Heute nutzen die Bergheimer Pfadfinder vom Stamm der „Nibelungen“ das Wahrzeichen der Kreisstadt.
Wir öffnen TürchenSo verwinkelt ist es im Aachener Tor in Bergheim

Das Aachener Tor ist das Wahrzeichen der Stadt Bergheim. Es wurde im Mittelalter gebaut und war auch Folterkammer und Gefängnis.
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Die Adventszeit: Sie hat etwas Magisches, etwas Besinnliches und auch noch etwas Geheimnisvolles. Es (sich) zu bewahren, wird nicht einfacher, aber es lohnt sich. Wir treten mit Ihnen bis Heiligabend durch geheimnisvolle Türen, die üblicherweise verschlossen oder für die nur wenige den Schlüssel haben. Wir blicken in die verborgenen Räume hinein und erzählen die Geschichten hinter ihren Türen. Heute: das Aachener Tor in Bergheim.
Bergheim: Nur eine kleine Pforte führt in das Wahrzeichen der Stadt
So mächtig und riesig und trutzig das Aachener Tor auch sein mag – in sein Inneres führt nur eine kleine Pforte. Die Schlüssel zu den beiden Schlössern trägt Michael Schneider. Er ist bei den Pfadfindern vom Stamm der „Nibelungen“, die das Tor heute als Vereinssitz nutzen, der Hüter des Tores.

Eine kleine Pforte mit zwei Schlössern führt ins Aachener Tor. Michael Schneider von den Bergheimer Pfadfindern öffnet sie.
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Durch das Tor, das im 14. Jahrhundert errichtet wurde, führte einst die Fernhandelsstraße Köln-Jülich-Antwerpen. Das kleine schwarz-gelbe Türchen an der Innenseite öffnet den Blick in den Bau aus Backsteinen, Basalt und Trachyt. Schießscharten und massive Holztüren mit schweren Beschlägen erinnern daran, als was das Tor einst diente: als Gefängnis und Folterkammer. Grausame Hexenprozesse fanden hier statt.

Die Adventsserie steht unter dem Motto „Türen im Advent“.
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Friedlich genutzt wird der Verteidigungsbau schon seit genau 100 Jahren. Ab 1925 diente er den Bergheimern als Heimathaus. „Wir Pfadfinder nutzen das Tor bereits seit unserer Gründungsfeier im Jahr 1947“, sagt Schneider. Nach einem Brand im Jahr 1956 erhielt das Aachener Tor ein anderes Äußeres. Der Dachstuhl war dem Feuer zum Opfer gefallen, das neue Dach und auch die Türme streben stärker dem Bergheimer Himmel entgegen.

Eine steile Treppe führt zu den zahlreichen Räumen im Aachener Tor.
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Eine steile Treppe führt hinauf zu den Räumen, die das Aachener Tor beherbergt – es sind weit mehr und weit größere, als man von außen vermuten mag. Die Pfadfinder verfügen hier über einen Jungenraum, einen Mädchenraum, einen Raum für die Erwachsenen, Konventzimmer genannt, eine selbstgebaute Küche und getrennte Toiletten samt Dusche.
Prunkstück des Tores ist der sogenannte Rittersaal, der sich genau über der Durchfahrt befindet, ein großer Raum mit hoher Decke. An den Fenstern befinden sich hölzerne Fensterbänke, die erst bei der Sanierung des Tores vor einigen Jahren zum Vorschein gekommen sind. Zu sehen sind darauf eingeschnitzte Figuren und Buchstaben, sinnvoll zu entziffern sind sie allerdings nicht. „Vermutlich haben Häftlinge oder Bewacher sie hinterlassen“, sagt Schneider.

Zahlreiche Räume sind im Aachener Tor zu finden, hier der sogenannte Rittersaal.
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Wer gedacht hat, dass damit alle Räume im Tor erwähnt sind, liegt falsch. Im untersten Geschoss, in dem bei Ausgrabungen vor Jahren eine Latrine entdeckt wurde, befindet sich ein Lagerraum. Und unter dem ungedämmten Dach trocknen die Pfadfinder ihre riesigen Zelte. Hier sind auch Schränke der Pfadfindergruppen zu finden, die Nibelungen-Namen wie Siegfried, Fafnir oder Günther tragen.

Zahlreiche Räume sind im Aachener Tor zu finden, hier die selbstgebaute Küche der Pfadfinder.
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Das Innere des Aachener Tors – das die meisten Menschen nie zu Gesicht bekommen, ist für die Pfadfinder ein Paradies. Jungen, Mädchen und Erwachsene kommen in dem mittelalterlichen Backsteinbau einmal pro Woche zu gemeinsamen Abenden zusammen. Es wird gesungen, gebastelt oder geplant, was beim nächsten Zeltlager unternommen wird. „Das Gebäude ist ein Traum“, sagt Schneider.

Zahlreiche Räume sind im Aachener Tor zu finden, hier der Raum für die erwachsenen Pfadfinder, Konventzimmer genannt.
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Kaum bekannt seien die Führungen durch das Aachener Tor, berichtet Schneider. Drei- bis viermal im Jahr können bis 30 Personen das Wahrzeichen besichtigen, aus Brandschutzgründen sind nicht mehr erlaubt. Die Führungen organisiert die Stadt Bergheim.

