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Lyriker mit FeinsinnAutor Axel Kutsch aus Bergheim stirbt im Alter von 80 Jahren

3 min
Das Foto zeigt Axel Kutsch.

Der Bergheimer Schriftsteller Axel Kutsch schrieb bis ins hohe Alter.

Der Schriftsteller und Journalist hinterlässt ein bedeutendes Werk der Lyrik, das internationale Erfolge feierte und es zur Schullektüre schaffte.

Er war über Jahrzehnte eine der prägenden Figuren der deutschen Lyrik-Szene, jetzt ist Axel Kutsch im Alter von 80 Jahren gestorben. Seine Liebe zur Sprache hat auch den beruflichen Werdegang des gebürtigen Thüringers geprägt. Von 1969 bis 1999 arbeite er als Journalist, erst bei den Aachener Nachrichten, später viele Jahre beim „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Bis er sich dann ganz den Gedichten widmete. Die es übrigens nicht nur im deutschsprachigen Raum bis in die Schulbücher brachten, sondern auch in Australien und Kanada veröffentlicht wurden. „Es gibt kaum jemanden unter den zeitgenössischen deutschen Dichtern, der Axel Kutsch nicht etwas zu verdanken hat“, sagt Gerrit Wustmann, Lyriker und Autor und langjähriger enger Freund. Denn Kutsch, der in Bergheim-Ahe lebte, hat nicht nur ein umfangreiches Werk an eigenen Gedichten hinterlassen, sondern auch fast 50 Anthologien herausgegeben.

Bergheim: Frühe Erfolge mit 19 Jahren

Wustmann erinnert sich, wie er als 19-Jähriger sein erstes Gedicht eingereicht hat. Axel Kutsch nahm es in die Anthologie „Blitzlicht“ auf: „Das ist eine wahnsinnige Motivation für einen jungen Dichter.“ Kutschs Ansatz sei es immer gewesen, nicht Elitäres zu sammeln, sondern Dichtung in ihrer Breite darzustellen. „Er hat mir mit wertschätzenden Worten auf die Sprünge geholfen“, beschreibt Ruth Forschbach Axel Kutschs Umgang mit Menschen, die sich der Lyrik annäherten.

Sie ist Mitglied des Autorenkreises Rhein-Erft, dessen Vorsitzender er von 1990 bis 1996 war. In dieser Zeit sei der Autorenkreis mit dem Kulturpreis des Rhein-Erft-Kreises ausgezeichnet worden, erinnert sich Jürgen Streich. Der Frechener Autor nennt Kutsch nicht nur seinen Freund, sondern auch seinen Mentor: „Ich konnte ihn jederzeit um Rat bitten.“

Bis zum 78. Lebensjahr schrieb Kutsch Gedichte

Bis zu seinem 78. Lebensjahr hat Axel Kutsch das gemacht, was ihm wichtige war: Gedichte schreiben und Gedichtsammlungen herausgeben. Der 15. Band seiner Reihe „Versnetze“ ist noch erschienen – im Weilerswister Verlag Ralf Liebe. Dann beendete ein schwerer Schlaganfall das Schaffen. Ralf Liebe, der längst nicht nur Verleger, sondern auch ein Freund geworden war, sagt: „Einen weiteren Band der Versnetze wird es nicht geben.“ Die Reihe sei untrennbar mit Axel Kutsch verbunden. „Aber wir werden weitere Anthologien in seiner Tradition herausgeben.“

Als klar war, dass der Lyriker keine neuen Gedichte mehr schreiben würde, haben seine Tochter Katja Steckstor und Gerrit Wustmann sein Gesamtwerk zusammengetragen. „Am Rande der Sprache steht ein Gedicht“ heißt der Band, der – natürlich – im Verlag Ralf Liebe erschienen ist. Beim Sichten all der Verse und Aphorismen konnten die beiden die Entwicklung von Kutschs Gedichten nachvollziehen. Anfangs meist gesellschaftskritisch und politisch, folgte in den 90er Jahren eine experimentelle Phase. In den letzten 20 Jahren wurden Gedichte zunehmend humorvoll.

Axel Kutsch war ein Meister der knappen Form, der Pointe, die wie aus dem Ärmel geschüttelt erschien. Seine große Liebe zur Sprache und sein feinsinniger, oft hintersinniger Humor sind eine Verbindung, die große Kunst in kleinen, verspielten Vier- oder sogar Zweizeilern aufscheinen lässt. Gerrit Wustmann erinnert sich an die Besuche bei Axel Kutsch in den letzten Monaten, als er im Pflegeheim lag. Zu jedem Dichter sei ihm im Gespräch etwas eingefallen. Und: „Am liebsten mochte er, wenn man ihm Gedichte vorlas.“