Wasserqualität der SülzExperten entsetzt über überhöhte Zinkwerte

Das rot färbende Eisen ist noch eins der weniger brisanten Metalle, die an vielen Stellen aus dem Boden und alten Berwerksentwässerungen wie hier am neuen Lüderichstollen in die Sülz gelangen.
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Rhein-Berg – „100 Tonnen Zink pro Jahr, die allein auf einem anderthalb Kilometer langen Abschnitt in den Fluss gespült werden, das halte ich doch für sehr hoch“, reagiert ein Bergbauexperte kopfschüttelnd auf die vom Kreis-Umweltamt nach Wasserproben hochgerechnete Schwermetallbelastung in der Sülz. „Das wären ja durchschnittlich 274 Kilogramm pro Tag, die da in den Fluss kommen . . . da wäre es ja schon wirtschaftlich, die rauszuholen“, so der Rösrather, der nach eigenen Angaben in Kontakt mit den Rechtsnachfolgern des Bergwerksbetreibers am Lüderich steht.
Der Kreis will die Zahlen, die er mit Unterstützung des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) ermittelt hatte, in diesem Jahr überprüfen lassen. Einen Rechen- oder Übertragungsfehler schloss der Kreis allerdings auf Nachfrage dieser Zeitung aus.
Auch im Kreis-Umweltausschuss stießen die Ergebnisse auf staunende Blicke von Politikern. „Die Zahlen haben uns erstmal entsetzt“, sagte Peter Lautz (CDU) und zeigte sich interessiert an den Ergebnissen der Nachuntersuchung durch das Lanuv in diesem Jahr. Christine Bender (SPD) appellierte, das Thema „unbedingt weiter im Fokus“ zu behalten.
Mehrere Tausend Tonnen Metalle und Schwermetalle
100 Tonnen Zink werden laut Kreisverwaltung auf dem 1,5 Kilometer langen getesteten Abschnitt pro Jahr in die Sülz gespült. Hinzu kommen:
30 Tonnen Eisen, 12 Tonnen Mangan, 4500 Kilogramm Aluminium, 800 Kilogramm Nickel, 350 Kilogramm Arsen, 300 Kilo Kobalt und 100 Kilo Cadmium – jeweils pro Jahr als Eintrag in die Sülz auf dem 1,5 Kilometer langen Flussabschnitt zwischen Untereschbach und Oberauel.
150 Millionen Kubikmeter Wasser fließen pro Jahr im Schnitt die 24,7 Kilometer lange Sülz hinunter.
32 Stellen hatten die Wissenschaftler auf dem 1,5 Kilometer langen Abschnitt der Sülz für die Entnahme der Wasserproben ausgewählt. Die Messergebnisse vom 18. April 2018, an dem die Sülz eine mittlere Wassermenge führte, wurden auf den Jahreswert hochgerechnet. (wg)
Genau das habe man vor, antwortete Kreis-Umweltamtsleiterin Elke Reichert. Die Untersuchungen hatten ergeben, dass sich der Schwermetalleintrag in die Sülz nicht einzelnen Zuleitungen zuordnen ließ, sondern diese auf voller Breite in den Fluss sickerten. „Die Techniken zur Reinigung sind sehr teuer“, erläuterte Reichert im Ausschuss. Der Effekt, den die Reinigung eines Zulaufs hätte, sei „zu gering“, als dass man dazu einen der Rechtsnachfolger der Bergwerksbetreibergesellschaften heranziehen könnte.
Wasser aus mehreren Kläranlagen
Auf die Frage, ob denn Kinder, die in der Sülz planschten, nicht gefährdet seien, antwortete die Umweltamtsleiterin des Kreises: „Wir haben keine Badegewässer im Rheinisch-Bergischen Kreis.“ Ihre spontane Einschätzung: „Man ertrinkt eher in der Sülz, als dass man an dem Schluck Wasser stirbt, den man da schluckt.“ Das Baden in der Sülz sei auch deshalb nicht ratsam, weil in den Fluss das Wasser aus mehreren Kläranlagen eingeleitet werde.
„Die Frage ist aber doch, ob man daraus Folgerungen ableiten muss“, protestierte Christine Bender. „Ohne Land und Leute verrück zu machen: Wir wissen seit 40 Jahren, dass das Gewässer belastet ist“, fasste Umweltdezernent Gerd Wölwer zusammen. Kurzum: „Da darf man nicht drin baden.“ Mancher Politiker im Ausschuss wünschte sich unterdessen eine eindringlichere Information der Bevölkerung.
Grenzwerte erheblich überschritten
Um das Drei- bis Vierfache wird der Grenzwert der Oberflächengewässerverordnung für Cadmium (0,15 Mikrogramm pro Liter) in der Sülz unterhalb des jetzt untersuchten Abschnitts überschritten.
Die Belastung mit Zink (700 bis 900 Mikrogramm pro Liter) liegt sogar um das 50- bis 60-Fache über dem Orientierungswert der EU-Wasserrahmenrichtlinie. In Bezug auf Metalle werde die Wasserqualität der Sülz laut Wasserrahmenrichtlinie als „schlecht“ eingestuft. (wg)
Was die Belastung der Fische in der Sülz anlangt, so hatten Untersuchungen des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes ergeben, dass bei Forelle, Aal und Döbel „keine spezifische Belastung bestehe. Die Blei-, Cadmium- und Quecksilber-Werte lägen sogar „zum Teil sehr deutlich unterhalb der nach den einschlägigen Vorgaben festgelegten Höchstwerte“.