„Die Pferdeprofis“Sandra Schneider hilft auf dem Glessener Rosenhof Ross und Reiter

Auf Augenhöhe: Eyota darf sich in der Reithalle wälzen, Sandra Schneider hockt ganz entspannt daneben.
Copyright: Jürgensonn
- Sandra Schneider, bekannt aus der Fernseh-Serie „Die Pferdeprofis“, macht auf dem Rosenhof in Bergheim-Glessen aus Problempferden zuverlässige Reittiere.
- Kaltblut Maximus erweist sich als schwieriger Fall.
Bergheim-Glessen – Maximus mag nicht. Und wenn jemand etwas von ihm will, was ihm nicht passt, hat er eine ebenso einfache wie wirkungsvolle Strategie: Er geht. Dann hält ihn nichts und niemand auf. Niemand? Das soll sich ändern. Sandra Schneider will ihm Benehmen beibringen.Ein bisschen ist es wie der Kampf von David gegen Goliath. Maximus ist ein Kaltblutpferd, dafür gezüchtet, mächtige Baumstämme aus dem Wald zu schleppen oder schwere Wagen zu ziehen. Sandra Schneider ist Westerntrainerin, Fernsehzuschauern bekannt als „Pferdeprofi“ (siehe „Gewaltfreier Umgang“). Er wiegt 1200 Kilo, sie 55. „Es würde mir auch nichts nützen, wenn ich 120 Kilo wiegen würde“, sagt sie nüchtern. Hier ist nicht Kraft gefragt, sondern Köpfchen.
Gewaltfreier Umgang
Sandra Schneider und Bernd Hackl sind „Die Pferdeprofis“ bei Vox (ab 19. März wieder samstags, 19.10 Uhr). 2010 hatte die Produktionsfirma bei Schneider angefragt. Schneider und Hackl setzen auf gewaltfreien Umgang mit Pferden.
Den Umgang mit falsch erzogenen oder traumatisierten Pferden hat Schneider außer in den USA an mehreren Pferde-Unis gelernt. Unter anderem bei bekannten Ausbildern wie Peter Kreinberg und Michael Geitner – „tollen Lehrern“, wie sie sagt.
Vor ein paar Tagen ist Maximus auf dem Rosenhof in Glessen eingezogen, wo sich Sandra Schneider seit Sommer 2014 um Problempferde kümmert.
Gestern hat er schon gezeigt, was 1200 Kilo Pferd so anrichten können, wenn sie nicht erzogen sind und um ihre Kraft wissen. Sandra Schneider hatte ihn in den Roundpen geführt, einen solide eingezäunten runden Platz. Der gefiel ihm offensichtlich nicht, also ging er. Dass das Tor zu war, störte ihn wenig, er marschierte einfach durch. Heute – das Tor ist repariert – beschließt er, erst gar nicht hineinzugehen.

Patrick Binding lernt auf dem Rosenhof den richtigen Umgang mit Pferden und auch Reiten.
Copyright: Jürgensonn
Immerhin macht er ein paar Schritte in die richtige Richtung. Prompt kommt das Lob, das eine gute Million Pferdefreunde quer durch die Republik aus dem Fernsehen kennt: „Priiiima“, sagt Sandra Schneider. Über die Zahl der „I“ kann man ebenso streiten wie darüber, ob das nun nervtötend oder beruhigend ist. Maximus jedenfalls versteht die Botschaft und entspannt sich.Angefangen hat Schneider wie so viele Pferdemädchen: auf dem Ponyhof in der Nachbarschaft. An regelmäßigen Reitunterricht oder gar ein eigenes Pferd war nicht zu denken. Beruflich landete sie später im Auswärtigen Amt, war viel im Ausland unterwegs. Bis sie mit 30 reif war für eine Auszeit. Ein halbes Jahr arbeitete sie in New Mexico auf einer Ranch, die auf Problempferde spezialisiert war. Zurück in Deutschland, machte sie sich selbstständig.
Eine Gehörige Portion Geduld gehört dazu
War das nicht ein ziemlich großes wirtschaftliches Risiko? „Es hat von Anfang an funktioniert“, sagt Sandra Schneider. „Wenn du gut bist, kommen die Leute zu dir.“ Was nicht überheblich klingt, sondern ganz selbstverständlich. Und mit genau diesem gelassenen, freundlichen Selbstbewusstsein geht sie auf Pferde zu. Dazu kommt eine gehörige Portion Geduld, Aufgeben hat sie nicht im Repertoire. Allenfalls die Pferdebesitzer gäben manchmal auf, sagt sie – wenn der Weg vom Problempferd zum verlässlichen Reitpferd doch zu lang und zu teuer würde. Denn eines stellt Sandra Schneider klar: „Das ist hier keine Reparaturwerkstatt.“ Sein Pferd abliefern und irgendwann kuriert wieder abholen funktioniere nicht. Denn meistens müssten die Besitzer mehr lernen als ihr Vierbeiner.

Sie kämpfen eindeutig nicht in derselben Gewichtsklasse: Maximus wiegt 1200 Kilo, Sandra Schneider 55.
Copyright: Jürgensonn
Eyota hat schon eine Menge gelernt. Vor kurzem konnten die Fernsehzuschauer noch miterleben, wie der Schecke mit Buckeln und Toben seine Besitzerin in die Flucht schlug. Heute zeigt er sich artig. Patrick Binding, der bei Schneider in Ausbildung ist, führt ihn durch die Halle. Dass dort gerade ein Trecker einfährt, um den Boden aufzuarbeiten, ist für die Pferdetrainerin eine willkommene Gelegenheit, die Tiere an stressige Situationen zu gewöhnen. Bis Maximus so etwas aushält, dürfte es allerdings noch ein wenig dauern. Ein paar Sekunden im Roundpen hat er heute aber schon ertragen.Ob und wie Sandra Schneider es schafft, aus dem ungezogenen Riesen mit seiner fatalen Mischung aus Unsicherheit und Sturheit ein braves Pferd zu machen, sieht man in einer der nächsten Folgen der Pferdeprofis. Dann wird Maximus ein Fernsehstar.Sandra Schneider nimmt ihre zunehmende Bekanntheit gelassen. Nein, im Supermarkt werde sie noch nicht angesprochen. Nur auf Partys sei es ein bisschen lästig, dass fast jeder ihr von seinem Pferd erzählen wolle: „Ich würde mich gern mal über etwas anderes unterhalten.“