Chemie in Bergheim-KentenUS-Unternehmen Huber hat das Martinswerk übernommen

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Bergheim-Kenten – Überall sind noch Albemarle-Schriftzüge auf dem Werksgelände zu finden, doch ein großes Banner in blau-weiß am Verwaltungsgebäude zeigt es deutlich an: „Herzlich Willkommen bei Huber“ – das Martinswerk in Kenten, das auf die Herstellung von Flammschutzmitteln spezialisiert ist, hat einen neuen Besitzer. Zum 1. Februar ist die Übergabe nach der Genehmigung durch das Kartellamt wirksam geworden, die Belegschaft wurde bei drei Betriebsversammlungen – in jeder Schicht eine – über den Wechsel informiert.

Für das Werk und seine Mitarbeiter ist der Eigentümerwechsel eine gute Nachricht. Anfang 2015 hatte das US-amerikanische Unternehmen Albemarle angekündigt, sich vom Geschäftszweig der Industrieminerale und damit auch vom Martinswerk trennen zu wollen. Und mit dem ebenfalls amerikanischen Unternehmen J.M. Huber Corporation war bald ein Käufer gefunden, der in Kenten nicht unbekannt war.

Schon 2001 interessiert

„Wir waren schon 2001, als Albemarle das Werk kaufte, am Martinswerk interessiert“, sagt der Niederländer Martin Schulting, seit Montag der neue Geschäftsführer in Kenten und damit Chef von fast 500 Mitarbeitern. Das zeige, dass Huber die Produktionsstätte schon lange im Auge habe. Der Kauf des Werkes sei die größte Investition des Unternehmens Huber seit mehr als zehn Jahren. Das Werk ist nun Teil der Geschäftssparte Fire Retardant Additives, also Flammschutzmittel, von Huber Engineered Materials.

Mit dem Kauf wird die Huber-Corporation, die 1883 vom Münchner Auswanderer Joseph Maria Huber gegründet wurde und noch heute in Familienbesitz ist, laut Schulting zum weltgrößten Hersteller von mineralischen und halogenfreien Flammschutzmitteln. „Huber hat zwei Milliarden Dollar Umsatz jährlich, mit dem Martinswerk kommen 200 Millionen Euro hinzu“, sagt Schulting, der Geschäftsführer Arno Quist ablöst. Quist bleibt bei Albemarle, ist aber noch zur Betriebsübergabe einige Tage im Werk.

Durch den Eigentümerwechsel wird das Martinswerk in seiner Stellung aufgewertet. „Der Name Martinswerk GmbH bleibt bestehen“, versichert Schulting. „Der Name ist bekannt und eine starke Marke. Daran wollen wir nichts ändern.“ In der Huber-Corporation soll das Werk für das Europageschäft „gesamtverantwortlich“ sein. Und: Die Zahl der Mitarbeiter soll wachsen. „Rechnungswesen, Einkauf und Kundenbetreuung, die bisher ausgegliedert und in Budapest angesiedelt waren, werden wir wieder nach Bergheim holen“, kündigt Schulting an. „Dafür brauchen wir neue Mitarbeiter.“ Wie viele, sei noch unklar.

Die Chemiefirma Albemarle hatte das Martinswerk 2001 aus dem Schweizer Mutterkonzern „algroup“ herausgekauft und übernommen. Damals galt das Werk, das sich auf Flammschutzmittel spezialisiert hat, als gute Ergänzung zum Unternehmensportfolio. Auch der weltweit agierende US-Konzern stellte Flammschutzprodukte her, jedoch auf der Basis der Halogene Brom, Phosphat und Bor. Die Bergheimer haben sich aber darauf verlegt, das in der Natur vorkommende Aluminiumhydroxid zu veredeln und zu Aluminiumoxid weiterzuverarbeiten. Im Jahr 2014 feierte das nach seinem Gründer, dem Schweizer Industriellen Martin Schindler, benannte Werk seinen 100. Geburtstag.

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