Ein Stück HeimatDiskussion um Zukunft der evangelischen Kirchengebäude in Rösrath

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Es ist ein Bild von der Gemeindeversammlung zur Zukunft der Christuskirche zu sehen.

Am Sonntag fand die Gemeindeversammlung zur Zukunft der Christuskirche statt.

Am Sonntagmittag versammelten sich die Bürger Rösraths zur Gemeindeversammlung zur Zukunft der Christuskirche in Hoffnungsthal.

Gegensätzliche Meinungen, scharfe Kritik, aber auch die Suche nach Gemeinsamkeiten prägten die Gemeindeversammlung der Evangelischen Gemeinde Volberg-Forsbach-Rösrath. Das Presbyterium schuf Klarheit über die Überlegungen zur Zukunft der Gemeinde, im Hinblick auf Gebäude und Personal.

Zentrales Konfliktthema war die Zukunft der Christuskirche und des evangelischen Gemeindezentrums Forsbach, doch auch bei anderen Immobilien und Plänen gab es unterschiedliche Ansichten. Ausgangspunkt war eine „Strukturanalyse“ zu Gemeindeentwicklung, Immobilien, Einnahmen und Ausgaben. Ein Strukturausschuss hat sie für das Presbyterium erarbeitet, Sprecher Volker Langenbach stellte sie vor.

Die Gemeinde muss sparen

Danach ist gemäß Beschluss der Landessynode bis 2035 die Treibhausgasneutralität der Gemeinde-Immobilien zu erreichen, wegen des nötigen Sanierungsaufwands sind in den nächsten 15 Jahren Kosten von rund vier Millionen Euro zu erwarten: Die Gemeinde verfügt über 16 Gebäude, darunter zwei Mietshäuser. Zugleich ist in diesem Zeitraum laut Analyse ein deutlicher Rückgang der Gemeindemitglieder auf rund 4.800 anzunehmen.

Energie- und Betriebskosten steigen, die Kirchensteuereinnahmen können nicht Schritt halten. Sparen muss die Gemeinde zunächst beim Personal, von derzeit drei Pfarrstellen bleiben ab Sommer nur noch zwei, auch eine Küsterstelle entfällt. Trotzdem ist aktuell mit einem jährlichen Defizit von 98.000 Euro zu rechnen, ohne Gegensteuern wären es in 15 Jahren rund 500.000 Euro und die Gemeinde „komplett handlungsunfähig“, so Langenbach.

Zwei mögliche „Zukunftsszenarien“

Um das zu vermeiden, habe der Strukturausschuss zwei „Zukunftsszenarien“ erstellt: Neben der Sanierung von Gebäuden sollen Immobilien lukrativer genutzt werden, der Abbruch von Gebäuden und Neubauten sollen für Mieteinnahmen sorgen. Diese sollen das Defizit ausgleichen.

So soll an der Versöhnungskirche in Rösrath das Pfarrhaus abgerissen und durch ein großes Wohnhaus ersetzt werden. Die Immobilie von Christuskirche und Gemeindezentrum soll ein „sozialer Investor“ in Erbpacht übernehmen und einen Neubau für eine soziale Nutzung erstellen. Ob Kita, Seniorenwohnen oder „Quartierstreff“ – konkrete Pläne seien auf einer weiteren Gemeindeversammlung zu besprechen.

Viel Lob und viel Kritik 

Ein Neubau sei auch auf einem Kinderspielplatz in Forsbach denkbar, zwei Wohnhäuser zu verkaufen. Mit diesen und weiteren Maßnahmen lässt sich laut dem ersten Szenario ab 2025 die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben schließen. Das zweite Szenario sieht zusätzlich den Abriss der Versöhnungskirche vor. An ihrer Stelle könnten eine neue Kirche und Wohnungen entstehen – so ließen sich über Mieten noch höhere Einnahmen erreichen.

Für ihre Analyse ernteten die Beteiligten viel Lob und viel Kritik. Gemeindemitglied Rosmarie Hadré kritisierte, durch die Pläne für Christuskirche und Gemeindezentrum seien dort aktive Ehrenamtliche „vor den Kopf gestoßen worden“. Nachdem die Pläne durch einen Karnevalswagen öffentlich wurden, hätte das Presbyterium offen informieren müssen, es habe aber bei der Kommunikation versagt.

Kirche bestehe nicht aus Gebäuden, sondern aus Menschen

Zu der Aussage von Finanzkirchmeisterin Vera Rilke-Haerst, Kirche bestehe nicht aus Gebäuden, sondern aus Menschen, sagte Iris Stolp aus Forsbach, ihr fehle trotzdem in Forsbach künftig wohl ein „Nest“, „das, was unsere Heimat war“. Forsbach werde „ein bisschen abgehängt“.

Auch Hardy Schumacher, Gemeindemitglied und stellvertretender Bürgermeister, sagte, jeder Ortsteil habe eine „eigene Identität“ und brauche eigene kirchliche Räume. Leonore Sünner aus Forsbach rief dazu auf, in der Christuskirche „neu was auszuprobieren“, worauf Pfarrer Thomas Rusch entgegnete, das könne sich die Gemeinde leider „nicht leisten“.

Viele Meinungen zum Thema 

Andere Stimmen fragten, warum die Versöhnungskirche mit hohen Kosten saniert werden solle, und empfahlen, stattdessen lieber die Christuskirche zu behalten. Das fand großen Beifall. Andere kritisierten wiederum ein „Kirchturmdenken“. Heike Hübscher aus Forsbach fand Grundstücksverkäufe eine „gute Idee“, eine Jugendeinrichtung wie die Kleine Offene Tür (K.O.T.) in Forsbach sei aber äußerst wichtig.

Sie äußerte weitere Ideen, darunter den Vorschlag, auch das Pfarrhaus in Volberg zu verkaufen. Den vom früheren Presbyteriumsvorsitzenden Norbert Lenke in dieser Zeitung gemachten Vorschlag, die Diakonie-Sozialstation an einen Träger wie das Evangelische Krankenhaus (EVK) Bergisch Gladbach zu verkaufen, kritisierte Presbyterin Claudia Wasser: Lenke sei als Aufsichtsratsvorsitzender für das EVK zuständig und nicht unbeteiligt.

Angesichts des Bedauerns von Gemeindemitgliedern, ein Stück Heimat zu verlieren, zeigte Pfarrer Rusch Verständnis, stellte aber fest: „Alles erhalten, das können wir nicht.“ Langenbach sagte, es sei nicht geplant, dass es in Forsbach keine Gottesdienste mehr geben solle, weil „vielleicht“ die Christuskirche aufgegeben werde. Bei einer Zukunftswerkstatt am Samstag, 22. April, 14 bis 18 Uhr (Versöhnungskirche), können Interessierte weitersprechen und Vorschläge einbringen.

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