umbau werden mit 1,9 Millionen Euro angegeben. Interesse eines Anker-Mieters für die Immobilie soll es bereits geben.

Zehn Büroarbeitsplätze im Obergeschoss

Auf dem Tisch liegen mehrere Vorschläge, wie die leerstehende Immobilie in der Ortsmitte künftig genutzt werden könnte. Im Vorfeld hatten sich die politischen Vertreter mehrheitlich im Erdgeschoss ein Café/Bistro und einen kleinen Laden für regionale Produkte vorstellen können, im Obergeschoss ein Coworking Space (Büroarbeitsplätze und Konferenzräume mit entsprechender Infrastruktur zur Miete). Konzepte legten die Planungsbüros format 3, Virkus Projekt GmbH und BKR Aachen nun vor und berechneten die Wirtschaftlichkeit.

Typisch bergischer Stil

Die Alte Kaplanei wurde um 1900 im typisch bergischen Stil als Wohngebäude für den Kaplan der katholischen Gemeinde gebaut und steht unter Denkmalschutz. Das Grundstück gehört der Kirchengemeinde, die Zivilgemeinde Odenthal verfügt über das Gebäude im Erbbaurecht bis zum Jahr 2064. Bisher wurde das Haus als Wohngebäude genutzt, zuletzt diente es als Flüchtlingsunterkunft. Aktuell befindet sich die Alte Kaplanei in sanierungsbedürftigem Zustand. (spe)

Im Erdgeschoss untersuchten sie die Möglichkeiten einer gastronomische Nutzung im Bestand, alternativ mit Glasanbau sowie mit einem Wintergarten, um die Zahl der witterungsunabhängigen Sitzplätze zu vergrößern. Im Obergeschoss schlagen die Planer zehn Büroarbeitsplätze vor, die über einen zum Gebäude hinzugefügten gläsernen Aufzug erreichbar sein könnten.

Sanierungskosten für Wohnungen wären geringer

Die Verwaltung favorisiert die Variante mit Glasanbau, weil dies ihrer Ansicht nach die Rentabilitätschancen des ansonsten mit 140 Quadratmetern sehr kleinen Cafés deutlich erhöhen würde. Die Politik zeigte sich aber skeptisch und hatte dabei besonders die Kosten im Auge: „Wir nehmen zwei Millionen in die Hand, aber von vielen Dingen profitiert indirekt der Investor“, kritisierte Alwine Hartwig (FDP), die auch die Fördermöglichkeiten für das Projekt für zu optimistisch geschätzt hält.

Zudem seien die Sanierungskosten für Wohnungen im Obergeschoss vermutlich geringer als für Büros und man könne auf den Aufzug verzichten. Der war auch für Nicola Ciliax-Kindling (CDU) entbehrlich, sie präferierte aber einen Anbau am Café. „Ich sitze gerne im Glashaus“, betonte sie und erntete dafür Gelächter.

Zweifel an Nachfrage für Coworking-Spaces

Rolf Deiters (SPD) schlug vor, den Versuch zu machen, die Pachtdauer für das Gebäude über 2064 hinaus zu verlängern, damit sich die Investitionen der Gemeinde rentierten. Nach den Kalkulationen der Planer soll dies nach rund 22 bis 23 Jahren der Fall sein. Kämmerer Thorsten Stefer verwies in diesem Zusammenhang auf den „Geldrückfluss durch Mieteinnahmen“, so dass die Investitionen nicht dauerhaft den Haushalt belasteten.

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Ein Café in der Ortsmitte sei eine Marktlücke, befand Dirk Braunleder (Grüne). Daher unterstützten die Grünen ein Angebot, das tagsüber, nicht nur abends geöffnet sei. Gleichzeitig zweifelte er daran, dass ein Coworking-Space in Odenthal gefragt sei. Braunleder plädierte daher für eine „abgespeckte, kleine Lösung“, mit Wintergarten, aber ohne Aufzug und mit Wohnungen im Obergeschoss. „Denn Wohnraum fehlt“, begründete er.

Die kleine Variante hielt Dr. Heinz-Hubert Fischer (CDU) nicht für erfolgversprechend: Nur die größere Lösung habe wirtschaftliche Zukunft: „Das ist ein Projekt, das sich für uns mit einem Plus von 600.000 Euro am Ende rentiert.“

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