Alva hatte es eiligSturzgeburt am Bahnübergang

Einsatzteam am Bahnübergang: Andreas Weiler (v.l.), Simone Weiler mit Alva-Ariane und Hebamme Ronny Beckhausen
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Overath – Ihren Spitznamen hat die Kleine jedenfalls schon mal sicher: Rakete. „Da kommt sie nicht mehr ’raus“, prophezeit ihre Mutter, Simone Weiler: „Deshalb ist für uns auch klar, dass Alvas zweiter Name auf jeden Fall Ariane sein wird.“ So heißt die berühmte europäische Trägerrakete, die immerhin 7,9 Kilometer pro Sekunde schnell ist, um ins Weltall zu starten.
Vergleichbar turbomäßig war Arianes Start ins Leben am Freitagabend am Bahnübergang in Overath: „Um 19.19 Uhr sind wir von unserem Zuhause in Neunkirchen-Seelscheid losgefahren, um 19.30 Uhr standen wir vor der geschlossenen Schranke am Bahnübergang, um 19.32 Uhr ist sie zur Welt gekommen“, schildert die 37-jährige ihre aufregende Entbindung.
Dramatische Geburt, entspannte Mutter
Eigentlich wollte sie mit ihrem Mann Andreas (40) und Hebamme Ronny Beckhausen ins Geburtshaus im Bensberger Vinzenz-Pallotti-Hospital fahren. „Aber da sind wir nie angekommen, und hinterher war’s nicht mehr nötig, es ging mir und dem Baby ja gut. Da sind wir wieder zurück nach Hause.“
Dass Arianes Geburt eine solche Dramatik entwickeln würde, war überhaupt nicht abzusehen. Alles sei völlig normal gewesen, sagt Simone Weiler, die die Sache an sich ziemlich gelassen sieht. Immerhin ist Alva-Ariane nach Leni (4 Jahre) und Thea (2) das dritte Kind der Familie. „Ich wusste, dass sie an diesem Tag kommen sollte“, erinnert sich die gelernte Erzieherin.
Nachmittags fangen die ersten Wehen an. „Gar nicht so schlimm“, sagt Simone Weiler. Als es um Fünf „ganz gut zieht“, ruft sie ihre in Overath lebende Schwester an, die bei den Kindern bleiben soll, und ihre Hebamme. Die kommt gegen Sechs, und dann überschlagen sich die Ereignisse schon.
Ehemann Andreas wirft den Wagen an, Simone packt die Taschen auf den Rücksitz, und ab geht es über Marialinden und Overath Richtung Bensberg. Hebamme Ronny fährt mit ihrem Auto hinterher. „Andreas ist nicht gerade unriskant gefahren, das hat die Wehen bestimmt noch beschleunigt“, lacht Simone Weiler. Am Kreisverkehr beim Gasthof „Sonne“ ist sie sicher: „Jetzt kommt das Kind.“
Auch für die Hebamme eine kleine Sensation
Glücklicherweise ist die Bahnschranke an der Mucher Straße sowieso unten und die Ampel zeigt Rot. Das Trio fährt rechts ’ran – und zwei Minuten später „rutscht sie einfach heraus, ich saß noch auf dem Beifahrersitz“, staunt selbst eine erfahrene Mutter. Das Baby ist sogar noch umgeben von seiner Glückshaube, wie man die Fruchtblase nennt. Hebamme Ronny ist sofort zur Stelle Auch für sie ist eine solche Blitzaktion ein Ereignis. 20 Jahre ist sie im Beruf, hat weit über 1000 Geburten begleitet: „Aber eine Autogeburt hatte ich auch noch nicht.“
„Ich weiß wirklich nicht, was ich ohne sie gemacht hätte“, lobt Simone Weiler ihre Hebamme. „Ich glaube, ich wäre total in Panik geraten.“ Deshalb ist klar: „Ronny wird Patentante von Ariane.“ Ob diese jetzt Overatherin ist oder Seelscheiderin, das ist eine knifflige Frage: „Die Nachgeburt hatten wir in Neunkirchen-Seelscheid“, überlegt die Mama. Die gilt als maßgeblich, eigentlich. „Im Herzen ist sie Overatherin für mich“, überlegt Simone Weiler weiter.
Ist vielleicht auch egal. Denn wenn Ariane ihrem Raketenstart Ehre macht, wird sie sowieso die schnellste Pendlerin aller Zeiten – und die paar Kilometer zwischen den Landkreisen schrumpfen dank kosmischer Geschwindigkeit.