Aus der RegionOverather Verlag veröffentlicht literarische Neuentdeckungen aus dem Bergischen

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In der Buchhandlung Bücken lasen Walter Herzog, Marianne Tieves, Matthias Speck, Petra Werner und Alexander Malzahn (v.l.) aus ihren Werken.

In der Buchhandlung Bücken lasen Walter Herzog, Marianne Tieves, Matthias Speck, Petra Werner und Alexander Malzahn (v.l.) aus ihren Werken.

Verlag Bücken & Sulzer engagiert sich für sechs neue Autorinnen und Autoren aus der Region.

Für sechs neue Autorinnen und Autoren hat sich der Verlag Bücken & Sulzer im Lauf des Jahres 2023 engagiert. Die von ihnen vorgelegten belletristischen Bücher sind teils bereits erschienen, teils ist das für das Frühjahr 2024 geplant. Bei einer Lesung bei Glühwein und Spekulatius in der Buchhandlung Bücken stellte der Verlag seine Neuentdeckungen, die allesamt aus dem Bergischen kommen, vor – bei einer Art literarischem Jahresrückblick und -ausblick.

„Wir möchten zeigen, dass es literarische Talente in der Region gibt“, sagte Klaus Dewes, der für das Lektorat verantwortlich ist, zu Beginn. Die Werke für die Veröffentlichung vorzubereiten, sei oft mit „Tag- und Nachtarbeit“ verbunden. Von den ausgewählten Autorinnen und Autoren sei der Verlag aber überzeugt – es würden regelmäßig Texte an ihn herangetragen, die aber oft auch abgelehnt werden müssten.

Bereits mehrere Bücher veröffentlicht

Walter Herzog, der bei der Lesung als Erster an den Start ging, hat bereits zwei Krimis bei Bücken & Sulzer herausgebracht, im September ist der zweite davon unter dem Titel „Wenn Hass blind macht“ erschienen.

„Es hat mich angeflogen“, sagt der Bensberger, der hauptberuflich als Unternehmensberater und Coach tätig ist, zu den Ideen für seine Krimis. Anschließend habe er sich die Grundzüge der Handlung in wenigen Tagen konzentrierter Arbeit ausgedacht, einige Wochen recherchiert und dann sehr schnell Hunderte von Seiten geschrieben. An neuen Ideen fehlt es Herzog nicht, er denkt schon an zwei weitere Krimi-Folgen.

Bedürfnis, die eigene Mutter zu verstehen

Erst im Frühjahr soll der Roman „Berta“ von Marianne Tieves erscheinen. Sie erzählt die Geschichte einer Frau, die von der Weimarer Republik bis in die 1980er Jahre reicht, und lehnt sich dabei stark an das Leben ihrer Mutter an. Sie habe das Bedürfnis gehabt, „meine Mutter zu verstehen, diese Zeit zu verstehen“, sagt die Sozialarbeiterin und Therapeutin, die inzwischen im Ruhestand ist. Drei oder vier Jahre habe sie an dem Stoff gearbeitet, ihn literarisch gestaltet. Dabei hatte die Bensbergerin einiges zu erzählen, der Roman wird mehr als 400 Seiten umfassen.

Ebenfalls noch unveröffentlicht ist der Roman „Schuld kennt kein Vergessen“ von Matthias Speck, an den Schlusskapiteln arbeitet er noch. Das Buch habe einen „Kriminalaspekt“, sagt der Immobilienmanager aus Bergisch Gladbach. Die Handlung in der Gegenwart, ein Kriminalfall, ist mit einem dramatischen Geschehen während des Zweiten Weltkriegs verknüpft.

„Es ist eine Geschichte, die zeigen soll, dass Traumata über Generationen hinweg wirken“, sagt Speck. Als er die Idee zu dem Buch hatte, waren die Gräueltaten des Krieges weit weg, durch das aktuelle Kriegsgeschehen habe sich das ganz unerwartet geändert.

Motive aus der eigenen Familiengeschichte

Die erzählte Geschichte ist fiktiv, so Speck, es fließen aber Motive aus der eigenen Familiengeschichte und der seiner Frau ein. Um eine Aufarbeitung der eigenen Biografie geht es Alexander Malzahn in dem Roman „Der Inseljunge“. Der Protagonist Axel hat schon dem Namen nach viel mit dem Autor zu tun. Als Jugendlicher ist er auf dem Weg, seine Homosexualität zu akzeptieren – doch eine Vergewaltigungserfahrung bereitet dem ein Ende.

„Es musste Normalität her“, sagt Malzahn zur Reaktion auf das schlimme Erlebnis, Axel geht eine Beziehung zu einer Frau ein, heiratet – sein Schwulsein steht aber einer glücklichen Ehe im Weg. Die Geschichte sei „zu 95 Prozent die nackte Wahrheit“, er habe erst eine Art nachträgliches Tagebuch geschrieben, zur Selbsttherapie, dann die Möglichkeit eines Romans entdeckt, sagt der frühere Mathematiklehrer aus Engelskirchen.

Die Geschichte aus der Sicht der Ex-Ehefrau

Petra Werner war im wirklichen Leben die Frau von Alexander Malzahn, unter dem Titel „Die Frau des Inseljungen“ erzählt sie die von ihrem Ex-Mann als Roman verarbeitete Geschichte aus ihrer Sicht.

Sie gestaltet einen Roman in zwei Bänden, der zweite ist soeben erschienen. Sie berichtet von Gemeinsamkeit, auch weil beide Partner eine Vergewaltigungserfahrung verarbeiten müssen. „Das Drama zwischen uns fing an, weil mein Mann mich nicht als Frau gesehen hat, keine sexuelle Beziehung wollte“, berichtet Werner aus dem realen Leben. „Wir haben gekämpft miteinander, wir haben gerungen. Es war insgesamt Chaos um mich herum“, sagt die frühere Lehrerin aus Untereschbach.

Ein dritter Band sei geplant, er solle erzählen, wie sich die die Geschichte von Petra, die auch im Roman so heißt, nach der Trennung von ihrem Mann entwickele.

Als sechste Autorin sollte Irmgard Becker aus ihrem historischen Roman „Als das Akkordeon schwieg“ lesen, sie musste aber wegen Krankheit absagen.

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