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Unglück in OverathEntsetzen nach tödlichem Unfall

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Kerzen und Blumen zieren die Unfallstelle, an der die 13-jährige Overather Schülerin am Mittwoch tragisch verunglückte.

Rhein-Berg/Oberberg – An der Overather Hauptschule herrschte am Donnerstag Ausnahmezustand. Schüler und Lehrer standen gleichermaßen unter Schock. Am Mittwoch war eine 13 Jahre alte Schülerin der Overather Hauptschule in Engelskirchen-Ehreshoven von einer Regionalbahn überrollt worden. Das Mädchen überquerte, so die Ermittlungen der Polizei, die Schienen auf einem Trampelpfad abseits des Bahnübergangs. Durch Kopfhörer und Musik habe sie den nahenden Zug nicht gehört. Sie verstarb noch an der Unfallstelle. Ein Fremdverschulden schließt die Polizei aus.

Schnell verbreitete sich die Nachricht über die sozialen Netzwerke im Internet. Als am Donnerstag die Schule begann, wusste praktisch jeder Schüler in Overath von dem tragischen Unfall. Der Schulleiter der Overather Hauptschule, Helmut Müller, sagte: „Wir alle sind tief bestürzt.“ Einige Mitschüler mussten psychologisch betreut werden.

In der Schule wurde nicht nur getrauert, sondern auch diskutiert. Schließlich hatte das Mädchen den Zug nicht gehört, weil sie über Kopfhörer Musik hörte. Möglicherweise noch gleichzeitig eine Textnachricht auf ihrem Smartphone verfasste. In jedem Fall war sie abgelenkt. Müller: „Klar sagen die Schüler jetzt, hätte sie doch nur nicht Musik gehört.“ Der Umgang mit Smartphones – Telefone, mit denen auch Musik gehört, Bilder gemacht, Textnachrichten verschickt und im Internet gesurft werden kann – sei an der Schule generell ein Thema gewesen.

Die Geräte beeinträchtigten den den Schulalltag dermaßen, dass es generell verboten sei, sie auf dem Schulgelände zu benutzen. Wer dagegen verstoße, dem werde das Smartphone abgenommen – freitags gebe man alle Geräte dann ihren Besitzern zurück.

Ein Vorgehen, wie es fast an jeder Schule inzwischen üblich ist. Egal ob Gymnasium, Gesamtschule, Realschule, Sekundar- oder Hauptschule: Smartphones sind überall ein Thema. Auch Grundschullehrer berichten davon, dass sie den Schulalltag stören. Die Nachricht vom Tod der Schülerin verbreitete sich auch an Bergisch Gladbacher Schulen. Kornelia Rempe von der Hauptschule Ahornweg: „Wir werden diesen Unfall sicher zum Thema machen.“ Die Schulleiterin konnte einen Fall vom Schulhof berichten, bei dem sie einen Schüler aufforderte, die Stöpsel aus dem Ohr zu nehmen und das Smartphone auszustellen. „Der hat mich zuerst gar nicht gehört.“

Bei der Bergisch Gladbacher Polizei sind keine Fälle bekannt, bei der als Unfallursache ein Smartphone oder Musikabspieler angegeben worden sei. Allerdings würde diese Unfallursache auch nicht statistisch erfasst. Richtig sei, dass das Hören lauter Musik ein Sicherheitsrisiko sei. Untersuchungen von Versicherungen ergaben, dass jeder fünfte Jugendliche mit Kopfhörer oder Ohrstöpseln Musik hört, wenn er zu Fuß oder per Fahrrad unterwegs ist. In Düsseldorf warnen die dortigen Verkehrsbetriebe nach mehreren Unfällen vor Musik im Ohr in der Bahn. Das könne lebensgefährlich sein.