Früherer KreisdechantMit Gerhard Dane durch Kaster

Immer, wenn es seine Zeit erlaubt, zieht es Gerhard Dane an den Kasterer See. Dort geht der ehemalige Kreisdechant in seiner Freizeit gerne spazieren, oder er fährt eine Runde mit dem Rad.
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Bedburg-Kaster – Seit sieben Jahren wohnt Gerhard Dane in Kaster. „Ich habe keinen Tag bereut, das war eine Liebes-, keine Mussehe“, sagt der 71-Jährige, der aus Kerpen zugezogen ist. In seinem Häuschen an der Reinhardstraße fühlt er sich wohl, „der Garten ist besonders wichtig, er ist mein Refugium“. Auf ein Leben in der Stadt hat der gebürtige Leverkusener, der lange Zeit in Köln gelebt hat, keine Lust. „Ich liebe diese kleine Stadt, hier kenne ich fast alle Leute.“
Das Schöne sei, dass es fast alles, was er zum Leben brauche, in der Nähe gibt. Auf dem Weg zur Rochusstraße, der „Einkaufsmeile“ von Kaster, kommen gleich einige Gespräche mit Passanten zustande. „Ich muss zum Optiker, mit der Brille stimmt was nicht“, sagt Dane. Wie praktisch, dass Optikerin Esther Cleef eine gute Freundin ist. „Was hast Du denn mit der Brille angestellt“?, fragt Cleef, die die örtliche Messdienergruppe leitet. Sie freut sich immer über die Äpfel, die Dane ihr vorbeibringt. „Das ist quasi gesegnetes Obst“, sagt sie lachend.
Vom Optiker ist es nicht weit bis zur „Gelateria Da Maria“. „Hier gehe ich gerne einen Kaffee trinken“, sagt Dane und lacht. „Von hier aus hat man einen schönen Blick auf das umstrittene Rathaus.“ Auch Dane selber hat am Ratsbürgerentscheid über den künftigen Rathausstandort teilgenommen. „Ich sage aber nicht, wie ich abgestimmt habe.“
Bei der Italienerin Maria und ihrem griechischen Ehemann Gregor Arabatzig fühlt sich Dane stets besonders wohl. Und die beiden haben Dane gerne als ihren Gast. „Er hat unsere Tochter Georgia getauft, das war eine tolle Messe auf Deutsch, Italienisch und Griechisch“, sagt das Paar. Noch gut erinnert sich Dane an seinen ersten Besuch in der Gelateria. Dies war am Karnevalssonntag im Jahr 2006. Er sei zu Maria rein und ein Poster von Benedikt XVI hing an der Wand. „Hier hängt der Papst an der Wand, hier bleibe ich natürlich gerne.“
Nicht weit entfernt von Maria, unweit der nach dem heiligen Martinus benannten Kirche, der Schule und dem Kindergarten steht das neue LVR-Haus für schwerst mehrfach behinderte Menschen. Von Mitarbeiterin Andrea Betzel wird der Pfarrvikar schon erwartet. Einer der ersten Besuche Danes in dem Haus des Landschaftsverbandes war gleich ein trauriger.
„Ein Bewohner ist gestorben, ich habe an seinem Sterbebett gesessen.“ Dane macht deutlich, dass er dem Haus und seinen Bewohnern jede nur mögliche Unterstützung geben will. „Ich will euch alle Türen öffnen, damit ihr dazugehört.“ Jederzeit könnten die Bewohner und ihre Betreuer auch am Gottesdienst der Kirche St. Georg in Alt-Kaster teilnehmen.
Vom LVR-Haus führt der Weg am Rewe-Supermarkt vorbei in Richtung von Alt-Kaster. „Hier war ich erstmals vor einigen Jahren, hier habe ich mich in Kaster verliebt“, sagt Dane im Schatten des Agathatores. Übers Kopfsteinpflaster tritt er hinein in den historischen Ort. Wenige Meter hinter der Wallstraße auf der linken Seite betritt Dane den kleinen Laden von Anneliese Wallenfang. Dort gibt’s Wurst und Käse, Obst und Zeitungen, Brot und Getränke. „Wie geht es Ihnen?“, fragt Dane. „Einigermaßen gut“, sagt die 83-Jährige, deren Tante-Emma-Laden so etwas wie das Kommunikationszentrum von Alt-Kaster ist. Ein Ruhestand kommt für Anneliese, wie sie alle im Ort nennen, auch im Alter nicht in Frage. „Ich habe doch so viele treue Kunden.“
Dane will nun unbedingt zum Erfttor weitergehen, kommt aber nicht weit. In Höhe der spätbarocken Georgs-Kirche kommt er ins Gespräch mit Uschi Kölsch und Jürgen Junggeburth. Beide sind vom Ammersee ins Rheinland gefahren und wollten sich Alt-Kaster anschauen. „Hier taufe ich immer die Kasterer Kinder“, sagte Dane, der beide sogleich mit in die Kapelle genommen hat.
„Hier kann man toll wandern und Rad fahren“, sagt Dane, den es zum Kaster See und weiter dann zum Erfttor zieht. Mindestens einmal in der Woche geht er in den bezaubernden Ort und die gleich dahinter liegende Rekultvierung.
Wäre es nach dem bergbautreibenden Unternehmen gegangen, würde es Alt-Kaster nicht mehr geben. Geplant war ursprünglich, den Ort Anfang der 50er Jahre dem Tagebau zum Opfer fallen zu lassen.
Die Bagger standen damals nur noch einen Steinwurf entfernt, bereit, die Braunkohle unter Alt-Kaster zu fördern und den kleinen Ort abzubaggern. Einem Einspruch des damaligen Regierungspräsidenten Wilhelm Warsch ist zu verdanken, dass es Alt-Kaster, die „Perle an der Erft“ auch heute noch gibt.
„Der Verlust wäre nicht auszudenken“, sagt Dane mit Blick auf die Stadtmauer, die Burgruine und den See, der einer seiner Lieblingsorte ist. Dort radelt und wandert er regelmäßig. „Und zwar bei jedem Wind und Wetter.“