TourismusIn der Overather Bürgerwerkstatt brodelt der Ärger

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Drei Menschen stehen vor einer Radwegekarte.

Der Ausbau von Radwegen ist Teil der touristischen Aufwertung von Overath.

Die Mitglieder werfen der Overather Verwaltung vor, ihre Ideen für den Tourismus zu torpedieren.

Es brodelt seit Wochen, wenn nicht gar seit Monaten in der Bürgerwerkstatt Tourismus des Overather Stadtrates: Viele ihrer Mitglieder sind verärgert, enttäuscht, „angefressen“ und entmutigt. Es ist sogar schon die Rede davon, die Bürgerwerkstatt, die dem Ausschuss für Zukunft, Umwelt, Mobilität und Tourismus zugeordnet ist, gänzlich aufzulösen.

Nach knapp drei Jahren Bürgerwerkstatt Tourismus sind Feuer und Flamme zumindest in Teilen der Organisation erloschen, die engagierten Bürger sind frustriert, fühlen sich von der Overather Stadtverwaltung blockiert bei ihren Initiativen und Vorschlägen und sind kurz davor, „die Brocken hinzuschmeißen“, wie es ein Mitglied der Tourismus-Bürgerwerkstatt formulierte.

Ein Gespräch mit dem Bürgermeister fiel wegen Krankheit aus 

Für Montagabend, 30. Oktober, war ein Gespräch zwischen den Bürgerwerkstatts-Mitgliedern und Bürgermeister Christoph Nicodemus angesetzt, um die akute Unzufriedenheit auszudrücken und nach möglichen Lösungen zu suchen. Da der Bürgermeister jedoch erkrankte, fiel das klärende Gespräch mit der Verwaltungsspitze erst einmal aus. Klar ist, dass es für die Bürgerwerkstatt Tourismus nach Meinung vieler Beteiligter so nicht weitergehen kann.

Während die Bürgerwerkstatt Umwelt und Klimaschutz mit großem Erfolg eigene, viel besuchte Veranstaltungen auf die Beine stellt und beispielsweise über Wärmepumpen oder Photovoltaik informiert und dafür namhafte Referenten gewinnt, kann die Bürgerwerkstatt Tourismus bislang wenig Greifbares vorweisen. Ja, es wurden hie und da Wanderwege ausgezeichnet, ja, es gab viele Ansätze aus den Reihen der Bürgerwerkstatt für eine Attraktivitätssteigerung der touristischen Angebote in der Stadt.

Die Bürgerwerkstatt fühlt sich von der Verwaltung schlecht behandelt

Von der Stadtverwaltung aber fühlen sich die Mitglieder der Bürgerwerkstatt schlecht behandelt, Vorschläge würden auf die lange Bank geschoben oder gleich ganz ausgehebelt. Gehe es darum, einen Radweg zu verlängern, um das Radwegenetz der Stadt Overath abzurunden und attraktiver zu gestalten, argumentiere die Stadtverwaltung beispielsweise, dass zu viele Anwohner um Erlaubnis für die Auszeichnung eines Radweges gebeten werden müssten, der über ihre Grundstücke führe. Das könne die Verwaltung aus Zeit- und Kapazitätsgründen nicht leisten.

An anderen Stellen lege die Stadtverwaltung ihr Veto ein, weil geplante Radstrecken mit Reitwegen kollidierten. Argumente, die die Mitglieder der Bürgerwerkstatt nicht einfach so stehen lassen wollen. Eric-Jens Renneberg und Guido Lazotta, die beide als Ratsmitglieder für die Bürgerwerkstatt Tourismus zuständig sind, schrieben deren Mitgliedern nach einer Sitzung am 5. September: „Das Protokoll ist zumindest in der zweiten Hälfte von Frustration und Enttäuschung geprägt! Wir werden noch in dieser Woche am Rande der Ratssitzung mit dem Bürgermeister einen Termin für ein Gespräch vereinbaren.“

Ganz offensichtlich sind die Mitglieder der Bürgerwerkstatt Tourismus am Ende ihres Geduldsfadens angelangt. Sie werfen der Overather Stadtverwaltung vor, ihre Konzepte und Vorschläge grundsätzlich mit dem Verweis auf fehlende Kapazitäten in der Verwaltung „abzubügeln“ oder aus diesem oder jenem Grunde mit der mangelnden Umsetzbarkeit der erarbeiteten Vorschläge und Konzepte zu argumentieren. „Anstatt etwas zu bewegen und konstruktiv zu begleiten“, sagt ein Beteiligter aus der Bürgerwerkstatt, „werden den ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern trotz fundierter Ausarbeitungen Stöcke in die Speichen gesteckt.

Die Dinge verlaufen im Sand, die Bürgerinnen und Bürger wenden sich ab. Schlussendlich ist das hochtrabend geplante Projekt Bürgerwerkstatt gescheitert.“ Overaths Erster Beigeordneter Thorsten Steinwartz zeigte sich auf A'nfrage überrascht von der massiven Unzufriedenheit in der Bürgerwerkstatt Tourismus: „Mir persönlich ist noch keine Beschwerde dieser Art zu Ohren gekommen.“

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