Michael Simon erlebt viel in seinem Beruf als Hundetrainer. Über seine Erlebnisse schrieb er jetzt ein Buch.
„Und ich sag noch: Halt ihn fest!“Hundetrainer Michael Simon schreibt über seine Erlebnisse

Über seine Erlebnisse als Hundetrainer hat Michael Simon ein Buch geschrieben.
Copyright: Andrea Floss
Im Grunde ist Hugo friedlich. Allerdings frisst er alles, was nicht gesichert ist, vom Aufnehmer bis zum Zanderfilet. Der übergewichtige Beagle zerrt an der Leine, kläfft Mensch und Hund an, hat einen ausgeprägten Jagdtrieb, findet Autofahren doof und Nachbars Katze ebenso. Hugo kann nicht allein bleiben, zerkaut Schuhe, verfolgt Besuch und Besitzer auf Schritt und Tritt, verwandelt den Garten in eine Kraterlandschaft, besteigt mit Vorliebe Sofakissen und hüpft nachts, wenn seine Besitzer eingeschlafen sind, herum. Es gibt also viel zu tun für den mobilen Hundetrainer Michael Simon aus Hüchelhoven.
Seit 20 Jahren bildet der gebürtige Kölner Hunde und Halter in gewohnter Umgebung aus. Eines Tages beginnt seine Frau Marion – als Degility-Trainerin spezialisiert auf Entschleunigung, Hundebeschäftigung und Ernährung – die teils skurrilen Erlebnisse aufzuschreiben. So entstanden die heiter-nachdenkliche „Erzählungen eines Hundetrainers“.
Hundetrainer Michael Simon bildet seit 20 Jahren Hunde und Halter aus
Bei Manfred Meyer und seiner Frau Margot beißt Simon mit seinem Rat, zuerst etwas zu Hause zu verändern, auf Granit. Während der 66-jährige Simon den skeptischen Zweibeinern geduldig erklärt, dass Erziehung und Regeln drinnen beginnen, spult der dicke Hugo sein komplettes Programm ab. „Den meisten Menschen fällt es unglaublich schwer, konsequent zu sein – weil es anstrengend ist und unbequem“, sagt Simon.
Er kennt sie alle: die mit der hohen Erwartungshaltung, aber wenig Bereitschaft, Veränderungen anzugehen; die, die immer nur den Hund als Problem sehen; die Ängstlichen, die ihr „Männlein“ vor der bösen Welt beschützen wollen, und dabei die Bedürfnisse des Hundes aus dem Blick verlieren; die „Viereckigen“, die alles mit der Brechstange versuchen, und die Zaghaften, die sich nichts zutrauen.
Die manipulative Sissy, eine 18 Monate alte kniehohe Mischlingshündin aus Griechenland, hat es faustdick hinter den Ohren und weiß genau, welche Knöpfe sie bei ihren Menschen drücken muss. Mit konsequenter Führung und entsprechender Auslastung könnte sie sich zu einem tollen Hund entwickeln, wenn da nicht Theo und Jaqueline wären, „statisch-unentschlossen, dafür aber inkonsequent“.
„Michas Hunde 1x1“ orientiert sich nicht am Problem, sondern an den Ursachen. „Jemand, der ständig mit Futter um sich schmeißt, jeder Schwierigkeit aus dem Weg geht, hektisch, laut oder gewalttätig wird, strahlt keine Sicherheit aus.“ Sein Job ist getan, wenn seine Kunden gelernt haben, die eigenen und andere Hunde zu lesen, Verantwortung und Führung zu übernehmen sowie bewusste Körpersprache und richtiges Timing einzusetzen.
Dann klappt es nicht nur mit dem Nachbarn, sondern auch beim Rudelspaziergang in freier Wildbahn. Wanderer und Radfahrer staunten zuletzt auf dem Werwolfwanderweg in Bedburg nicht schlecht, als ihnen 31 Hunde unterschiedlicher Größen mehr oder weniger brav in Reih und Glied entgegenkamen.
Der Spaziergang war mitorganisiert von der „Initiative Kampfhund“. „Hunde sind keine Roboter, jeder bringt sein persönliches Päckchen mit, andere sogar einen ganzen Koffer voller schlechter Erfahrungen und Fehlverhalten, welche wir mit unserer Arbeit in die richtigen Bahnen lenken wollen“, sagt Simon. Sein Ziel: Familientaugliche Hunde zu erziehen, damit sie wieder „des Menschen bester Freund“ werden.
„Und ich sag’ noch: Halt ihn fest!“ von Michael und Marion Simon, 200 Seiten, Books on Demand, Taschenbuch 11,99 Euro, E-Book 6,49 Euro.