Nach AfrikaNach mehr als 150 Jahren verlässt die letzte Franziskanerin Marialinden

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Seit 2008 hat Hausleiterin Susanne Schrammel im Altenheim Marialinden gearbeitet. Im Juni wird sie verabschiedet.

Seit 2008 hat Hausleiterin Susanne Schrammel im Altenheim Marialinden gearbeitet. Im Juni wird sie verabschiedet.

Overath – Ende eine Ära: Mit Schwester Maria Susanne Schrammel verlässt nach mehr als 150 Jahren die letzte Franziskanerin Marialinden. Seit 1866 haben die frommen Frauen aus Salzkotten in dem Dorf oberhalb von Overath gewirkt, erst in der Kranken-, später in der Altenpflege. 2018 übernahmen die Malteser das Altenheim der Franziskanerinnen, erst jetzt zieht sich mit der langjährigen Hausleiterin auch die letzte Schwester zurück. Aber die 57-Jährige geht auf Dauer nicht zurück ins Kloster Salzkotten, sondern nach Afrika.

Schwester Susanne verfügt lediglich über ein eingerostetes Schulenglisch, kennt andere Länder und hat eine ausgeprägte Flugangst. Doch mit diesen Handicaps geht sie ausgesprochen cool um: „Man muss Vertrauen haben“, sagt sie. Auch wenn die 57-Jährige es im Gespräch in der Bibliothek des Marialindener Altenheims nicht ständig betont, ist doch sehr klar, dass sie nicht allein ihren deutschen und indonesischen Ordensschwestern vertraut, die schon an ihrer künftigen Wirkungsstätte im südostafrikanische Malawi leben, sondern auch und vor allem dem da oben. Ganz oben.

Aus dem Bergischen nach Afrika

Schwester Susanne startet durch: „Madisi ist unser Projekt in Malawi. Wir haben dort eine Schule und einen Kindergarten, früher auch ein Krankenhaus.“ Malawi ist eines der ärmsten Länder der Erde und hat etwa 14,5 Millionen Einwohner. Es ist fast ein reines Agrarland ohne Zugang zum Meer; Bodenschätze gibt es kaum. „Die Aids-Rate in der Bevölkerung ist sehr hoch“, heißt es auf www.fcjm.de, der Homepage der frommen Frauen.

„Seit 1984 arbeiten dort Schwestern unserer Gemeinschaft aus Deutschland und Indonesien, um für die Nöte der Menschen offen zu sein.“ Das größte Problem Malawis und damit auch die größte Herausforderung für die Arbeit der Schwestern sei die Aids-Krankheit. „Die Zahl der Aidswaisen ist extrem hoch; in den umliegenden Dörfern von Madisi wurden weit über 800 Waisenkinder gezählt. Die Zahl verändert sich ständig, da die Aids-Krankheit weiter um sich greift.“

Verständigung auf Englisch

Wenn Schwester Susanne den inklusive Umsteigen 17-stündigen Flug geschafft hat, kommt sie zunächst nach Madisi. Von dort reist sie aber zusammen mit einer der beiden indonesischen Schwestern in einen Nachbarort weiter, wo die Frauen gemeinsam mit Franziskanermönchen soziale und Gemeindearbeit leisten wollen. Die Verständigung mit der aus Südasien stammenden Franziskanerin und den aus Afrika stammenden Franziskanern wird auf Englisch stattfinden. In der Zeit zwischen ihrem Abschied aus Marialinden im Juni und ihrem für Herbst geplanten Wechsel nach Afrika wäre eine Gelegenheit für Schwester Susanne im Stammhaus im westfälischen Salzkotten ihre Englischkenntnisse aufzufrischen.

Und der Mangel an Auslanderfahrung? „Ich war in Rom und im Heiligen Land und vor meinem Eintritt in die Gemeinschaft auch in Moskau.“ Aber das seien Kurzreisen gewesen. Und jetzt der 7500-Kilometer-Sprung auf die Südhalbkugel der Erde, in ein völlig fremdes Land? In jungen Jahren wäre die Missionstätigkeit für sie keine Option gewesen. „Aber man bleibt nicht stehen und entwickelt sich weiter. Ich bin gefragt worden, habe lange überlegt und bin in mich gegangen.“

Zukunft im internationalen Bereich

Die Schwester versichert: „Wir werden nicht gezwungen. Das funktioniert nicht.“ Aber sie glaubt auch, dass die Zukunft ihrer Ordensgemeinschaft im internationalen Bereich liegt. Denn in Europa sind die christlichen Ordensgemeinschaften auf dem Rückzug – anders als in Asien oder Afrika. 2019 gab es bundesweit nach Angaben der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) nur noch 51 Novizinnen in allen Frauenorden. Von den rund 13 440 Ordensfrauen verschiedener Gemeinschaften sind laut fcjm über 80 Prozent älter als 65 Jahre .

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