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Nach WM-SpielMarokkaner feierten in Bergheim wie ein Weltmeister

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt zahlreiche Marokkaner auf der Straße in Bergheim, die den Sieg ihrer Mannschaft friedlich feiern.

Nach dem Sieg gegen Portugal feierten zahlreiche Marokkaner am Samstagabend in Bergheim den Erfolg.

In Bergheim feierten zahlreiche Fußballfans den Sieg der marokkanischen Mannschaft. Die Polizei stand zwar bereit, musste aber nicht einschreiten.

Eben noch hat er mitten in der Menschentraube auf der Kölner Straße gestanden und ausgelassen mitgefeiert. Nun schnauft Mohamed El Hamouri etwas abseits vom Trubel erst einmal tief durch und sortiert seine Glücksgefühle: „Egal, was noch kommt: Wir fühlen uns jetzt schon wie die Weltmeister. Dass sich Marokko gegen Teams wie Belgien, Spanien und jetzt auch noch Portugal durchgesetzt und das WM-Halbfinale erreicht hat, ist für unseren Fußball der schönste Tag aller Zeiten. Das muss einfach groß gefeiert werden“, strahlt der seit fast 50 Jahren in der Kreisstadt lebende Mann mit marokkanischen Wurzeln, um sich dann gleich wieder ins wilde Getümmel zu stürzen.

Mit Feuerwerk und Autokorso in Bergheim friedlich gefeiert

El Hamouri war einer von ziemlich vielen: Wie schon vier Tage zuvor nach dem Sensationssieg gegen Spanien versetzten viele Hundert freudentrunkene marokkanische Fußballfans die Innenstadt am Samstagabend mit Feuerwerk und Autokorsos auch verkehrstechnisch in einen Ausnahmezustand.  Dabei fing bei Spielbeginn um 16 Uhr alles eher verhalten an. Das Intro-Team um Center-Managerin Stephanie Kessel hatte wieder zum Public Viewing in ein freies Ladenlokal eingeladen. An die 100 meist jugendliche Fans, die sich am Eingang mit Namen und Adresse in die Gästelist eintragen mussten, sorgten für ein volles Haus und ein Sicherheitsdienst für Ordnung.

Riesen Jubel in der 42. Minute

Richtig heftig gejubelt wurde im Intro, als der neue Volksheld Youssef En-Nesyri in der 42. Minute den entscheidenden Treffer zum 1:0-Sieg gegen die Portugiesen erzielte. Ansonsten war bei den bis aufs Äußerste gespannten Fans vor allem Zittern, Bibbern, Fiebern und Daumendrücken angesagt. Dafür brachen dann unmittelbar nach dem Schlusspfiff alle Dämme. Sofort stürmten die Fußballanhänger auf die Fahrbahn der Kölner Straße, auf der sich immer mehr Fans der Grün-Roten einfanden.

Egal, was noch kommt - Wir fühlen uns jetzt schon wie die Weltmeister
Mohamed El Hamouri

Im Gefühl des Triumphs tanzten sie ausgelassen auf der Straße, schwenkten Landesflaggen und Trikots, schlugen Trommeln und stimmten immer wieder Siegesgesänge an. Es wurden auch Feuerwerkskörper gezündet. Die Szenerie wirkte insgesamt zwar ziemlich wild, aber ausufernde Aggressionen waren nicht zu beobachten, zumal beim Feiern kaum jemand Alkohol trank. Die Polizei war mehreren Einsatzfahrzeugen am Ort des Geschehens, sperrte die Kölner Straße vor dem Intro ab der Einmündung Südweststraße frühzeitig auf rund 400 Metern ab und ließ die Fußballfans gewähren. Gleichzeitig formierten sich mehrere Autokorsos, die dauerhupend durch die Innenstadt fuhren und an einigen Stellen für Staus und Engpässe sorgten.

Die Polizei zeigte sich am Sonntag auf Nachfrage zufrieden über den Vorabend. Die Fans feierten ausgelassen und hatten viel Spaß, aber einschreiten mussten die Beamten nicht. Einige Passanten sahen sich das bunte Treiben am Intro aus sicherer Entfernung an. Die meisten von ihnen gönnten den Marokkanerinnen und Marokkanern ihren Spaß. Hätte das deutsche Team in Katar etwas zu feiern gehabt, wäre es auf den Straßen wohl auch nicht viel anders zugegangen, lautete der Tenor der Kommentare.

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