Rechnungen nicht bezahltIn Overath wurden 18 Pferde zwangsversteigert

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Ein weißes Pferd läuft in der Reithalle auf dem Großhurdener Berg bei Overath.

Auftritt auf dem „Horsewalk“: Die Reithalle diente als Laufsteg für die 18 am Mittwoch versteigerten Pferde.

Bei einer Zwangsversteigerung der besonderen Art wurden in Großhurden 18 Tiere an den Mann und an die Frau gebracht. Bezahlt wurde für die Tiere zwischen 500 und 7000 Euro.

Es knubbelt sich auf der engen Zufahrtsstraße zum Reitsportzentrum Buhr auf dem Großhurdener Berg bei Overath. 18 Stuten, Hengste und Wallache sollen an diesem Mittwochmittag unter den Hammer von Tierauktionator Volker Raulf kommen – zwangsversteigert.

Schon weniger als eine Stunde nach dem Start um 12 Uhr zeigt sich, dass der Mann sein Handwerk bestens versteht: Alle Tiere sind verkauft, zu Preisen zwischen 500 und 7000 Euro. Pferdeversteigerungen sind alles andere als alltäglich, wenn man nicht gerade wie Raulf öffentlich bestellter und vereidigter Auktionator für landwirtschaftliche Güter und Pferde ist. Die Overather Auktion hat einen ganz besonderen und ziemlich traurigen Hintergrund, denn der Vorbesitzer soll nicht nur seine Rechnungen nicht bezahlt, sondern die Tiere auch überhaupt nicht so behandelt haben, wie man sich das von einem Tierfreund vorstellt.

Volker Raulf hat ein Mikro und einen Hammer in der Hand.

Routiniert spult Tierauktionator Volker Raulf sein Versteigerungsprogramm in der Reithalle ab.

Ähnlich einem Mietnomaden soll er zudem durch die Pferdepensionen der Region gezogen sein und Rechnungen nicht bezahlt haben, bis er mit 18 Tieren auf dem Hof von Frederik Buhr landete – der dann sein blaues Wunder erlebte. „Die erste Miete hat er noch bezahlt, danach nicht mehr“, sagt der junge Hofpächter im Gespräch. Am Ende sei ein „deutliche fünfstelliger Betrag“ aufgelaufen, so dass Buhr schließlich die Reißleine zog und einen Anwalt beauftragte. In der Folge wurden Chenoa, Bel amie, Diablo und wie sie alle heißen erst gepfändet und jetzt versteigert.

Niederrheiner Raulf spult routiniert sein Programm ab. Eine Stunde lange haben die mehr als hundert angemeldeten Interessenten die Tiere im Stall begutachten können, dann werden die Vierbeiner kurz einzeln präsentiert. Als Laufsteg, auf Neudeutsch in diesem Fall wohl Horsewalk, dient die überdachte Reithalle, in der die Vierbeiner ein paar Runden drehen, während Raulf sie via Mikro präsentiert und die Gebote vorträgt: „500 Euro…550…600“ und so weiter, bis keine Erhöhung mehr kommt: „700…zum Ersten, zum Zeiten und zum Dritten“. Und dann knallt der Hammer auf das Pult und Chia, die gute Stute, scheint sich ein wenig zu erschrecken.

Die erzielten Preise seien völlig marktgerecht, verrät Raulf zwischendurch im Gespräch. Zuvor hat er die Zeitungsreporter kurz und grinsend dem Publikum vorgestellt: „Das sind die, die sonst immer über Schützenfeste berichten.“ Erwähnung findet auch eine Fernseh-Kollegin, die in der Reithalle filmt: „Wollen Sie noch ein Interview mit dem Pferd machen?“ Mit solchen Späßen lockert der Auktionator die Stimmung bei den weit über hundert Anwesenden auf. Die Pferde sind im Nullkommanichts verkauft, die Käufer müssen die überwiegend vierstelligen Beträge entweder bar oder per EC-Karte bezahlen.

Tageslimit für EC-Karte sollte erhöht werden

Vorab hat das Auktionshaus Mennraths darauf hingewiesen, dass die Interessenten an dem Pferdehandel das Tageslimit ihrer EC-Karten gegebenenfalls für den Tag der Versteigerung erhöhen sollten. Weitere Bedingung für die Versteigerung, dass die Tiere auch mitgenommen werden. Zahlreiche Pferdetranspotranhänger parken deshalb vor und auf dem Hof.

Für einen Großteil der Pferde sind die neuen Besitzer übrigens alte Bekannte: Eine ganze Reihe der erfolgreichen Ersteigerer hat sich Tiere zurückgeholt, die sie früher schon gemietet, gepflegt oder beherbergt haben. Vor dem Auktionsauto mit der Kasse gibt es ein großes Hallo unter den Neubesitzerinnen und Neubesitzern. Sie alle haben Dinge zu erzählen über den auch als „Pferdesammler“ apostrophierten Vorbesitzer.

Schnäppchenjäger, wie man sie sonst auf Auktionen gerne findet, scheinen hier nicht den Ton anzugeben. „Es geht um eine sehr emotionale Sache“, bekennt sich eine der Käuferinnen im Gespräch. Am Ende des Mittags wirken alle sehr zufrieden: Die neuen Pferdebesitzer, die sich zum Teil gegenseitig applaudiert haben, ebenso wie Pächter Buhr und Auktionator Raulf, die nicht wie befürchtet durch eine gerichtliche Verfügung des Vorbesitzers gestoppt wurden. Raulf schätzt den Umsatz auf 40.0000 bis 50.000 Euro – genug für den Pächter.


Die Auktion

Die Pferde-Auktion auf dem Großhurdener Berg war eine öffentliche Versteigerung, an der jeder teilnehmen konnte; Die Interessenten wurden allerdings gebeten, sich vorher anzumelden, um das Verfahren zu vereinfachen. Je nach Herkunft verfügten nicht alle Tier über einen „Equidenpasse“, also einen Personalausweis für Pferde. Dieser ist zwar in Deutschland üblich, nicht aber in anderen Staaten der EU wie beispielsweise Belgien oder Irland. Für Tiere, die keinen solchen Pass hatten, gab es eine Transportbescheinigung. Diese gab es gegen Vorlage des Kaufnachweises bei einer eigens anwesenden Veterinärmedizinerin des Rheinisch-Bergischen Kreises, die das geforderte Dokument an die stolzen neuen Besitzer aushändigte.

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