Zweiter Weltkrieg in OdenthalEinen Platz zum Gedenken im Heimatort

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Odenthal – Als die Amerikaner im April 1945 in Schildgen einmarschierten, war Egon Würges zehn Jahre alt. Das Kriegsende sollte der Junge nicht mehr erleben. Als er zum Zeichen der Kapitulation mit der weißen Flagge auf die Straße lief, wurde er von seinen eigenen Landsleuten erschossen, die nicht einsehen wollten, dass der Krieg verloren war. Sein Schicksal ist eines von 153 Opfern des Zweiten Weltkriegs aus Odenthal und Schildgen, die Schüler des Differenzierungskurses Geschichte/ Gesellschaft/Kultur der neunten Klassen des Odenthaler Gymnasiums erforscht haben.

Bis Mitte August sind die eindrucksvollen Ergebnisse im Foyer des Bürgerbüros zu sehen: Tabellen und Biografien, die Lebensläufe und Todesumstände dokumentieren sowie Landkarten, die zeigen, wo die zumeist jungen Menschen ihr Leben ließen. Soldaten wie Wilhelm Berghaus, der mit 22 Jahren in französischer Kriegsgefangenschaft an Heimweh und Unterernährung starb oder wie Peter Berger (33), erfroren an der Ostfront.

Manche starben im Kugelhagel, andere bei der Minenräumung oder durch in den Gefangenlagern grassierende Krankheiten wie Typhus und Lungenentzündung. Neben den Namen der Opfer finden sich auch vereinzelte Täter in den Todeslisten, Mitglieder der SS oder NSDAP-Kreisleiter Walter Aldinger.

„Es war eine unglaubliche Arbeit, die die Schüler geleistet haben“, lobte Götz-R. Tewes, Lehrer für Geschichte und Philosophie. Viele in Urkunden verzeichneten Namen kleinerer Ansiedlungen existieren in der alten Schreibweise nicht mehr. Eine Schülergruppe hat sich alleine mit der Identifizierung ukrainischer Ortsnamen beschäftigt, andere haben in der eigenen Familie sowie in einer Akte des Gemeindearchivs recherchiert. Dort sollen die Ergebnisse der Kursarbeit nach Ausstellungsende dann auch landen und somit auf Dauer der Öffentlichkeit zugänglich sein.

Einen Platz im öffentlichen Gedenken

Bürgermeister Wolfgang Roeske dankte den Schülern auch dafür, dass sie „etwas mehr Licht in dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte gebracht haben“. Auch Schulleiter Frank Galilea war beeindruckt von dem „absolut nicht selbstverständlichen“ Zusammenwirken.

70 Jahre nach Kriegsende haben die Opfer jetzt auch zum ersten Mal einen Platz im öffentlichen Gedenken in ihrem Heimatort bekommen. Im Gegensatz zu den Gefallenen des Ersten Weltkriegs, der Napoleonischen Kriege und der Reichseinigungskriege unter Bismarck gibt es für die Opfer des Zweiten Weltkriegs in Odenthal bislang nämlich keine Erwähnung auf einem Ehrenmal.

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