Politischer SchlagabtauschAufregung und Erleichterung in Rösrath beim Thema Kinderbetreuung

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Ein Seniorenheim soll auf dem Grundstück von Christuskirche und Gemeindezentrum entstehen. Das betrifft auch die dortige Kinderbetreuung.

Ein Seniorenheim soll auf dem Grundstück von Christuskirche und Gemeindezentrum entstehen. Das betrifft auch die dortige Kinderbetreuung.

Der Mangel an Plätzen im offenen Ganztag (OGS), der sich im nächsten Schuljahr verschärft, sorgt weiter für Aufregung.

Der Mangel an Plätzen im offenen Ganztag (OGS), der sich im nächsten Schuljahr verschärft, sorgt weiter für Aufregung. Wie berichtet, wurde im Schulausschuss klar, dass 230 Kinder mit OGS-Bedarf im Schuljahr 2024/25 eingeschult werden, aber nur 137 OGS-Plätze an den Grundschulen frei werden — womit sich eine Lücke von 93 Plätzen ergibt.

Nun befürchtet die SPD-Fraktion, dass auch die Übermittagsbetreuung der „Kleinen Offenen Tür“ (K. O. T.) in Forsbach, einer Einrichtung der Evangelischen Gemeinde, aufgegeben werde: Nach einer Pressemitteilung der SPD würden damit die Betreuungsplätze für 17 Kinder wegfallen, damit „werde die Situation um fehlende OGS-Plätze in Rösrath zusätzlich verschärft“. Zugleich beklagt sich die SPD-Fraktion über die Jugendhilfeausschuss-Vorsitzende Vera Rilke-Haerst (CDU), die als Finanzkirchmeisterin der Evangelischen Gemeinde über deren Pläne Bescheid wisse, aber „trotz mehrfacher Nachfrage“ der SPD im Jugendhilfeausschuss nicht über das Ende der Übermittagsbetreuung (ÜMI) informiert habe.

Die schlimmsten Befürchtungen der SPD werden nicht Realität

Auf Nachfrage dieser Zeitung stellt Rilke-Haerst die Situation völlig anders dar. Auf die Frage, ob das Angebot der Übermittagsbetreuung (ÜMI) auch im nächsten Schuljahr weitergeführt werde, teilt die CDU-Politikerin und Finanzkirchmeisterin mit: „Es wird weitergeführt unter dem Dach der K. O. T., mit den Mitarbeitern der ÜMI.“ Mit dieser Auskunft einer Verantwortlichen der Evangelischen Gemeinde ist immerhin klar, dass der von der SPD erwartete Wegfall von 17 Plätzen in der ÜMI nicht stattfindet. Jedenfalls noch nicht im nächsten Schuljahr.

Dass die Sorge der SPD indessen nicht unbegründet war, bestätigt Rilke-Haerst mit einer anderen Aussage: Die beiden Pfarrer der Evangelischen Gemeinde und eine Mitarbeiterin der ÜMI seien zu einem Gespräch mit Fachbereichsleiterin Yvonne Zieren im Jugendamt gewesen — die ÜMI-Mitarbeiterin werde nun „einen Plan erarbeiten, wie es weitergehen kann“.

Immobiliengeschäft hat Auswirkungen auf die Kinderbetreuung

Hintergrund des Gesprächs im Jugendamt ist, dass die Evangelische Gemeinde ihre Immobilie mit Christuskirche und Gemeindezentrum in Forsbach aufgeben will: Wie im August nach einer Zukunftswerkstatt der Evangelischen Gemeinde bekannt wurde, ist dort ein Seniorenheim mit Tagesbetreuung geplant, als Betreiber wurde das Wöllner-Stift genannt. Von diesen Plänen ist auch die ÜMI der K. O. T. betroffen, weil sie im Evangelischen Gemeindezentrum in Forsbach stattfindet.

Die Nachfragen der SPD waren also gerechtfertigt, die jetzt erfolgte Klarstellung von Rilke-Haerst erfolgte erst nach der Pressemitteilung der SPD und der Nachfrage dieser Zeitung. Er habe in den Jugendhilfeausschuss-Sitzungen am 17. August und am 21. September nach der ÜMI gefragt, erklärt SPD-Ratsherr Gerhard Kupich. Bürgermeisterin Bondina Schulze (Grüne) habe in der Sitzung am 21. September mitgeteilt, es gebe keinen neuen Sachstand, Rilke-Haerst habe dazu geschwiegen.

Eine weitere Nachfrage im Stadtrat am 25. September bekam Rilke-Haerst nicht mit, weil sie im Krankenhaus war, wie sie mitteilt. Über dieAnfrage sei sie danach nicht informiert worden. Kupich wiederum äußert „Befremden“, dass Rilke-Haerst nicht schon in der Ausschuss-Sitzung am 17. August über die Überlegungen der Evangelischen Gemeinde informiert habe. Rilke-Haerst sagt dazu, sie sei als Presbyteriumsmitglied „zur absoluten Verschwiegenheit verpflichtet“. Vor diesem Hintergrund wirft die SPD-Fraktion der Jugendhilfeausschuss-Vorsitzenden vor, „völlig intransparent“ gehandelt zu haben. Sie sieht bei Rilke-Haerst einen „offensichtlichen Interessenkonflikt“.

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