Lebensader für SpeditionenWie sich die gesperrte A61 auf die Logistik auswirkt

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Nicht nur die Spediteure aus dem Kreis sind auf die A61 angewiesen.

Bergheim/Rhein-Erft-Kreis – Lange Umwege über Landesstraßen und kleine Dörfer sind für Autofahrer seit der Sperrung der Autobahn 61 in Richtung Venlo an der Tagesordnung. Auch Speditionen müssen mit ihren Lastwagen auf die Umwege ausweichen. Für die Anwohner ist das ein großes Ärgernis. Die Folgen für die Logistikunternehmen sind noch drastischer: Für sie werden Fahrten aufwendiger, teurer – und im schlimmsten Fall unmöglich.

„Die A 61 ist unsere Lebensader, die Hauptzufahrtsstrecke in die Beneluxstaaten“, sagt Matthias Wasel, Geschäftsführer des Schwerlastlogistikers Wasel. „Die A 45 ist bei Lüdenscheid zu, die A 1 ab der Leverkusener Rheinbrücke. Wer Waren von Süden nach Norden transportieren will, für den war die A 61 bisher die einzige Alternative.“ Doch auch die sei jetzt gesperrt.

Wasel fordert Arbeiten an der A61 rund um die Uhr

Erst ab November verspricht die Autobahngesellschaft den Spediteuren wieder freie Fahrt über die A 61 – für Wasel ist das zu spät. „Es ist erschreckend, mit welcher Geschwindigkeit da gebaut wird. Warum wird da nicht 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche gearbeitet?“, sagt der Geschäftsführer des Logistikers.

Ein Kompromiss wäre für ihn bereits, das Stück zwischen den Kreuzen Bliesheim und Kerpen schneller zu sanieren und freizugeben. „Im Moment fehlt aber meiner Meinung nach die Gesamtlösung“, sagt Matthias Wasel. Es seien nicht nur Autobahnen, sondern auch Landes- und Bundesstraßen gesperrt. „Das wirkt auf mich schlecht koordiniert und abgestimmt. Die Autobahnmeistereien scheinen sich wenig Gedanken zu machen, was das alles für Wirtschaft, Bürger und Umwelt bedeutet.“

Im Rhein-Erft-Kreis arbeiten zehn Prozent der Beschäftigten in der Logistik

Im Süden Nordrhein-Westfalens ist der Rhein-Erft-Kreis der wichtigste Standort für die Logistikbranche. Im Nordkreis haben Orte wie Paffendorf und Türnich bisher von ihrer Nähe zur Autobahn 61 profitiert und viele Unternehmen angezogen. Von den rund 145 000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Rhein-Erft-Kreis ist knapp ein Zehntel in der Logistik tätig – doppelt so viele wie im Landesschnitt.

Schwerlastlogistiker wie Wasel trifft die Sperrung noch härter als andere Speditionen. Das Unternehmen führt vor allem Schwertransporte aus, vermietet und transportiert auch Turmdrehkrane. Das bedeutet: Für den größten Teil seiner Fahrten benötigt das Unternehmen Sondergenehmigungen. Laut Geschäftsführer sind diese für mehr als 90 Prozent der Fahrten nötig. Eine solche Genehmigung muss allerdings vor jedem Transport beim Ordnungsamt beantragt werden. „Für die A 61 hatten wir eine Dauergenehmigung und konnten uns das sparen“, erläutert Matthias Wasel.

Selbst mit Genehmigung gelten noch Einschränkungen für Schwertransporte. Sie dürfen je nach Breite etwa von montags bis freitags zwischen 9 und 15 Uhr fahren. Auf Landesstraßen – die einzigen derzeit möglichen Ausweichrouten – sind Schwertransporte nur nachts möglich. Das zwingt das Unternehmen zu drastischen Maßnahmen. Die Krane etwa lässt Wasel vorübergehend an Raststätten stehen, die Mitarbeiter werden dann mit dem Taxi abgeholt.

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Für die Spediteure gibt es aber auch einen Lichtblick: Am Freitag teilte die Autobahngesellschaft des Bundes mit, dass auf der Autobahn 61 zwischen Türnich und Kerpen in Richtung Venlo eine Spur für den regionalen Verkehr freigegeben wird. Die Ausnahme gilt ab Montag, 15. August, und soll laut Sprecher Sebastian Bauer bis November dauern. Zwischen den Anschlussstellen Gymnich und Türnich gibt die Autobahngesellschaft zwei Spuren in Fahrtrichtung Venlo frei.

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