Sport im Rheinisch-Bergischen KreisWie die Vereine Jugendtraining starten wollen

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So wünschen es sich die Kinder zurück: Fußballcamp in Neuensaal mit Carsten Ramelow im Jahr 2017

Rheinisch-Bergischer Kreis – Der Ball rollt wieder. Zumindest für manche. Seit Montag dürfen Außensportanlagen wie Stadien und Rasenplätze wieder für den Vereinssport genutzt werden. So schreibt es die Stadt Bergisch Gladbach in einer Mitteilung.

Wer hier wann etwa Fußball spielen darf, ist dabei genau geregelt. Während Freizeit- und Amateursportlerinnen weiter warten müssen, dürfen Vereine nach der Verordnung Sport wieder auf den Platz. Was genau dadurch wieder möglich ist, das ist wörtlich wie folgt geregelt: „Sport von höchstens fünf Personen aus zwei Haushalten oder ausschließlich des eigenen Hausstandes sowie Sport von Gruppen von höchstens zwanzig Kindern bis zum Alter von einschließlich 14 Jahren zuzüglich zwei Aufsichtspersonen.“

Alexander Schiele, Pressesprecher beim SV09 Bergisch Gladbach, deren Jugendmannschaften im „Volkswagen Zentrum Jugendfußball Park“ trainieren, sagt: „Wir freuen uns riesig, dass es wieder losgeht. Die Kids sind ganz heiß drauf.“

Viel Training über Zoom im Lockdown

Bisher sei viel über Zoom trainiert worden. Jetzt wieder auf dem Platz stehen zu können sei großartig. Nicht nur wegen des Spielens selbst: „Als Trainer haben wir eine soziale Aufgabe und wollen für die Jugendlichen da sein. Der können wir auf dem Platz besser nachgehen als über Zoom.“

Viele Vereine haben sich über den Lockdown mit Videotraining gerettet, sagt Henrik Beuning, Geschäftsführer des Kreissportbunds in Rhein-Berg. Ihn erreichen in diesen Tagen viele Rückfragen zu den Öffnungsschritten. „Da geht es etwa darum, ob nach dem Training die Duschen genutzt werden dürfen, oder nicht. Das geht aus der Verordnung nicht hervor.“

Was jetzt im Vereinssport wieder erlaubt ist

Fünf Erwachsene aus zwei verschiedenen Haushalten oder ein und demselben Haushalt dürfen nun gemeinsam zusammen Vereinssport machen.

20 Kinder dürfen in einer Gruppe gemeinsam zusammen trainieren. Dabei gilt, dass die Kinder bis einschließlich 14 Jahre alt sind.

Zwei Erwachsene dürfen die Kindersportgruppen als Aufsichtspersonen betreuen.

Zwei Zeitfenster pro Tag gibt es für die Vereine zum Training im Stadion.

220 Sportvereine mit Kinder- und Jugendabteilung gibt es im Kreis.

30.000 Kinder und Jugendliche trainieren in diesen Vereinen. (ebu)  

Es sei gut, dass das Training wieder losgehe. Trotzdem sei es eine schwere Zeit für viele Vereine, sagt Beuning. „Wir erleben kreisweit einen Mitgliederrückgang von knapp unter zehn Prozent.“ Das betreffe vor allem Großvereine, die durch den Rückgang in finanzielle Engpässe kommen. „Bei kleinen Vereinen ist das weniger ein Problem: Denen halten die Mitglieder die Treue.“

Beim SSV Jan Wellem 05 haben die Jugendleiter zum Beginn der Woche in einer Videokonferenz besprochen, wie die Lockerungen und das Training umgesetzt werden, sagt Jugendleiter Oliver Schönhauer. „Mit Flatterband und Hütchen stecken wir die Trainingsbereiche ab.“

Auf einem halben Spielfeld dürfen zwanzig Kinder aus den U-14-Manschaften des Fußballvereins spielen. Zwischen Spielfeldmitte und Spielfeldrand bleiben 2,5 Meter Platz. Auf der anderen Hälfte werden Einzelfelder abgesteckt, wo jeweils zwei Jugendliche miteinander trainieren dürfen. „Die bleiben auch immer in den gleichen Gruppen“, sagt Schönauer.

Wer älter als 14 Jahre alt ist, muss mit dem Teamtraining noch warten

Wer aber älter als 14 ist, muss mit dem Mannschaftstraining noch abwarten. Für die jüngeren Spieler sei es schon gut, wieder auf dem Platz zu stehen. Doch die Älteren haben Fragen. „Ich muss denen dann erklären, warum sie noch nicht an der Reihe sind.“

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Was er dann sagt? „Dass das so die Vorschrift ist und das ich die Regeln nicht gemacht habe.“ Ob der Spielbetrieb in diesem Jahr wieder losgeht, sei fraglich. Doch trotzdem: Beim SV Jan-Wellem sind alle froh, dass es wieder weitergeht. „Das ist besser als gar nix“, sagt Schönauer.

Das sieht Dr. Hartmut-Christian Vogel, Vorsitzender des Stadtsportverbandes Bergisch Gladbach ganz ähnlich. Der Orthopäde sagt: „Als Arzt bin ich heilfroh, wenn die Menschen wieder Sport machen können.“ Trotzdem sei die Situation weiterhin komplex.

Was Fußballvereine spontan umsetzen können, gelte etwa nicht für Tennisplätze. „Die dürfen zwar theoretisch wieder öffnen, doch die Plätze sind dafür noch nicht bereit.“ Die müssen in jeder Saison neu hergerichtet werden. „Wenn dann doch noch einmal Frost kommt, sind die im Sommer nicht mehr nutzbar.“

Für die körperliche aber auch die geistige Gesundheit sei Sport besonders wichtig. „Ich habe den Eindruck, die hat in den letzten Monaten besonders gelitten.“ Es sei gut, dass es wieder losgeht, sagt Vogel. Aber: „Es ist mehr oder weniger ein Tropfen auf den heißen Stein.“

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