Lindlarer machte Lehre mit 14Helmut Bollmann arbeitet 50 Jahre im selben Betrieb

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Werkzeugmacher und Maschineneinrichter ist Helmut Bollmann bei Sonoco Plastics.

Werkzeugmacher und Maschineneinrichter ist Helmut Bollmann bei Sonoco Plastics.

Overath – Dienstjubiläum Helmut Bollmann kennt sie alle. Er weiß wie sie laufen und hält sie in Schuss – die Produktionsmaschinen der Firma Sonoco Plastics in Overath. Mehrfach hat er sich in neue Techniken eingearbeitet. „Früher war es mit einfachen mechanischen Handgriffen getan, dann kam immer mehr die digitale Bedienung dazu. Irgendwann hat es aber geklappt“, erzählt er, lächelt zufrieden und sagt: „Wenn du eine kennst, kennst du alle.“

Denn Bollmann blickt als gelernter Werkzeugmacher und Maschineneinrichter auf ein langes Arbeitsleben im Unternehmen zurück. Am 1. August steht er seit 50 Jahren in der Produktionshalle des Betriebs – ein Jubiläum, das es heute kaum noch gibt.

Lehre zum Werkzeugmacher mit 14 Jahren

Aufgewachsen in Lindlar-Hohkeppel, beginnt Bollmann mit 14 Jahren seine Lehre zum Werkzeugmacher bei der Klaus Burk KG. Dieser Betrieb ist 1998 vom amerikanischen Konzern Sonoco Plastics gekauft worden. Wie viele seiner Schulkameraden damals, geht er nach neun Schuljahren 1971 in die Ausbildung. Dreieinhalb Jahre lernt er einen Beruf, der heute als Werkzeugmechaniker bezeichnet wird. Es gibt neue Anforderungen sowie Inhalte und je nach Schwerpunkt auch ganz neue Berufsbilder.

Erinnerungen an die Lehrzeit hat Bollmann sich aufgehoben. Er öffnet die Schublade eines Schreibtischs und holt in hellem Tuch eingewickelte kleine Metallteile, darunter eine Rollvorrichtung, heraus. „Das sind Arbeiten meiner Zwischenprüfung.“

„Wenn Not am Mann war, sind wir gekommen“

Nach der Bundeswehrzeit 1977 wartet im Overather Ausbildungsbetrieb seine Anstellung als Geselle auf ihn. Er arbeitet in Früh- und in Spätschichten, rund 30 Jahre lang. Überstunden am Wochenende sind auch dabei. Keine Frage: „Wenn Not am Mann war, sind wir gekommen.“ Immer intensiver beschäftigt sich Bollmann mit den Funktionen der Produktionsmaschinen, macht Umbauten mit, erledigt Reparaturen. „Anfang der 90er Jahre kam der erste Roboter“, erinnert er sich.

Seine Kenntnisse über Kunststoffe erweitern sich ständig. Sonoco Plastics stellt daraus unter anderem Wickelrollen, Ringspinnhülsen für das Aufwickeln von Garnen, Textilträger oder Stirnwände für den sicheren Transport von Rollen und Spulen her. Meist sind es kurze Lehrgänge, in denen Bollmann die technische Neuerungen kennenlernt und dann vor Ort damit arbeitet. Sein Tipp an den Nachwuchs: „Ich weiß, die jungen Leute denken heute anders und gehen unter völlig anderen Bedingungen in den Job. Aber wichtig ist, man muss wollen, was man tut.“

Früher in Rente gehen, kommt nicht infrage

Seiner Heimat Hohkeppel ist er ebenso wie seinem Arbeitsplatz treu geblieben. Bollmann lebt dort mit seiner Familie, hat ein eigenes Haus gebaut. Früher spielte er Fußball in der ersten Mannschaft des Vereins Eintracht Hohkeppel, heute pritscht und baggert er Volleybälle übers Netz.

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50 Jahre im Beruf, kurz darauf ist auch die Rente erreicht. Im Oktober wird Bollmann 65 Jahre alt. Nein, Gedanken daran, früher aufzuhören oder die Stelle zu wechseln, habe er nie gehabt. Und noch etwas gibt ihm ein komisches Gefühl: „Ganz ehrlich, ich kann es mir nicht vorstellen, nicht mehr zu arbeiten. Keine Ahnung, wie das wird.“

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