Polizeiliche ErmittlungHätten die Unfälle in Odenthal vermieden werden können?

Lesezeit 3 Minuten
Rolf Müller zeigt die Unfallstelle, an der seine Lebensgefährtin stürzte

Rolf Müller am Unfallort, an dem seine Lebensgefährtin stürzte.

Nach zwei schweren Fahrradunfällen gibt es viele offene Fragen zum Unfallort und nach möglichen Verantwortlichen.

Weiße Markierungen, Linien und Kreise, mittendrin ein dunkler Fleck wie von geronnenem Blut – Spuren von zwei schweren Fahrradunfällen, die sich im Abstand von nur vier Tagen an der Bergstraße in Glöbusch ereignet haben.

Wie berichtet war hier am Donnerstagabend, 25. Mai, eine 70 Jahre alte Frau mit ihrem Pedelec an einer Fräskante im Rad-Gehweg gestürzt. Schwer verletzt musste sie mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen werden. Nun wurde bekannt, dass es nur vier Tage vorher, am 21. Mai,  an der selben Stelle schon einmal zu einem schweren Pedelec-Unfall gekommen war.

Im Verlauf des kombinierten Rad-Gehweges wurde in keiner Weise auf die Baustelle hingewiesen.
Rolf Müller, Lebenspartner des Unfallopfers

„Wir waren mit den Rädern Richtung Odenthal unterwegs. Meine Lebensgefährtin hat die Vertiefung im Radweg nicht gesehen und mit dem Rad die Fräskante erwischt“, schildert Rolf Müller den Unfallhergang. Der Sturz auf das Pflaster sei so heftig gewesen, dass die 55-Jährige, die zum Glück einen Helm trug, für kurze Zeit bewusstlos gewesen sei. Im Krankenhaus, wo die Frau zwischenzeitlich auf der Intensivstation versorgt werden musste, habe man neun, teils mehrfach gebrochene Rippen festgestellt und einen Milzriss.

Zu Schock und Schmerzen kamen noch Ärger und Unverständnis dazu: „Im Verlauf des kombinierten Rad-Gehweges wurde in keiner Weise auf die Baustelle hingewiesen“, beschwert sich Rolf Müller. Die vorhandene Beschilderung habe nur einen Hinweis auf die Aufgrabung der Straße gegeben. Die Fahrbahn sei mit Warnbaken abgesichert gewesen, der Geh-Radweg aber nicht. „Eine Fräskante von bis zu sechs Zentimetern in Fahrtrichtung ohne Rampe mit Asphalt im Rad-Gehweg stehen zu lassen, ist für mich ein Verstoß der Baufirma gegenüber der Verkehrssicherungspflicht“, sagt Müller. Rätselhaft ist, warum nach diesem schweren, ersten   Unfall die Stelle nicht besser abgesichert wurde.

Nach dem zweiten Unfall am Donnerstag habe die Baufirma dann offenbar schnellstens die fehlende Restverfüllung mit einer Asphaltdeckschicht vorgenommen, vermutet Rolf Müller, der beruflich vom Fach ist, weil er für den Landesbetrieb Straßen NRW tätig ist.

Das Aufstellen der Baken und Schranken war nicht Aufgabe es Kreises

Bei der Baustelle handelte es sich nach Angaben der Odenthaler Gemeindeverwaltung um eine private Baustelle zur Verlegung von Versorgungsleitungen für einen Neubau. Der Rheinisch-Bergische Kreis, der hier als Straßenverkehrsbehörde für die Verkehrslenkung und -sicherheit zuständig ist, habe für die Baustelle eine Verkehrsrechtliche Anordnung erlassen, sagte Pressesprecherin Hannah Weisgerber auf Nachfrage.

Die Anordnung habe die Absicherung der Baustelle mit rot-weißen Schranken und Baken und die Sperrung des Radweges vorgeschrieben. Nur ein schmaler Durchgang für Fußgänger sei davon ausgenommen gewesen. Das Aufstellen der Baken und Schranken übernehme allerdings nicht der Kreis, sondern sei Angelegenheit der für die Baustelle Verantwortlichen.

Unfallhergang ist Teil der polizeilichen Ermittlungen

Wie es zu den beiden schweren Fahrradunfällen an der selben Stelle der Bergstraße kommen konnte, sei nun Gegenstand der Ermittlungen, erklärt Polizeisprecher Christian Tholl. Untersucht werde, ob es sich möglicherweise um fahrlässige Körperverletzung handele. Dazu müsse geprüft werden, ob die Baustelle ordnungsgemäß abgesichert gewesen sei, wo die Baken standen und welche Rolle die Fräskante für die Stürze gespielt habe. Die Kante „scheint zumindest mitursächlich gewesen zu sein“, meint   Tholl.

Rolf Müller hofft derweil, dass seine Partnerin, die inzwischen operiert wurde, bald aus der Klinik entlassen werden kann. Er sorgt sich aber auch um eventuelle Folgeschäden des Sturzes und überlegt, rechtliche Schritte einzuleiten. Gerne würde er Kontakt zu der vier Tage später an der Bergstraße verunglückten Radfahrerin oder ihrer Familie aufnehmen, doch sind ihm keine Namen bekannt. „Denn dann“, so Rolf Müller, „könnte man gemeinsam überlegen, ob man juristisch vorgehen kann.“

KStA abonnieren