Geht an vier Tagen im Jahr richtigSchüler aus Odenthal baut Sonnenuhr

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Der Schüler und die Lehrer haben eine Tafel für die Sonnenuhr enthüllt.

Björn Richarz hat im Physikkursus von Ruth von Oy eine Sonnenuhr konstruiert.

Ein Schüler aus Odenthal hat eine Sonnenuhr gebaut. Das Talent dafür liegt in seiner Familie.

Sie braucht weder Stromleitung noch Batterie und ein Blackout lässt sie daher kalt. An wolkenverhangenen Tagen hingegen fehlt ihr jeder Antrieb und nachts schlägt ihr ohnehin keine Stunde: Die Sonnenuhr, die nun an der Fassade des Odenthaler Gymnasiums hängt, zählt nur die sonnigen Stunden.

Die Uhr ist Ergebnis einer Hausarbeit, die Björn Richarz im Grundkurs Physik geschrieben hat. Betreut von Physiklehrerin Ruth von Oy fiel die Wahl des Themas nicht zufällig auf die Sonnenuhr, denn Björn Richarz’ Urgroßvater war zugleich ein Uhr-Großvater. Otto Bauer (1921-2015) war Professor für Maschinenbau an der Technischen Hochschule Köln und Spezialist für den Bau von Sonnenuhren. Seine Baupläne, „die er in einem Buch detailliert beschrieben hat“, so sein Urenkel, halfen bei der Konstruktion. „Die Berechnungen waren schwieriger als der Bau der Uhr“, sagt der Oberstufenschüler rückblickend.

Die selbst gebaute Sonnenuhr hängt an der Außenwand der Schule.

Die Uhr funktioniert nur bei schönem Wetter.

Viele Faktoren gingen in die Rechnung ein: So weist die Außenwand für die Uhr nicht exakt nach Süden, mussten die Linien für Sommer- und Winterzeit berechnet werden, ebenso wie die Datumslinien für Frühlings- oder Herbstanfang. Scheint die Sonne, wirft der Gnomon, ein Stab, der als Zeiger dient, seinen Schatten auf die entsprechende Uhrzeit auf dem Zifferblatt.

Sonnenuhren gehören zu den ältesten wissenschaftlichen Instrumenten. Schon in der Antike wurde der Schatten zur Zeitbestimmung benutzt. Im Mittelalter entstanden an Kirchen, Rathäusern und Gebäuden wohlhabender Bürger vertikale Sonnenuhren, die sowohl als Zeitanzeige als auch als architektonischer Schmuck dienten.

Doch trotz aller Formeln, die die Hausarbeit von Björn Richarz füllen, „geht die Sonnenuhr nur an vier Tagen im Jahr exakt richtig“, erklärt Ruth von Oy. Das liegt nicht an mangelnden Rechenkünsten ihres Schülers. Ursache für die Abweichungen sind die elliptische Umlaufbahn der Erde um die Sonne und die Neigung der Erdachse. Eine Tafel hilft daher bei der korrekten Odenthaler Zeitermittlung.

Für Schulleiter Frank Galilea war das auch zunächst irritierend: „Ich dachte erst, wir hätten die Uhr falsch aufgehängt“, sagt er lächelnd. Als Impulsgeber für den Pausengong wäre die von Björn Richarz gebaute Sonnenuhr daher eher ungeeignet. Allerdings wurde die Schulglocke am Gymnasium ohnehin schon vor einiger Zeit abgeschafft.

An der Fassade fand die Sonnenuhr ihren Platz nun unter dem Standardmodell einer analogen Schuluhr – ein ungleiches Paar mit identischer Aufgabe. „Die dunklen Stunden zähl ich nicht“, lautet die Devise und auch der Spruch auf der Sonnenuhr. Die Benotung seiner Hausarbeit gehörte zu diesen dunklen Stunden mit Sicherheit nicht: Sie wurde mit „sehr gut“ bewertet.

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