Brombacher Berg in OverathIndividualität gefällt nicht jedem

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Overath – Die Siedlung ist „toll“. Sagt Elke Janßen-Schnabel. Ihr Wort hat Gewicht, denn sie ist Denkmalpflegerin beim Landschaftsverband Rheinland. Es gibt aber auch kaum Menschen ohne diesen beruflichen Hintergrund, die die Siedlung Brombacher Berg in Overath-Brombach nicht „toll“ finden: 75 Häuser in zum Teil extremer Hanglage, die in den 80er- Jahren von einem Architekten konzipiert und von einem Investor gebaut wurden. Sie gehören erkennbar zusammen, haben aber trotzdem ihre Eigenheiten: mal Flachdach, mal Satteldach, mal mit Wintergarten, mal ohne. Grundfarbe schwarz/weiß. Irgendwie alles wie aus einem Guss.
Doch dieser Guss weist Risse auf. In den vergangenen Jahren haben Hauseigentümer allerlei renoviert, angebaut, frisch gestrichen. Neue Fensterrahmen haben mit den alten nicht mehr viel gemein, Garagentore sind jetzt auch schon mal rot. Alles im Rahmen eines Bebauungsplanes, der als relativ tolerant eingestuft wird. Einige Hausbesitzer sehen dies mit Sorge. Der Charakter der Siedlung gehe verloren. Die Stadt Overath möge doch bitte die Notbremse ziehen.
Gespaltene Meinungen bei Hausbesitzern
Wie schwierig dies sein wird, zeigte sich bei einer Bürgerversammlung auf Einladung der Stadtverwaltung. Bürgermeister Jörg Weigt gab seine neue Linie vor: „Diese Versammlung steht für die Transparenz und Offenheit, die ich mir als Ziel gesetzt habe.“ Planungsamtsleiterin Kerstin Tillmann: „Stadt und Politik möchten die Meinung der Bürger hören und sie als Basis für ihre Entscheidungen verwenden.“
Wie gesagt, das wird nicht leicht sein. Denn die Meinung der in großer Zahl erschienenen Hausbesitzer ist gespalten. Für einige steht der Charakter der Siedlung obenan. Andere wollen sich das Recht nicht nehmen lassen, „mein Haus so zu gestalten, wie ich es will“. Ein Denkmalschutz für die Siedlung ist laut Janßen-Schnabel nicht mehr möglich: „Die vielen unterschiedlichen Veränderungen sind bedauerlich. Für uns steht die Siedlung auf der Kippe.“ Gemeint war ihr Charakter als Siedlung. Tillmann konnte den Bürgern eine große Sorge schnell nehmen: „Wir werden niemanden zwingen, Umbauten wieder rückgängig zu machen. Es ist ja alles im Rahmen des Bebauungsplans geschehen. Wir wollen nur Leitlinien für die Zukunft ausgeben.“ Um zu retten, was jetzt noch zu retten ist.
Vier Möglichkeiten gibt es: eine Gestaltungssatzung, eine Schutzsatzung, eine Erhaltungssatzung – und eine Gestaltungsfibel. Während die ersten drei – je nach Typ mehr oder weniger – Eingriff in die Freiheit der Hausbesitzer nehmen, hat die Gestaltungsfibel lediglich empfehlenden Charakter. Kerstin Tillmann deutete an, dass die Stadt zu dieser Fibel neige. Denn sonst müsste man für die Zukunft Umbauten verbieten, die in der Vergangenheit erlaubt waren.
Kontroverse, aber reichhaltige Diskussion
Es entwickelte sich eine kontroverse, aber inhaltlich gehaltvolle Diskussion. Die Beiträge reichten von „Eine Fibel kann man in die Tonne kloppen, da hält sich doch keiner dran“ über „Entweder zieht man nicht in die Siedlung oder erhält sie, so wie sie ist“ bis zu „Der Verkaufswert des Hauses sinkt, wenn der Käufer dann nicht machen kann, was er will“. Auch eine unverbindliche Probeabstimmung half nicht weiter. Die eine Hälfte stimmte für die Gestaltungsfibel, die andere für „keine Regelung der Bebauung“. Für eine stärkere Satzung als die Fibel war allerdings niemand.
So wird nun alles auf die Auswertung einer Fragebogenaktion angekommen, die die Stadt gestartet hat. Dann ist der Bauausschuss am Zug. Oder auch nicht. Denn so wie es aussieht, wird er sich bei einem Teil der Bewohner unbeliebt machen, sobald er irgendeinen Beschluss fasst.
Lesen Sie hier den Kommentar unseres Autors zu der Diskussion um den Brombacher Berg.