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ZDF-Serie "Heldt"Overather Schule wird für Dreharbeiten zum Polizeipräsidium Bochum

Lesezeit 4 Minuten

Overath – Polizeipräsidium Bochum? Staatsanwaltschaft? Wer an der Overather Hauptschule vorbeikommt, reibt sich erst einmal die Augen. Und versteht die Welt nicht mehr. Dabei ist die Lösung einfach: Die Stadt Overath hat die Schule teilweise vermietet, und zwar an die Firma, die für das ZDF die Vorabend-Serie „Heldt“ produziert. Die Kölner Filmleute von Sony Pictures freuen sich über die – jedenfalls auf dem Klarenberg – gute Luft und die Stadt nimmt gerne die Miete ein, dem Vernehmen nach 6000 Euro im Monat.

In einem Flügel des alten Gebäudes kämpfen jetzt Kriminalkommissar Nikolas Heldt und sein Chef Detlef Grün gemeinsam für Recht und Gerechtigkeit, auch wenn sie gelegentlich unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wie eng sie sich als Gesetzeshüter selbst an die Gesetze zu halten haben. Dritte im Bunde ist Staatsanwältin Ellen Bannenberg, Herrin des Verfahrens und attraktive Blondine. Zwischen ihr und Heldt knistert es zusehends, und schon lange warten die Zuschauer darauf, dass sich die Spannung zwischen den beiden Schönen entlädt.

Die Meister der Illusion

„Heldt“ (zu sehen mittwochs um 19.30 Uhr) spielt im Ruhrgebiet. Die Außenaufnahmen werden in Bochum oder Köln gedreht, die Innenaufnahmen zu einem großen Teil in Overath. Filmemacher sind Meister der Illusion: Aus dem Schul-Erdgeschoss wird das Polizeipräsidium, aus dem ersten Stock die Staatsanwaltschaft, aus dem Keller die Kriminaltechnische Untersuchung (KTU).

Dass die Hauptschule neuerdings auch als Drehort dient, hat mit der Overather Schulpolitik zu tun. Als die Stadtväter einst beschlossen, eine Sekundarschule zu gründen und dafür die Haupt- und auch die Realschule auslaufen zu lassen, versprachen sie zugleich, dass die vorhandenen Schüler nicht wechseln müssten. Jetzt hat die Hauptschule nur noch zwei Jahrgänge und damit reichlich Raum – und noch genügend Platz für die Kita „Bunter Luftballon“, die ebenfalls hier beheimatet ist.

Die Kita hat die Filmemacher vor eine weitere Herausforderung gestellt. „Wir haben das erzählerisch mit eingebunden“, sagt Herstellungsleiter Aurel Beck. Denn wenn einmal Kinderlachen im Hintergrund zu hören ist, soll das die Zuschauer nicht irritieren. In der Serienhandlung ist darum das Polizeipräsidium Bochum umgezogen; Heldt war am Ende der alten Staffel für ein halbes Jahr nach Mallorca geflogen, jetzt kommt er zurück und muss sich erst einmal zurechtfinden, wie Producerin Carina Hackemann erläutert.

Lila macht einen schönen Teint

Den Innenanstrich im „Polizeipräsidium“ haben die Filmemacher leicht verändert: Statt schulgelb sind die Wände lila, was den Teint der Schauspieler besser zur Geltung kommen lässt, wenn sie nicht gerade so dauergebräunt sind wie Titelheld Heldt.

Dessen neues Dienstzimmer war früher ein Klassenraum, und der ehemalige Textilraum ist nun zweigeteilt in Vernehmungs- und Überwachungszimmer. „Solider Filmbau“, sagt Aurel Beck und klopft auf die Holzwand in der Mitte des Raumes. Beim Besuch am Drehort sind die Staatsanwältin und die Kommissare – im wirklichen Leben heißen sie Janine Kunze, Kai Schumann und Timo Dierkes – gerade in ihre Arbeit vertieft. Sie proben eine Szene, in der es um einen effektvollen Abgang der Kripo-Leute aus dem Dienstzimmer der Staatsanwältin geht, während diese an ihrem Schreibtisch sitzt – genau dem Schreibtisch, auf dem sich demnächst die beiden Schönen so nahe kommen sollen, wie das im Rahmen des Vorabendprogramms nur möglich ist…

„Sex? In Overath???“, gibt sich da die städtische Architektin Nicole Schütz augenzwinkernd völlig irritiert. Sie ist im Rathaus die Ansprechpartnerin für die Filmleute, Mädchen für alles und bei dem Ortstermin mit von der Partie, zusammen mit Manfred Allmayer, dem für den Vertrag verantwortlichen Chef des Bauverwaltungsamtes.

Allmayer betont, dass der Vertrag auch für die Schüler von Vorteil sein soll. So sei nicht nur gegenseitige Rücksichtnahme von Schule und Kita auf der einen Seite und den Filmleuten auf der anderen vereinbart worden, sondern die Film-Firma soll darüber hinaus Praktikumsplätze und nach Möglichkeit sogar Statistenrollen für die Schüler zur Verfügung stellen. Im ZDF zu sehen sind die Overather Folgen ab 2016.