Großprojekt in OverathUnterirdisches Energienetz wächst

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Mitglieder des Overather Bauausschusses bei der Besichtigung des Blockkraftheizwerks im Schulzentrum Cyriax.

Mitglieder des Overather Bauausschusses bei der Besichtigung des Blockkraftheizwerks im Schulzentrum Cyriax.

Overath – Unter dem Overather Straßenpflaster tut sich Wegweisendes: Rund um ihr Rathaus hat die Stadt einen Energieverbund geschaffen, der eine Vielzahl überwiegend städtischer Gebäude mit Wärme und zum Teil auch mit Strom versorgt. Federführend ist die städtische Stadtwerke Overath Energie GmbH (SW-E), die das Großprojekt zusammen mit dem Immobilienmanagement der Stadt unter Leitung von Manfred Allmayer ersonnen hat. Das neue Overather Wärmenetz ist aktuell 457 Meter lang, das zusätzliche Stromnetz rund 600 Meter.

Immer mehr Gebäude folgen

Im Juni hat die Versorgung begonnen, abgeschlossen ist das Projekt aber noch lange nicht, sagt SW-E-Geschäftsführer Christoph Schmidt. Der Stadtwerke-Chef: „Die Feuerwehr war das erste Gebäude, welches im Rahmen der Aufheizung des Rohbaus versorgt wurde.“ Inzwischen seien auch die Grundschule, das Bauverwaltungsamt und das Rathaus mit dem Wärmenetz verbunden, weitere Gebäude sollen folgen.

Blockheizkraft

Die Stadt Overath und ihre Töchter nutzen inzwischen eine ganze Reihe von Blockheizkraftwerken zur Wärme- und Stromerzeugung. Die Stadtwerke betreiben das BHKW im Hallenbad Badino, die Stadt das BHKW im Schulzentrum. Dazu kommt noch ein Micro-BHKW (1 kW elektrisch und 3,5 kW thermisch) im Bürgerhaus. Die beiden BHKW im Burgholzweg sind die ersten beiden, die über die Stadtwerke Energie GmbH betrieben werden. (sb)

Herz der Anlage sind zwei äußerlich unscheinbare Blockheizkraftwerke mit jeweils 70 Kilowatt Leistung. Sie stehen im ehemaligen Hausmeisterhaus unterhalb der Grundschule. Über das eigens verlegte Leitungsnetz, das die Stadt preiswert bauen konnte, weil der Abwasserkanal im Burgholzweg ohnehin neu gemacht und die Straße deshalb aufgerissen werden musste, wird die Wärme, heißes Wasser, an die verschiedenen Übergabestationen zu den Abnehmern gebracht. Das Hauptrohr für das heiße Wasser hat einen Durchmesser von 6,5 Zentimetern.

Schmidt: „Die Anlage ist kaskadenförmig konzipiert. Das heißt, dass sie so ausgebaut werden kann, dass Gebäude am ehemaligen Buswendeplatz sowie ein potenzielles Erschließungsgebiet am Standort der Alten Hauptschule mit angeschlossen werden könnten.“ Auch eine Turnhalle könnte ans Netz gehen. Bekanntlich soll das Hauptschul-Grundstück neu gestaltet werden; auch eine neue Turnhalle wird geplant, über deren Standort noch gestritten wird.

Einen privaten Nutzer für das Wärmenetz hat die Stadt ebenfalls gewonnen: Der Overather Unternehmer Wolfgang Michels hatte laut Schmidt Anfang des Jahres angefragt, ob sein zu diesem Zeitpunkt noch als Gesundheitszentrum geplanter Neubau schräg gegenüber vom Rathaus an das Netz angeschlossen werden könne. Die Stadt sagte zu. Dann änderte sich allerings die Neubau-Nutzung, mittlerweile will die Stadt mit rund 60 Mitarbeitern dort einziehen (wir berichteten). Dazu Schmidt: „Dass wir nun ebenfalls die Stadt versorgen, war zum damaligen Zeitpunkt logischerweise nicht absehbar.“

Ökologisch sinnvolle Lösung

Ausgangspunkt für die Netzplanungen der städtischen Experten war neben dem neuen Feuerwehrgebäude die Erkenntnis, dass auch die alten Heizungen im Rathaus und im Bauverwaltungsamt bald fällig würden. Auf der Suche nach einer „ganzheitlichen, nachhaltigen und ökologisch sinnvollen Lösung“ kam der Gedanke mit dem eigenen Versorgungsnetz auf. Schmidt: „Im Rahmen des Baus des Wärmenetzes haben wir uns weiterhin intensiv mit Wirtschaftlichkeit der Anlage befasst. So durften wir feststellen, dass es deutlich günstiger und am Ende des Tages auch nachhaltiger ist, wenn wir den durch die BHKW produzierten Strom nicht ins öffentliche Netz, einspeisen, sondern direkt selbst verbrauchen.“ So sei auch ein „kleines“ Stromnetz installiert worden. Mit Strom versorgt die Anlage nun die Feuerwehr, die Grundschule mit Nebengebäuden sowie zukünftig das Rathaus. Schmidt: „Überschussstrom wird ins öffentliche Netz eingespeist.

Sollte im Bedarfsfall Strom aus dem öffentlichen Netz benötigt wird, können wir diesen natürlich entsprechend ebenfalls aus dem öffentlichen Netz ziehen.“ Betrieben werden die beiden BHKW mit Erdgas. Schmidt: „Das Blockheizkraftwerk besitzt im Vergleich zur Gas-/ Ölheizung deutliche Vorzüge, wenn es um den langfristigen Betrieb geht. Weil dieses sowohl Strom als auch Wärme aus den zugeführten Brennstoffen erzeugen kann, kann sich das System bereits nach einigen Jahren amortisieren.“

Konkrete Euro-Angaben zu dem gesamten Projekt wollte Schmidt ohne Rücksprache mit dem Aufsichtsrat zunächst nicht nennen. Er wies darauf hin, dass das BHKW Gas nicht nur zur Herstellung von Wärme nutze, sondern auch zur Produktion von Strom, der dadurch „nahezu 100 Prozent klimaneutral erzeugt“ werde. Schmidt: „Aus diesem Grunde gilt der Einsatz von BHKW auch als regenerativ.“

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