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RufbereitschaftKaum Hoffnung auf mehr Ärzte

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Dr. Heribert Wiemer, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Rhein-Berg.

Rhein-Berg – Der Notfalldienst der niedergelassenen Ärzte wird im Gebiet der Ärztekammer Nordrhein ab dem 1. Oktober neu geregelt. Das gilt auch für Rhein-Berg. Insbesondere Ärzte aus Kürten profitieren von der Neuregelung, die die Kassenärztliche Vereinigung mit den Krankenkassen ausgehandelt hat. „Bisher hatten die Kollegen aus Kürten 40 Bereitschaftsdienste im Jahr, demnächst nur noch sechs“, sagt Dr. Heribert Wiemer, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Rhein-Berg.

Möglich wurde dies durch eine neue Zuordnung der Bezirke: Ab Oktober teilen sich die Kürtener mit den Medizinern aus Refrath und Bensberg den Dienst. Beide Bergisch Gladbacher Stadtteile sind im Gegensatz zu der Landgemeinde gut ausgestattet. Nahezu unverändert bleiben die Bezirke Bergisch Gladbach/Odenthal und Overath/Rösrath, wo die Hausärzte pro Jahr 17 bis 18 Notdienste machen, wird dem Kölner Notfalldienst zugeordnet. Für die Patienten ändert sich dadurch nichts: Wie bisher sollten sie nach Sprechstundenschluss die jeweiligen Notdienstpraxen aufsuchen.

Ob durch den Wegfall der vielen Bereitschaftsdienste die Landgemeinden für den Medizinernachwuchs attraktiver werden, ist ungewiss. „Die jungen Mediziner bleiben eher an den Kliniken oder machen sich in den Zentren selbstständig als in den großflächigen ländlichen Gebieten“, berichtet Wiemer.

Auch die amtliche Bekanntmachung über den neuen Bedarfsplan im Rheinischen Ärzteblatt der Ärztekammer Rheinland für das Gebiet Bergisch Gladbach, Kürten, Odenthal und Overath lässt ihn und seine Kollegen nicht in Jubelrufe ausbrechen: Nach der Ausarbeitung eines Planungsbüros in Berlin sollen 13,5 mehr Hausärzte zugelassen werden. Dass die Zulassungen für die ländliche Bezirke beantragt werden, sei eher unwahrscheinlich, prognostiziert Wiemer: „Wir haben keine Möglichkeit, jemanden nach Kürten zu schicken. Und wir haben mit 13,5 avisierten Neuzulassungen größten Zuwachs, der durch nichts zu erklären ist.“ Er vermutet, dass das von der kassenärztlichen Bundesvereinigung beauftragte Planungsbüro für die Bedarfsplanung die Fahr- und Besucherströme zu Einkaufszentren zugrunde gelegt hat: „Und die wurden dann wohl auch den Bedarfsplan für die ärztliche Versorgung umgesetzt.“

Möglicherweise werden die 13,5 Hausarztstellen in der Kreisstadt kliniknah in ein medizinisches Versorgungszentrum eingebracht. Mit Vehemenz wehrt sich Heribert Wiemer seit Jahren gegen diese Zentralisierung, die von der früheren Gesundheitsministerin Ulla Schmidt verordnet worden war – wie auch die Regel, dass niedergelassene Mediziner mit 65 Jahren ihre Kassenzulassung abgeben müssen. Dass letztere Verfügung inzwischen aufgegeben wurde, hat nach Aussage von Wiemer eine Katastrophe in der kassenärztlichen Versorgung abgewendet. Doch bei einem Durchschnittsalter der Ärzte von 57 Jahren sei abzusehen, wann wirklich ein Notstand in der Versorgung eintrete.