Wieder auf AugenhöheGelähmter Overather kann wieder selbstständig laufen

Wie eine Art Roboter unterstützt das elektronische System den querschnittsgelähmten Michael Steinmetz beim Gehen.
Copyright: Christopher Arlinghaus; Christop
Overath – Michael Steinmetz ist glücklich. Seit 2007 ist er aufgrund eines Infektionsschadens querschnittgelähmt, saß im Rollstuhl. 2015 kam für ihn die große Wende, dank seinem Kostenträger, dem Landschaftsverband Rheinland (LVR), bekam Steinmetz die Möglichkeit, ein sogenanntes Exo-Skelett auszuprobieren, eine Art Robotik-unterstütztes System, das es Querschnittgelähmten oder Schlaganfall-Patienten ermöglicht, wieder zu stehen, zu gehen, zu sitzen und sogar Treppen zu laufen.
ReWalk, so heißt das System, das Michael Steinmetz nutzt, hat den Alltag des 60-Jährigen innerhalb kurzer Zeit zum Besseren verändert. Seine Tochter, selbst Physiotherapeutin, hat mit ihm trainiert und den Berater für Existenzgründungen „gelobt, getadelt, motiviert“, wie Steinmetz erzählt.
Steinmetz trainiert regelmäßig mit dem Exo-Skelett
Seine Tochter habe ihm das Laufen wieder beigebracht, sagt Steinmetz dankbar. Sein größter Wunsch bei der Versorgung mit dem Exo-Skelett war es, „einmal wieder im Stehen an der Theke ein Kölsch zu trinken“. Dieser Wunsch hat sich längst erfüllt, im Urlaub in Südtirol.
Steinmetz, der in Untereschbach direkt an der Sülz lebt und auch von der Flutkatastrophe im Juli 2021 betroffen war, konnte gerade erst zurück in seine Wohnung und ist nun froh, dass sich der Alltag wieder eingespielt hat. Alltag bedeutet für ihn regelmäßiges Training mit dem Exo-Skelett, um beispielsweise beim Treppensteigen noch sicherer zu werden.
Menschenauflauf mit dem Exo-Skelett in den Köln-Arcaden
Missen möchte Steinmetz sein künstliches Skelett nicht mehr, das ihm so viel Freiheit bietet. „Das ist schon Lebensqualität“, sagt der Selbstständige, „es ist zum Beispiel im Beruf ein großer Unterschied, ob man im Rollstuhl sitzend verhandelt oder auf Augenhöhe.“ Auch seine Gesundheit hat sich verbessert, er braucht kein Morphium mehr und die Verdauung klappt.
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Für den 60-Jährigen ist vor allem die Unabhängigkeit, die ihm das Exo-Skelett bietet, ein großes Plus. „Ich mache alles allein, und das gibt mir Lebensfreude“, sagt Michael Steinmetz. Und es macht ihm auch nichts aus, dass er gelegentlich bestaunt wird, wenn er mit seiner robotischen Gehhilfe unterwegs ist. In den Köln-Arkaden habe es einen regelrechten Menschenauflauf gegeben, schildert er. Steinmetz blickt nach vorn. Sein jetziges Exo-Skelett wiegt 27 Kilogramm – er warte nun auf die nächstleichtere Version: zum Autofahren.